Kinder- und Jugendförderung: Kartoffellese bringt zwei Zentner Erdäpfel

Die Babenhäuser Jugendförderung verlegte den Treffpunkt im JUZ nun auf den Kartoffelacker von Landwirt Jürgen Rademer (rotes Shirt).

Eigentlich ist die Kartoffel, die Niko (10) eben aus dem Korb neben sich gefischt hat, ein Prachtstück. Groß, schwer, perfekt geformt. Trotzdem soll Niko sie gleich aussortieren. Denn die Kartoffel ist etwa zur Hälfte Grün. „Das Grüne darf man nicht essen“, sagt Jürgen Rademer und lässt den Erdapfel herumgehen, damit ihn sich die Kinder ansehen können. Dass die Schale zum Teil grün ist, liegt daran, dass die Kartoffel nicht ausreichend mit Erde bedeckt war, deshalb Sonnenlicht abbekommen hat. Dadurch hat sich zu viel Solanin gebildet, ein Stoff, der in größeren Mengen giftig wirken kann. Vorsichtshalber sollen die Kinder die grünen Kartoffeln von den gelben trennen.

Jürgen Rademer ist Landwirt, auf seinen Feldern wachsen Erdbeeren, im Stall stehen Milchkühe. Der Kartoffelanbau gehört eigentlich nicht zu seinem Betrieb. Von seinem Feld direkt neben dem Bauernhof am Ortsrand von Babenhausen hat er Anfang des Jahres ein kleines Stück der städtischen Jugendförderung für den Kartoffelanbau überlassen. Dort haben etwa ein Dutzend Kinder im April Setzkartoffeln in der Erde vergraben, später zwischen den Pflanzreihen Furchen gezogen, dann die Feldfrüchte mit viel Erde bedeckt, sodass sogenannte „Dämme“ entstanden. Zwischendurch haben sie Kartoffelkäfer abgesammelt.
Dass manche Kartoffeln ihre Farbe von Gelb nach Grün wechselten, lag am extrem heißen Sommer. „Die Pflanzen brauchten Wasser, deshalb habe ich das Feld der Jugendförderung an mein Bewässerungssystem angeschlossen“, sagt Rademer. Dies habe teilweise die Erddämme weggeschwemmt, weshalb die Kartoffeln dem Tageslicht ausgesetzt waren. Schlimm sei das nicht. Im Gegenteil. „So erfahren die Kinder gleich, dass es beim Gemüseanbau immer auch Verluste gibt“, sagt Bauer Rademer.
Nun, Anfang Oktober, gingen die Kinder vom offenen Jugendtreff ein letztes Mal für dieses Jahr aufs Feld, um ihre Kartoffeln zu ernten und zu Pommes Frites und Chips zu verarbeiten. Während sich zum Pommes essen alle am Tisch einfanden, wurde es auf dem etwa 30 Quadratmeter großen Kartoffelfeld recht schnell übersichtlich. Nur wenige Kinder waren ausdauernd genug für die Kartoffellese.
Immerhin an die zwei Zentner mussten mit der Harke aus dem Boden geholt werden, eine Arbeit, die in gebückter Haltung schon bald mühsam werden kann. Niko und Adrian (13) haben ihren Arbeitsplatz deshalb verlegt, machen sich bei den Vorbereitungen fürs gemeinsame Essen nützlich, schälen Kartoffeln, schneiden sie in Stifte. „Zuhause helfe ich auch beim Kochen“, sagt Niko. Die Zubereitung dauere zwar immer eine Weile. „Aber dafür schmeckt es besser als aus der Tiefkühltruhe“, findet er.
Die Idee, übers Jahr mit den Kindern auf den Bauernhof zu gehen, dort selbst Gemüse anzupflanzen und im Herbst zu ernten, hatte Karen Burkholder, pädagogische Mitarbeiterin der Babenhäuser Jugendförderung. Anfänglich gab es nur die Überlegung, ein Kartoffelfeuer zu entzünden. Durch das Angebot von Bauer Jürgen Rademer sei daraus ein regelmäßiges Programm für den offenen Jugendtreff entstanden, erzählt sie. Das Kartoffelfeuer zum Abschluss der ersten erfolgreichen Saison fehlte natürlich nicht.  mel

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