Jubiläum: Das Gotteshaus in Harpertshausen besteht seit 150 Jahren

„Wir feiern gern und finden immer einen Grund zu feiern“, sagt Pfarrer Ulrich Möbus (Foto). In diesem und im nächsten Jahr muss seine Kirchengemeinde im Babenhäuser Stadtteil Harpertshausen nicht lange nach einem Grund suchen. Denn im Jahre 1866 wurde die Harpertshäuser Dorfkirche gebaut, ein Jahr später eingeweiht.

Entsprechend ihrer Entstehung wird auch das 150-jährige Jubiläum der Kirche über einen Zeitraum von zwei Jahren gefeiert. Zum Auftakt der Jubiläumsveranstaltungen füllte Anfang des Jahres ein Konzert des christlichen Liedermachers Clemens Bittlinger das Gotteshaus in Harpertshausens Ortsmitte. „Den Rest des Jahres widmen wir uns der Renovierung der Kirche sowie den Vorbereitungen für die Veranstaltungen 2017“, sagt Pfarrer Möbus.
Bis vor wenigen Jahren wurde die Kirche von einer Elektroheizung gewärmt, die sich schwer regulieren ließ und dunkle Stellen an den Innenwänden des Kirchenschiffs hinterließ. Seit eine neue Gasheizung installiert wurde, stehen die Malerarbeiten auf der To-do-Liste. „Dazu brauchen wir aber eine finanzielle Unterstützung der Kirchenverwaltung. Unser Jubiläum ist nun ein guter Anlass, die Renovierung in Angriff zu nehmen.“
Seit 13 Jahren ist Ulrich Möbus Pfarrer der Kirchengemeinde Altheim-Harpertshausen. Beide sind nicht nur pfarramtlich verbunden. Es gebe auch eine starke Verbundenheit zwischen den Gemeindemitgliedern beider Ortschaften. Noch heute existiert der alte Kirchweg zwischen beiden Orten, der die Gottesdienstbesucher Jahrhunderte lang nur in eine Richtung führte: von Harpertshausen nach Altheim. Denn der Münsterer Ortsteil hatte schon Mitte des 14. Jahrhunderts ein eigenes Gotteshaus, in das auch die Gläubigen aus den umliegenden Dörfern kamen.
Als dann die Kirche in Harpertshausen eingeweiht war, mussten die Dorfbewohner dennoch weiterhin jeden Sonntag in den Nachbarort laufen. „Der damalige Pfarrer kam einfach nicht, um in Harpertshausen den Gottesdienst abzuhalten“, erzählt Ulrich Möbus. Warum dies so war, ist nicht überliefert. Doch als sich ein Landtagsabgeordneter einschaltete, dem Pfarrer schließlich ein Wegegeld gezahlt wurde, gab es ab 1878 endlich alle 14 Tage Andachten in Harpertshausen. In Erinnerung an den ersten Gottesdienst im Ort wurde in Harpertshausen bis in die Achtzigerjahre ein Fest gefeiert.
„Heute ist das ganz anders; ich komme sehr gern nach Harpertshausen“, sagt Pfarrer Ulrich Möbus, während er auf einer Bank im kleinen Park neben der Kirche sitzt. Dieser wurde vor wenigen Jahren von den Harpertshäusern angelegt und bildet mit Kirche und Kindergarten ein ansprechendes Ensemble im Dorfzentrum. Etwa 100 Jahre lang hatte die Kirche eine Doppelfunktion, war sowohl Gotteshaus als auch Bürgermeisterei. „Die Hochzeitspaare hatten keine weiten Wege. Sie gingen erst geradeaus zum Standesamt, mussten danach nur einmal abbiegen, um kirchlich getraut zu werden.“ In der Region sei dies ein Unikum.
Auch im Innern weist die Kirche einige Besonderheiten auf wie die Orgel, die zwar nur sieben Register hat und damit recht klein ist. Dafür wird sie nicht, wie die meisten Instrumente, mechanisch betrieben sondern mit Luftdruck. Zudem ist die reformierte Kirche eher schlicht ausgestattet, von schmückendem Beiwerk und Bildern nahezu befreit. Anders als in der lutherischen Kirche in Altheim hängt beispielsweise kein Korpus am Kreuz. Dennoch lohnt sich der genaue Blick. So finden sich die Ornamente der Buntglasfenster in den Schnitzereien der Kirchenbänke wieder.  
„Es ist wunderbar, dass wir im Ort eine Kirche haben. Aber es ist auch ein Privileg“, sagt Pfarrer Möbus. „Zum Christsein braucht es nicht unbedingt ein Kirchengebäude. Wichtiger ist vor allem anderen der Glaube in der Gemeinschaft.“             mel

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