„Lieber glücklicher Tierpfleger als unzufriedener Bänker“: Projekttage zur Job-Info-Börse

„Wollen wir die Zehn-Minuten-Pause durcharbeiten und dafür eine halbe Stunde früher Schluss machen?“ Bei so einem Angebot kann die Klasse der neunten Jahrgangsstufe gar nicht anders, als zuzustimmen, was Michael Spiehl von der Jugendförderung ein Lächeln ins Gesicht malt.

Anlässlich der jährlichen Job-Info-Börse am 1. März werden die Schüler bei Projekttagen auf die Veranstaltung vorbereitet. „Die Jugendlichen haben noch kein Gefühl dafür, dass es für sie bald ernst wird. Schon im Herbst dieses Jahres müssen die Bewerbungen rausgehen“, beschreibt Michael Spiehl die Situation der Neuntklässler. Denn der Vorlauf für eine Ausbildung beträgt ein Jahr und das Studium kommt für einen Großteil der Klasse nicht in Frage. Auch Klassenlehrerin Heike Vogel - die den Unterricht in Arbeitslehre, Sport, Biologie und Klassenrat gibt - steht der Möglichkeit auf ein Studium skeptisch gegenüber: „Bei der Umfrage, ob Studium oder Ausbildung, hat ein Großteil der Klasse bei Studium die Hand gehoben. Aber ich denke, dass nur ein kleiner Teil die nötigen Voraussetzungen dafür erfüllt.“ Bei Einigen ist sich die Klassenlehrerin sogar sicher, dass sie das für ein Studium benötigte Abitur schaffen. Für die anderen sieht Vogel in dem Projektunterricht die Chance, eigene Fähigkeiten zu entdecken und sich ein Bild über interessante Ausbildungsberufe zu machen. Mit dabei sind unter anderem Unternehmen direkt vor Ort wie der DM-Drogeriemarkt, Ankenbrand Autoservice oder der Zweiradshop-Niederhöfer. Auch die Palette der vorgestellten Berufe ist weit gefächert, angefangen bei Mechatroniker/-in und IT-Systemelektroniker/-in über Industriekaufmann/-frau bis hin zur Fachkraft für Abwassertechnik. Aber auch die Hochschule Darmstadt nimmt an der Infobörse teil mit Studiengängen wie Digital Media, Biotechnologie oder Online-Journalismus. Doch bis es so weit ist, werden die Schüler in den Projekttagen auf die Berufsmesse vorbereitet. „Jeder Schüler sucht sich zunächst einen Beruf aus und recherchiert dazu die Tätigkeit, die Zugangsvoraussetzungen und die Dauer der Ausbildung“, erklärt Klassenlehrerin Vogel. Die Informationen werden dann auf einem Plakat notiert und später für alle aufgehängt.

Für die Info-Börse trägt jeder Schüler fünf Betriebe auf einen Wahlzettel ein, von denen er später drei besuchen wird. Hierzu sind einige Unternehmen direkt per Fuß erreichbar, zu anderen Stationen werden die Jugendlichen mit Bussen gebracht. Es folgt eine „Offene Phase“, wo sich Schüler und Eltern frei an den Info-Ständen der Firmen informieren können. Michael Spiehl lobt an der Veranstaltung, dass sie persönlicher ist als zum Beispiel Besuche im biz (Berufsinformationszentrum) und der direkte Kontakt zu den potenziellen Arbeitgebern gefördert wird.

Seit 15 Jahren wird die Job-Info-Börse an der Joachim-Schumann-Schule veranstaltet und seit 10 Jahren wird der Projektunterricht dazu ausgerichtet. „In der Regel werden die Jugendlichen über 50 Jahre in ihrem Beruf tätig sein und da sollten sie sich etwas aussuchen, was ihnen auch Spaß macht. Es macht keinen Sinn, jeden Morgen mit einer Schnute aus dem Bett zu steigen und zu seiner verhassten Arbeit zu fahren“, beschreibt Michael Spiehl sein Anliegen. Dass sich bei Nachfrage ein Großteil der Klasse für den Wunsch nach der Vereinbarung von Familie und Beruf ausspricht, überrascht den Sozialpädagogen. Nur zwei Schüler wollen sich allein aufs Geldverdienen und die Karriere konzentrieren.   fhp

Michael Spiehl berät die Jugendlichen bei Fragen über sämtliche Ausbildungsberufe und hilft bei der Suche nach den persönlichen Fähigkeiten.

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