Den absoluten Spitzenwert erreicht die Kirchengemeinde, die zwar nicht mehr zum Landkreis Darmstadt-Dieburg zählt, wohl aber zum Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald: In Winterkasten machten 53,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Kreuzchen (2009: 55,2 Prozent), gefolgt von Messel mit 39,6 Prozent, Nieder-Klingen mit 36,3 Prozent und Ober-Klingen mit 35,1 Prozent.
Für Winterkastens Pfarrer Sebastian Hesselmann ist die hohe Wahlbeteiligung ein Zeichen dafür, „dass die Leute ihre Kirche im Dorf haben wollen“. Er führt sie auch auf die gute Werbung mit Brötchentüten, Plakaten und Postkarten zurück. „Kirche hat etwas mit Heimat zu tun“, sagt Hesselmann. Winterkasten ist eine der fünf Kirchengemeinden, die allgemeine Briefwahl gemacht haben. Nichtsdestotrotz sei auch das Wahllokal am Sonntag gut besucht gewesen – 16 Prozent der Stimmen seien erst da abgegeben worden, sagt der Pfarrer.
Die schlechteste Wahlbeteiligung hat Münster mit 9,6 Prozent (2009: 9,6 Prozent). Warum? „Das fragen wir uns auch“, sagt Pfarrer Christoph Sames. Der Vorstellungsgottesdienst der Konfirmanden sei mit knapp 200 Menschen sehr gut besucht gewesen. Dass so wenige danach zu Urne gegangen sind, findet er „sehr bedauerlich“. Münster sei katholisches Gebiet, zudem gebe es in der Kirchengemeinde eine sehr hohe Fluktuation mit über zehn Prozent Zu- und Wegzüge pro Jahr, sagt Sames.
Die durchschnittliche Wahlbeteiligung im Dekanat Vorderer Odenwald liegt mit 21,9 Prozent etwas höher als der Landesdurchschnitt mit etwa 18,5 Prozent. 2009, vor der Fusionierung der Dekanate Reinheim und Groß-Umstadt zum Dekanat Vorderer Odenwald, lag die Wahlbeteiligung im Dekanat Reinheim bei 24,0 Prozent und im Dekanat Groß-Umstadt bei 24,8 Prozent.
„Ein ermutigendes Zeichen für unsere Kirche“
In den Kirchenvorständen – das entspricht dem Landestrend – sind Frauen mit rund 60 Prozent der Sitze in der Mehrzahl. Auf Dekanatsebene sind die Kirchenvorstände in Schlierbach und Raibach sogar komplett in Frauenhand. Mit rund 36 Prozent ist die Altersgruppe von 50 bis 59 Jahren am stärksten vertreten; die unter Dreißigjährigen machen – ohne die erstmals gewählten Jungdelegierten – rund sechs Prozent aus.
„So viele bauen am Haus der Kirche und Gemeinden“, sagt Dr. Michael Vollmer, Präses des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald. „Die Kirchenvorstandswahl am gestrigen Sonntag hat wieder gezeigt, dass mehrere tausend Menschen im Kirchengebiet bereit sind, hierfür auch Leitungsaufgaben zu übernehmen. Das ist ein ermutigendes Zeichen für unsere Kirche.“ Er danke allen, die durch ihre Kandidatur zum Kirchenvorstand die Bereitschaft gezeigt hätten, Verantwortung zu übernehmen, sowie den ehrenamtliche Helferinnen und Helfern in den Wahllokalen und denen, die die Kirchenvorstandswahl seit Wochen vorbereitet hätten und in der nächsten Zeit dann abschlössen – den Wahlvorständen, den Gemeindesekretärinnen und den Verwaltungsfachkräften im Dekanat, so Vollmer.
Im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald, zu dem 40 Kirchengemeinden mit knapp 60.000 Mitgliedern zwischen Reichelsheim und Winterkasten bis nach Babenhausen gehören, kandidierten 440 Frauen und Männer für 336 Sitze. 52.971 Wahlberechtigte waren zur Wahl aufgerufen. In Lengfeld wurde nicht gewählt, Sickenhofen wählt am 21. Juni. Den größten Kirchenvorstand hat Babenhausen mit 14 Mitgliedern, die kleinsten Kirchenvorstände haben Schlierbach, Harpertshausen und Raibach mit je vier Mitgliedern. Mit Brötchentüten, Postkarten, Plakaten und großen Bannern hatten die Kirchengemeinden auf die Wahl aufmerksam gemacht.
(Text/Foto: S.Rummel)
Kommentare