Schaafheim: Köstlichkeiten aus dem Ararat-Tal

Auf den Granatapfelsaft sind Davit Sukiasyan und Karina Hamaspyuryan besonders stolz. Wild gepflückt und völlig ohne Zusatzstoffe soll er sogar den Blutdruck senken. Zum Großhandel hat sich jetzt auch noch ein kleines Lädchen in Schaafheim gesellt.

Das armenische Ehepaar Davit Sukiasyan und Karina Hamaspyuryan ist stolz auf die Feinkost in seinem Lädchen. Alles naturbelassen und aus der Heimat Armenien. Entspannt erzählt das Paar nach vielen Jahren Suche vom Angekommen sein. Besonders in Schaafheim.

Vor rund fünf Jahren kam der Armenier mit deutschen Wurzeln mit der Idee nach Deutschland, sein kleines Heimatland durch Köstlichkeiten aus dem 300 Tage pro Jahr sonnenbeschienenen Ararat-Tal mit einem Feinkosthandel bekannt zu machen. In Brühl etablierte er sonnengereifte Früchte in Form von Säften, Konfitüren, Weinen und eingelegtem Gemüse. Weniger sinnlich war sein Leben in Armenien. Als Leiter der Armeconombank in Jerewan widmete er sich der Macht der Finanzmärkte. Bis zu 16 Stunden an sechs Tagen der Woche lastete die Verantwortung für Geld und Mitarbeiter auf seinen Schultern. „Bei 700 Angestellten lagen jeden Tag 700 Probleme auf meinem Tisch“, erklärt der 39-Jährige. Die Folge: Übergewicht durch Stress und nie Zeit für Familie und die drei Kinder. Ein schwerer Autounfall fesselte Sukiasyans drei Monate ans Bett. In dieser Zeit reifte die Erkenntnis, nicht mehr zur Bank zurückzuwollen. „Das Geld war mir egal. Wir waren zwar wohlhabend, aber ich wollte kein Roboter mehr sein.“ Der Traum wuchs, seine Identitäten Armenien und Deutschland zu verbinden. Erst mit 13 Jahren erfuhr Davit Sukiasyan von der Existenz seiner deutschen Großmutter, die nach dem Zweiten Weltkrieg den Sohn allein groß zog. Deutsche wurden in dem von Sowjets beherrschten Armenien grausam unterdrückt. „Meine Großmutter kam in die Psychiatrie. Mein Vater in ein Kinderheim. Seitdem wollte er nicht mehr deutsch sein“, erzählt der 39-Jährige. Der Banker aber sah in seinen deutschen Wurzeln eine Chance. Er suchte sich armenische Investoren und baute gemeinsam mit Frau Karina, der deutschen Sprache kaum mächtig, den Feinkosthandel in Deutschland auf. Mit Fleiß und Ehrgeiz haben es die beiden geschafft, viele Delikatessgeschäfte zu beliefern und sind durch Weihnachtsmärkte in vielen deutschen Städten bekannt. Im Juli 2014 zog die Familie von Brühl nach Schaafheim in die Nachbarschaft zu Verwandten. „In der Stadt war der Ton gegenüber Ausländern rauer. Unsere Kinder wurden in der Schule so ausgegrenzt, dass unser ältester Sohn nicht mehr zur Schule wollte. Hier wurden wir von Anfang an überall herzlich aufgenommen. Von Ausgrenzung keine Spur mehr“, verrät Karina Hamaspyuryan. Vor einigen Wochen haben sie schließlich auch noch den Schritt zu einem kleinen Lädchen mit armenischen Produkten und selbst gemachten Backwaren gewagt. Viel Zeit für die Familie bleibt auch jetzt nicht, aber am Ende des Tages wissen Davit und Karina, dass sie in dem jetzigen Leben glücklicher sind. Wenn Sukiasyan gefragt wird, wo er sich zu Hause fühlt, sucht er nach Worten in Deutsch, die sein Gefühl am besten ausdrücken können: „Deutschland hat mir eine gute Wende in meinem Leben gegeben. Hier sehe ich die Zukunft meiner Kinder. Aber in meinem Herzen ist Armenien immer meine Heimat.“ (Text / Fotos: nda)

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