Als Trainer Björn Pippert mit einigen seiner Schüler verschiedene Wurftechniken demonstrierte, zuckten manche Zuschauer in der ersten Reihe erschreckt zusammen. Denn als die Sportler mit Schwung auf der Bodenmatte landeten, hallte der dumpfe Ton ihres Aufpralls noch einen Moment in der Turnhalle nach. Sorgen musste man sich um die Sportler aber nicht machen. Sie alle haben gelernt, wie man richtig fällt und das eigene Gewicht so abfedert, dass man geschmeidig wieder auf die Füße kommt.
Der Vorführung folgt ein Probetraining für Anfänger und Könner, die einige Zeit pausiert haben und nun wieder in den Sport einsteigen möchten. Emma Freund (47) ist ein Kampfsport-Neuling. Sie testet beim Aktionstag erst Judo, dann Ju Jutsu. Ihre Wahl fällt auf letzteres. „Ich habe manchmal etwas Angst, wenn ich abends allein unterwegs bin“, sagt sie. Zwar habe sie selbst noch keine unangenehme Begegnung gehabt, doch im Bekanntenkreis habe sie schon von heiklen Situationen gehört. „Deshalb möchte ich lernen, mich selbst zu verteidigen. Ich glaube, das stärkt auch allgemein das Selbstvertrauen.“
Tatsächlich enthält Ju Jutsu mehr Elemente der Selbstverteidigung, der Stil ist freier und variabler als beim Judo, wie Björn Pippert den Teilnehmern des Probetrainings erklärt. Fürs Judo sind der ehemalige Nationaltrainer Tadeus Kurzetkowski und die Zweitliga-Kämpferin Julia Gottwald zuständig. Die asiatische Kampfkunst fordere von den Sportlern viel Disziplin, Konzentration und Sorgfalt.
„Judo bedeutet sanfte Weg“, erklärt Tadeus Kurzetkowski. „Im Ursprungsland Japan gehört zum Sport eine Philosophie, die sich allerdings sehr von der mitteleuropäischen Kultur unterscheidet. Deshalb spielt der philosophische Aspekt keine so große Rolle.“ Wichtiger seien der faire Kampf und der Respekt vor dem Gegner. „Das sind elementare Grundsätze des Judo“, sagt Julia Gottwald. „Man lernt seine eigene und die Grenze des anderen kennen. In beiden Fällen darf sie nie überschritten werden.“
Der jüngste Judoka im TV Babenhausen heißt Gulian Viktor. „Ich bin so alt“, sagt er und streckt vier Finger in die Höhe. In seinem weißen Kampfsport-Anzug, dem Kimano, sieht er schon aus wie der Profi, der er einmal werden will. Seit einem Jahr trainiert er zweimal wöchentlich mit seinem besten Freund Kevin, den er im TVB kennengelernt hat. Bei Trainer Kurzetkowski hat er gelernt, wie man fällt, ohne sich wehzutun und wie man den Gegner auf die Matte wirft.
„Wenn einer liegt, darfst du nicht weitermachen“, sagt Gulian Viktor. „Das wäre nämlich unfair.“ Sätze, die sein Trainer gern hört. „Im Judo haben wir etwa 60 Mitglieder, seit wir eine Bambini-Abteilung aufgemacht haben“, sagt er. Beim Ju Jutsu sind es 25. Dort sollen, wegen der stärkeren Fokussierung auf die Selbstverteidigung, die Sportler mindestens acht Jahre alt sein. Bisher gebe es dort noch keine Kindergruppe, so Björn Pippert. „Vielleicht ändert sich das durch Aktionstage wie diesen.“ mel
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Rubrik: Babenhausen und Umgebung
26.01.2015
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