Gespräche auf Augenhöhe: Fest der Begegnung in der Babenhäuser Kaserne

Tobias Soppart vom Arbeiter Samariter Bund, tat sich schwer bei seiner Eröffnungsrede zum Fest der Begegnung. Schwer, allen zu danken, die tatkräftig mitgeholfen haben. Der Leiter der Hessischen Erstaufnahme Einrichtung (HEAE) Babenhausen, zählte so viele Personen, Vereine oder Helfer auf, die täglich gute Arbeit leisten, um die Asylsuchenden in der alten Kaserne zu unterstützen. Gleichzeitig bat er um Entschuldigung, falls jemand in seiner Rede vergessen wurde. Täglich sind in der Einrichtung zwischen 150 und 200 Helfer, Arbeiter und Ehrenamtliche.

Das Fest der Begegnung ist deutschlandweit wohl einmalig. Ein Familienfest mit allem drum dran. Im Vordergrund steht der Gedanke der Integration und damit einhergehend, die Kommunikation zwischen Babenhäusern und Flüchtlingen. Acht Dolmetscher sollten in verschiedenen Sprachen, den Kontakt zwischen Bürger und Bewohnern der HEAE herstellen. So konnten Eindrücke, Befindlichkeiten und Meinungen ausgetauscht werden, auf einer Ebene, welche sonst nur sehr selten entsteht – gegenseitig auf Augenhöhe.
„Mit diesem Fest wollen wir uns bedanken. Bei allen Helfern und bei den Flüchtlingen selbst. Alle die ihren Teil dazu beitragen, dass mittlerweile so viele Sachen so gut funktionieren“, so Soppart. Aber auch den Babenhäusern soll „nach einer anfänglich schwierigen Zeit“ gedankt werden. Das Fest der Begegnung spiegelt „das Feedback der Bewohner wieder und ist somit auch gleichzeitig eine weitere große Feedbackrunde für uns“, führte Soppart aus.
Gefeiert wurde auf dem Gelände rund um und in der Turnhalle der Kaserne. Diese ist seit April geräumt. „Wir haben es dann geschafft die Asylsuchenden in den instandgesetzten Wohnhäusern unterzubringen. Das hat die Lage auch mit entschärft.“ So war es möglich, dass in der Halle eine Bühne sowie verschiedene Stände mit orientalischen Leckereien, aufgebaut werden konnte.
Mit reichlich Programm wurden die Besucher von zwölf bis 19 Uhr unterhalten. Eine junge Pakistani trug ein Volkslied aus ihrer Heimat vor. Auch die Girlsband „The Peaceful Devils“, hatte einen Auftritt in der Halle. Im Gemeinschaftsraum konnte zusammen Billard, Airhockey oder Tischtennis gespielt werden. Kinderschminken und Kaffee und Kuchen trafen im Außenbereich auf Henna-Malen (eine Kunst der Körperbemalung).  Über 50 Kuchen spendeten die Kirchengemeinden Babenhausens für das Fest. Eine Hüpfburg sowie ein Pizza- und Grillhähnchenstand rundeten das Gesamtbild ab. Mit der Anwesenheit der Rettungshundestaffel wurde ein weiteres Highlight gesetzt.
Doch mussten auch die Sicherheitsvorkehrungen stimmen. Über 35 Sicherheitsmänner und Frauen überwachten das Geschehen am Sonntag. Taschenkontrollen am Eingang waren unabdingbar. Aber es blieb friedlich. Was nicht zuletzt auch an der gelösten Atmosphäre lag, welche die Veranstalter erzeugt hatten. Ob beim Tischtennismatch oder den Gesprächen mittels Dolmetscher. Kommunikation stand an erster Stelle.
Tobias Soppart wirkte im Gespräch glücklich und dankbar, ein Fest mit diesem Ausmaß fast kostenneutral auf die Beine gestellt zu haben. „Der Aufwand lohnt sich. Schon allein, um etwas zurückzugeben. So viele Arbeitsstunden die hier ehrenamtlich investiert werden. Das ist nicht selbstverständlich und ich hoffe wir konnten auf diese Weise unseren Dank ausdrücken.“     mro

 

 

Die aktuelle Lage in der HEAE Babenhausen

„Das Engagement der Bürger ist ungebrochen“, beschreibt Tobias Soppart die Willkommenskultur in unserer Stadt. Nicht nur das HEAE selbst, auch die bewohnenden Personen werden unterstützt. So nehmen Jugendliche aus beispielsweise Syrien oder Pakistan, regelmäßig am freitäglichen Treff der Babenhäuser Jugendförderung teil. „Ein wichtiger Schritt in Richtung Integration.“
Aktuell bewohnen 297 Asylsuchende die Kaserne in Babenhausen. Eine Zahl im Wandel. Denn „Prognosen sind nicht möglich“, so Roland Kramer vom Regierungspräsidium Gießen. Der Trend jedoch schon, das zeigten die vergangenen Monate. „Es wird weniger. Die meisten Menschen, die momentan auf die Erstaufnahmelager verteilt werden, gelangen durch Schleuser in unser Land“, erklärte Kramer im Rahmen des Festes der Begegnung am Sonntag. Außerdem „kommen vermehrt Familien nach Deutschland. Deren Anteil ist momentan größer als die Zahl der einreisenden Einzelpersonen.“ Der Höchststand an Personen, die im Babenhäuser Lager Zuflucht fanden, beziffert Soppart auf „1100. Momentan sind wir allerdings nur noch auf 800 Personen ausgelegt”. Der Tiefststand lag bei 140 Flüchtlingen. Das ist ein Grund, warum die, laut Soppart, „heiße Phase“ überstanden ist. Als vor ca. einem Jahr das Lager eröffnete, wurde viel Unmut laut. Von Schlägereien, Diebstahl und Müll war die Rede. Alles Probleme die mittlerweile gelöst sind. Es musste etwas getan werden. Das Team um Lagerleiter Soppart setzte deshalb verschiedene Maßnahmen in die Tat um. Von Sportangeboten bis hin zu wöchentlichen Versammlungen um die Problematik klar anzusprechen. Auch sammeln die Flüchtlinge regelmäßig den Müll rund um die Kaserne ein.
Zu Beginn waren die Flüchtlinge auf Feldbetten in der Turnhalle untergebracht. „Das war schwierig. Keine Privatsphäre oder Rückzugsorte“, erklärte Soppart. Nach Instandsetzung der Wohngebäude, konnte die Turnhalle im April geräumt werden. Seitdem ist Aufteilung nach Geschlechter möglich. Ein Schutzkonzept des Regierungspräsidums. Soppart: „Männer und Frauen leben getrennt auf jeweiligen Etagen. Auch Familien haben ihre Wohnbereiche.“ Trotzdem Verbesserungsmöglichkeiten gäbe es immer. So wird momentan das ehemalige Boardinghaus der Kaserne umgebaut, um die Personen (dann in Vierbettzimmer) „effizienter“ unterzubringen. Der Bau soll bis Ende November fertig sein.  
Die Organisation, für die das Präsidium in Gießen zuständig ist, funktioniere jetzt „besser“, so Kramer. Was sich auch an der Verweildauer der einzelnen Personen in der HEAE zeigt. „Im Durchschnitt bleiben die Menschen zwischen einer Woche und drei Monaten in der Erstaufnahme“, sagte Kramer, „Fälle die längere Zeit in einem Lager bleiben (4-7 Monate) sind jetzt die Ausnahme.“  
Das Bestehen des HEAE Babenhausen wurde kürzlich um fast ein Jahr verlängert. Bis zum 30.06.2017 werden Flüchtlinge in der Kaserne wohnen.     mro

 

 

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21. Oktober 2016 - 10:10

ein paar Fragen...

297 Asylsuchende und 150 bis 200 Helfer, Arbeiter und Ehrenamtliche täglich - was für eine Relation - wie sieht eigentlich die Relation in Krankenhäusern und Altersheimen aus? Üblicherweise wird bei Berichten über Feste immer eine Aussage über die Besucherzahl getroffen. Hier leider Fehlanzeige. Wenn ich mir die Fotos anschaue, dann kann ich da keine Menschenmassen erkennen, noch nicht mal 500 (297+200) Personen. Wieso werden keine Fotos veröffentlicht die mehr Besucher zeigen - weil keine da waren oder warum? "Von Schlägereien, Diebstahl und Müll war die Rede" - war nur die Rede davon (also üble Nachrede) oder sind diese tatsächlich vorgekommen? Es macht keinen guten Eindruck wenn jemand versucht die Wahrheit (vgl. Polizeiberichte) durch kreative Wortwahl zu verschleiern. "Über 35 Sicherheitsmänner und Frauen überwachten das Geschehen am Sonntag. Taschenkontrollen am Eingang waren unabdingbar. Aber es blieb friedlich." - Was wurde erwartet - wie kommt man zu der Aussage dass es unabdingbar war? Glaubte man dass Horden von Babenhäusernern die Kaserne stürmen und Randale machen oder dass rechtsradikale Schläger in Scharen einfallen (das könnten die jeden Tag machen) oder traute man den Bewohnern nicht? Wieso wurde wenn man damit rechnete dass es nicht friedlich bleibt nicht im Vorfeld darauf hingewiesen?



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