Eine Naturschutz-Bilanz des Jahres 2012: Vielfältige Naturschutzarbeit im Dieburger Land

Im Jahre der Artenvielfalt waren die Aktivitäten der Kreisorganisationen von HGON, NABU und der Ortsbeauftragten für Vogelschutz wieder äußerst vielfältig.

Abertausend Arbeitsstunden wurden von den genannten Organisationen investiert, um dem großen Ziel der Erhaltung der Artenvielfalt näher zu kommen. In der Region ist schon vieles gelungen, aber bestimmte negative Entwicklungen konnte man nicht umkehren, wie z. B. die Rückgänge von Vogelarten der Feldfluren und Wiesen. Und so musste bei der ersten Versammlung der Naturschützer festgestellt werden, dass das globale Ziel, bis 2010 den Rückgang der Arten zu stoppen, verfehlt wurde: Die von der Politik zu erbringenden Leistungen und gesetzlichen Vorgaben reichen überall und auch in Deutschland nicht aus, die Ziele im Natur- und Artenschutz zu erreichen.

So führte Fritz Fornoff in Vertretung von Lothar Jacob aus, dass z. B. Hessen bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie stark hinter den Zielen liegt: weniger als 10 % der bis 2015 geplanten Maßnahmen sind durchgeführt (z. B. kaum 100 km von geplanten 2140 Flusskilometern). Im Dieburger Bereich sieht es etwas besser aus. Auch hinsichtlich Windenergie nimmt Hessen einen hinteren Platz ein. Die für die Vogel- und Fledermauswelt dadurch entstehenden Risiken müssen beim Ausbau entschärft werden, wozu noch viel Forschungsarbeit notwendig wird. Die Bundesrepublik macht beim Klimaschutz gute Fortschritte, aber bis zur wirklich nachhaltigen Entwicklung ist es noch ein langer Weg.

Otto Diehl gedachte dann des legendären 1991 verstorbenen Gründers und Ideengebers der HGON Willi Bauer, der mit seiner Aussage 1983 die Klimaprobleme klar umrissen hatte: „Die nächste …. globale Krise, ausgelöst durch die CO2-Konzentration in der Atmosphäre, mit ihren Auswirkungen auf das Klima, und damit auf Wasserhaushalt, wie Land- und Forstwirtschaft ist zwar erkannt, die Abwehrmaßnahmen stecken jedoch noch im Vorfeld. Wen interessiert schon, was 2010 oder 2020 geschehen wird?“ Diehl: Heute stecken wir in diesem Zeitraum und sehen, dass wir global gesehen kaum weiter gekommen sind, die CO2-Emissionen weiter zulegen.

Die Zusammenarbeit mit dem Forstamt Dieburg lobte er und stellte heraus, dass es als eines der Pilotforstämter für die Wald-Naturschutzleitlinie Anstöße aus dem Naturschutz eingebracht hat. Auch die jährlichen gemeinsamen Pflegeplanbesprechungen für die Naturschutzgebiete verlaufen in guter Atmosphäre.

Positiv sah er die Entwicklung bei der Entschärfung von Strom-Überlandleitungen gegen Elektrotod von Großvögeln: Die HSE ist hier sehr kooperativ und schließt in diesem Winter die notwendigen Schutz-maßnahmen ab.

Rindenbrand an Hochstammobst bringt neue Herausforderungen bei der Baumpflege.

Neben den Feld- und Wiesenvögeln haben auch die Greifvögel mehr und mehr Probleme an genügend Nahrung zu kommen: Für Bussarde, Turmfalken oder Eulen als Mäusejäger sind Mais-äcker „Nullflächen“, nur Wildschweine können profitieren.

Beim Bestand schwankender oder wieder eingebürgerter Arten gibt es unterschiedliche Bilanzen: Die Schleiereule zeigt mit 6 Bruten leichte Erholung auf niedrigem Niveau und neue Eulenstuben in Kirchen sollen Hilfe bringen. Der Steinkauz hatte, dank vieler neuer Brutröhren in den letzten Jahren, ein gutes Jahr mit 44 Bruten (2002 ca. 20 Bruten!) und 132 Jungen! Gut ging es auch dem Uhu bei uns, während beim Wanderfalken nur 2 Brutpaare festgestellt wurden. Der sehr heimliche Waldbewohner Ziegenmelker verzeichnet Rückgänge und eine Zählaktion soll im Frühjahr 2013Klarheit bringen. Bei der Wasseramsel waren 10 Bruten zu verzeichnen. Der Vogel des Jahres 2012, die Dohle, zeigt nach dem Verschwinden Ende der 70er langsam wieder einen Aufwärtstrend auf z. Zt. ca. 30 Paare bei uns. Auch Spuren von Luchs und Wildkatze sind in der Umgebung gefunden worden. Dem wird weiter nachgegangen..

Herauszustellen sei auch das Engagement des Förderwerkes Natur in Langstadt, bei der Ersteigerung des „Fledermausbahnhofes“ in Mümmling-Grumbach, wo ca. 1500 Große Mausohren (das zweitstärkste Quartier in Hessen) ihre Wochenstube haben, die jetzt gesichert werden kann.

Abschließend ging Otto Diehl auf die beiden offiziellen Pflegestationen in der Region ein: Valeria Ehrhardt rettet mit besonderer Hingabe und außerordentlichen Kenntnissen in Pflege, Ernährung und Haltung jährlich um die 800 Kleinvögel aus dem Dieburger Land und im weiteren Umfeld. Bei Dirk Diehl in Langstadt finden Greifvögel, Eulen und Fledermäuse eine Heimstatt, wenn sie verletzt sind oder an Vergiftungen leiden. Beide Pfleger kostet die Tätigkeit viel Zeit und auch Geld, das bis jetzt teilweise durch Zuschüsse des Förderwerkes Natur, des NABU und des Kreises ersetzt wird.

Die wichtige Einbeziehung der Bevölkerungen in das Thema Artenschutz und Naturschutz erfolgte durch insgesamt etwa 160 Exkursionen und Vorträge durch die örtlichen NABU-Gruppen, fast 50 Naturveranstaltungen und Vorträge in der Naturschutzscheune, davon ca. ein Viertel für Kinder. Entsprechende Pressearbeit zur Ankündigung und Kommentierung der Aktivitäten sorgte für die entsprechende Information der Bürger.   loj

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