Metamorphose des Langstädter Bahnhofs: „Jede Altbausanierung braucht Zeit und ein sorgfältig ausgearbeitetes Konzept“

Die Zeiten des Verfalls sind zu Ende: Der historische Bahnhof in Langstadt wird nun saniert.

Das historische Bahnhofsgebäude am Langstädter Bahnhof ist 120 Jahre alt. Die überwiegende Zeit gehörte es der Bahn, beherbergte eine Wartehalle, Gepäck- und Fahrkartenschalter und war Arbeitsplatz für zahlreiche „Eisenbahner“. 2011 wurde das Gebäude verkauft. Nach dem Besitzerwechsel gingen viele davon aus, dass das Bahnhofsgebäude bald saniert würde. Doch lange geschah nichts, das Haus verfiel zusehends.

Im März haben nun die Sanierungsarbeiten am Bahnhofsgebäude in Langstadt begonnen und sie gehen so zügig voran, dass man ohne Übertreibung sagen kann: der Anblick des Bauwerks ändert sich wöchentlich. An und in allen Bereichen des Bahnhofsgebäudes wird gearbeitet, oftmals gleichzeitig. Zunächst wurde das Gebäude entkernt, um später die ehemalige Wartehalle, Gepäckaufbewahrung und Fahrkartenschalter umzubauen in Veranstaltungsräume, die für Geburtstagsfeiern, Jubiläen und ähnliches gemietet werden können, wie Eigentümer Hans Goll erklärt.
Der Bauunternehmer aus Groß-Umstadt hatte den Langstädter Bahnhof vor 14 Jahren erworben. Bald darauf hatte sich der Trägerverein „Netzwerk Bahnhof  Langstadt“ gegründet, der die Räume im Erdgeschoss für kulturelle Veranstaltungen und Kunstaktionen nutzen und der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. Zu den Ideen für die künftige Nutzung gehörte auch ein Café. Mittlerweile sei das Nutzungskonzept geändert worden, sagt Hans Goll.
„Der Verein wird im Bahnhof nicht mehr aktiv sein. Nach der Sanierung wird der untere Raum für Veranstaltungen zur Verfügung stehen und kann gemietet werden“, sagt er. Die historische Bahnhofsarchitektur soll den Räumlichkeiten ein attraktives und außergewöhnliches Ambiente verleihen. Im Obergeschoss sollen sechs kleine Wohneinheiten mit einer Größe zwischen 25 und 35 Quadratmetern entstehen. Sie sollen als Boarding-House-Wohnungen vermietet werden.
Die Arbeiten hierzu laufen derzeit. Dazu wird zuerst das historische Dach saniert. Die alten Dachziegel, die aus dem Jahr 1908 datiert sind, werden sorgfältig aufbewahrt, denn sie will Hans Goll wiederverwenden. Die Kreislaufwirtschaft, also die Weiterverwendung von Dachziegeln, Holzbalken, Fensterrahmen, Türen und anderen Materialien sei ihm bei der Gebäudesanierung wichtig. Auch wenn es bei einem Kulturdenkmal nicht vorgeschrieben sei, wolle er den Langstädter Bahnhof auch energetisch sanieren.
„Mein Neffe hat seine Masterarbeit zur energetischen Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes geschrieben und den Langstädter Bahnhof als Beispiel genommen“, erzählt der Bauherr. Jene Masterarbeit diene ihm nun als Vorbild. Der Bahnhof wird deshalb auch eine Photovoltaikanlage erhalten – eine auf dem Hausdach, eine weitere auf zwei Carports, die in direkter Nachbarschaft zum Bahnhofsgebäude entstehen werden. Zudem wird das Haus mit einer modernen Wärmepumpe ausgestattet. Alle Maßnahmen seien mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt.
Dass es bis zum Beginn der Bahnhofssanierung so lang dauerte, liege an anderen Projekten, die er habe vorziehen müssen, erklärt Goll. „Jede Altbausanierung, besonders die von Kulturdenkmälern, braucht Zeit und ein sorgfältig ausgearbeitetes Konzept. Ich arbeite immer auch selbst auf den Baustellen und kann nur eines nach dem anderen machen.“ Nachdem die anderen Sanierungsprojekte abgeschlossen sind, habe er sich nun dem Langstädter Bahnhof zuwenden können. Geplant sei, die Sanierung noch in diesem Jahr abzuschließen.      mel

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