Der Glauben der anderen – Was glauben die Eziden?

Evangelisches Dekanat Vorderer Odenwald zeigt den Film „Die Melodie der Pfauenfeder“ in Groß-Umstadt / Gespräch mit Filmemacherin Faranak Ahmadi

Viele, die in den letzten Jahren hier Zuflucht gefunden haben, bringen Lebens- und Glaubensvorstellungen mit, die uns unbekannt sind. Um das gegenseitige Verständnis zu befördern, ist es interessant, sich damit näher zu beschäftigen und auszutauschen. Eine noch immer relativ unbekannte und oft missverstandene Religionsgemeinschaft sind zum Beispiel die Eziden.

Sie verstehen sich als älteste monotheistische Religionsgemeinschaft mit Wurzeln, die weit in die Vergangenheit zurückreichen. Ihr religiöses Zentrum Lalish liegt im Nordirak. Sie pflegen gute Beziehungen zu Christen und gehörten zu denen, die den armenischen Christen Zuflucht boten. Das jährliche Jama Fest ist eines ihrer wichtigsten Feste, zu dem Tausende von Pilgern zusammenkommen. In den letzten Jahren konnte es wegen des Terrors nicht oder nur eingeschränkt gefeiert werden. Im Herbst 2002, kurz vor dem Beginn des zweiten Irak-Krieges, gelang der kurdischen Filmemacherin und Dichterin Faranak Ahmadi aus dem Iran ein einmaliges und bewegendes Filmporträt der ezidischen Feiern zum Jama-Fest in Lalish. Noch niemals vorher hatte jemand dort gefilmt, doch mit der Zustimmung des religiösen Oberhauptes, des Mir Tahsin, konnte das Filmteam vom Sender Kurdistan TV selbst in den innersten Bereichen drehen.
In einer poetischen, fast meditativen Bildkomposition werden die religiösen Feierlichkeiten festgehalten. Die Filmemacherin, die heute mit ihrer Familie in Reinheim lebt, hat die Menschen, ihre Konzentration und Hingabe beim Fest und den rituellen Handlungen einfühlsam porträtiert. Manches erscheint seltsam vertraut, es erinnert an christliche oder islamische Traditionen und wirkt faszinierend und rätselhaft.
Fünfzehn Jahre nach seiner Entstehung ist der Film ein beeindruckendes Dokument des bedrohten ezidischen Lebens und ihres oft missverstandenen Glaubens. Immer wieder waren und sind die Eziden Verfolgung und Völkermord ausgesetzt, in jüngster Zeit durch den Terror von Daesh, dem sogenannten Islamischen Staat. Zehntausende wurden ermordet, vertrieben, entführt. Viele Frauen und Mädchen befinden sich noch immer in der Hand der Terroristen. Die meisten der vertriebenen Eziden leben in Deutschland, viele sind schon seit Jahrzehnten hier heimisch geworden.
Der Film „Die Melodie der Pfauenfeder“ wird am Montag, 29. Mai, um 19.30 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus Groß-Umstadt, Pfälzer Gasse 14 gezeigt. Im Anschluss daran gibt es ein Gespräch mit der Filmemacherin Faranak Ahmadi. Dr. Irfan Ortac, der Vorsitzende des Zentralrates der Eziden, wird ein Grußwort sprechen und auch zum Gespräch zur Verfügung stehen.
Die Veranstaltung richtet sich an Menschen, die in der Flüchtlingsarbeit engagiert sind, die sich für Interreligiöses interessieren und darüber hinaus. Veranstalterinnen sind die Fachstelle Ökumene und interreligiöser Dialog im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald sowie die Koordinationsstelle für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit des Landkreises Darmstadt Dieburg.  (Text: M. Binz / Foto: F. Ahmadi)

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