Falke, Bussard oder Sperber? Mit dem Forstamt Dieburg der biologischen Vielfalt auf der Spur

Am internationalen Tag der biologischen Vielfalt nahm auch das Dieburger Forstamt teil. Die Forstmitarbeiter hatten einen familienfreundlichen Rundkurs um das Naturfreundehaus auf der Moret angelegt mit Stationen rund um das Thema Artenvielfalt im Wald. Während seine Eltern noch die Route des Wanderwegs studieren, ist Rico schon auf der Pirsch. Der Foto-Pirsch, um genau zu sein. „Da drüben war eben ein großer Vogel“, sagt Rico und stellt die Kamera seines Smartphones ein. Der Achtjährige tippt auf einen Falken oder Bussard. Oder war es doch ein Sperber?

Auf dem zwei Kilometer langen Rundweg durch den Dieburger Wald werden Rico und seine Eltern an fünf Stationen Mitarbeiter des Forstamts treffen, die dem jungen Naturfreund weiterhelfen können. Mama Ines Salzner ist froh, dass ihr Sohn das Spielen im Freien und Spaziergänge im Wald dem „Stubenhocken“ vorzieht. „Wir müssen ihn nie dazu anhalten, nach Draußen zu gehen. Die heimische Natur interessiert ihn sehr, deshalb war es auch seine Idee, am Familienwandertag des Forstamts teilzunehmen.“ Zum Tag der biologischen Vielfalt, der weltweit stets am 22. Mai mit verschiedensten Aktionen gefeiert wird, hatte am  Sonntag auch das Dieburger Forstamt eingeladen. Angesprochen waren vor allem Familien mit Kindern, die an mehreren Stationen rund um das Naturfreundehaus auf der Moret spannende und verblüffende, originelle und außergewöhnliche Einblicke in das vielfältige Leben des Waldes erhielten. Zudem konnten Kinder ein eigenes Waldbüchlein basteln und an einem Quiz teilnehmen. „Am Anfang der Route gibt es eine Laufkarte, die an jeder Station abgestempelt wird“, erläutert Groß-Zimmerns Revierförster Martin Starke. „An den Stationen können die Kinder zudem themenbezogene Fragen beantworten. Wer am Ende den Laufzettel vollständig ausgefüllt und alle Fragen beantwortet hat, bekommt einen kleinen Preis.“ An der Station von Martin Starke geht es um den Hirschkäfer. „In unserem Garten habe ich schon zweimal einen Hirschkäfer gefunden“, erzählt Rico. Er vermutet, dass sie aus dem Schaafheimer Forst gekommen seien. „Wir wohnen nämlich direkt neben dem Wald.“ Damit hat Rico sicher recht, denn die Hirschkäferlarven leben bevorzugt in morschem Eichenholz, wie Revierförster Starke erklärt. „Die Larven brauchen sechs bis sieben Jahre, um sich zu entwickeln. Der erwachsene Hirschkäfer, wie wir ihn kennen, lebt dagegen nur ein paar Wochen.“ Die Lebenszeit sei zwar kurz, aber vergnüglich. Denn die Käfer ernährten sich meist von vergorenem Eichensaft. „Er enthält Alkohol, weshalb die Hirschkäfer immer etwas angeheitert sind“, sagt Martin Starke schmunzelnd. An seiner Station können sich die Gäste eine Hirschkäferwiege aus Baumstümpfen ansehen. Ihren Namen verdankt sie der langen Phase, die die Käferlarven dort verbringen. Der Revierförster hat die Wiege als waldpädagogisches Projekt mit Kindern in Groß-Zimmern gebaut. Rico hat gut aufgepasst, kann die drei Quizfragen zur Lebensweise der Käfer beantworten. Weiter geht es zum nächsten Haltepunkt. Bei Förster Thomas Zinth dreht sich alles um Produkte aus Holz – vom Weinfass über Möbel bis zu Besenstil und Papier. Zinth hat edles, handgeschöpftes Büttenpapier ebenso in seinem Repertoire wie schlichtes Toilettenpapier. Dass Tiere nicht nur auf sondern auch in der Erde leben, erfahren junge und erwachsene Besucher bei Förster Peter Sturm. Wie vielfältig das Leben im Waldboden ist, kann man sich durch ein Mikroskop ansehen. Auch die kleinsten Organismen haben ihre Bedeutung, was an der letzten Station des Rundwegs deutlich wird. Thomas Schmalenberg, Mitarbeiter der Forstamtsleitung, hat hier die nicht ganz einfache Aufgabe, zu erklären, dass das Leben vieler Waldbewohner erst durch den Tod eines anderen möglich wird. An einer Buche, in die vor Jahren der Blitz einschlug, kann man dies gut nachvollziehen. Zunächst habe der Baum versucht, die Wunde an seinem Stamm zu schließen, erklärt Schmalenberg. „Man sieht, dass ihm das nicht gelungen ist, dass sich Pilze und Insekten dort eingenistet haben. Die Insekten haben Vögel angelockt, darunter den Specht, der im Stamm eine Bruthöhle gebaut hat.“ Wie viele Tier- und Pflanzenarten der Wald beherbergt, könne niemand mit Sicherheit sagen. „Sicher ist aber, dass jedes Wesen seine Bedeutung hat und schützenswert ist, egal, ob wir Menschen es mögen oder nicht“, so Schmalenberg.  mel

Hintergrund:

Der Internationale Tag der biologischen Vielfalt wird seit dem Jahr 2000 in weltweit etwa 190 Ländern stets am 22. Mai gefeiert. Das Datum erinnert an die Übereinkunft, die die Vereinten Nationen schon 1992 zu Bedeutung und Schutz der biologischen Vielfalt getroffen und beim Weltgipfel in Rio de Janeiro unterzeichnet haben. Jedes Jahr hat ein anderes Schwerpunktthema; aktuell ist es die „Biodiversität als Grundlage von Gesellschaft und Wirtschaft“.

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