Stadtverordnetenversammlung: Konstituierende Sitzung vor 70 Jahren und heute

Blick auf das Babenhäuser Rathaus im Jahr 1945.

Die ersten freien Wahlen zum Babenhäuser Stadtparlament nach dem zweiten Weltkrieg fanden am 27. Januar 1946 statt. Rund siebzig Jahre später setzt sich die Stadtverordnetenversammlung erneut zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen und wir nehmen dies zum Anlass auf die Geschehnisse von damals zurückzublicken.

In der Zeit vom 25. März 1945 (Einmarsch der amerikanischen Truppen) bis zur ersten Gemeinderatssitzung, galten nur die Anordnungen der amerikanischen Militärregierung. Das Büro des US-Stadtkommandanten befand sich im Haus Aumann (damals Bahnhofstraße 23), heute befindet sich dort das Quartier23 (Bäckerei Lautenschläger, Steuerberatung Blickhan, Metzgerei Müller, Norma). Das große Gefangenenlager für ehemalige deutsche Soldaten in und hinter der Kaserne wurde separat verwaltet. Die nächsthöhere Dienststelle der US-Militärbehörde befand sich in Dieburg, im ehemaligen und heutigen Finanzamt. Dort mussten die Babenhäuser hin, wenn es um überörtliches ging, denn der amerikanische Ortskommandant entschied nur innerörtliche Angelegenheiten. Seine Tätigkeit erstreckte sich auf die Verwaltung der Stadt, die wegen der Zerstörung des Rathauses in der ehemaligen Oberschule untergebracht war.
In Babenhausen wurde das Gemeindeparlament am 27. Januar 1946 gewählt und es kam zu folgendem Ergebnis: Wahlberechtigt: 1.815, Wähler: 1.616, ungültige Stimmen: 107, SPD: 935 Stimmen, CDU: 574 Stimmen.
Am 28. Februar 1946 fand in Babenhausen dann die erste Gemeinderatssitzung statt. Der damalige Bürgermeister Melk (SPD) eröffnete die konstituierende Sitzung und verpflichtete die neuen Stadträte per Handschlag. Dies waren: Stellvertretender Bürgermeister und 1. Beigeordneter Heinrich Engel (SPD), Sattlermeister Philipp Heinrich Jackel (SPD), Thomas Brenger (SPD), Architekt Heinrich Nöth, Postmeister Reinhard Diepen und Zimmermeister Leonhard Willand (CDU).
Bürgermeister Melk blickte auf die vergangenen Monate zurück und wies auf die Lasten der Besatzung und deren Folgen hin. Insbesondere die Wohnraumnot, die aufgrund etwa 30 Prozent von Bomben beschädigter Häuser und die vielen Requirierungen durch die US-Armee entstanden ist, wurde erläutert.
In der Sitzung wurden auch die beiden wichtigen Kommissionen „Bau“ und „Finanz“ gegründet. Die Baukommission setzte sich zusammen aus Thomas Brenger, Heinrich Nöth und Leonhard Willand. Die Herren Heinrich Engel, Reinhard Diepen und Philipp Heinrich Jackel bildeten die Finanzkommission.
Tagesordnungspunkt drei waren die vorliegenden Baugesuche. Hier wurden die Gesuche von Heinrich Blümler (Schuhmachermeister), Albrecht Hendlmeyer (Schreinermeister) und Franz Kempf (Kaufmann) zurückgestellt, da eine Ortsbesichtigung vereinbart wurde. Glasermeister Friedrich Mohr II., der direkt an der katholischen Kirche bauen wollte, wurde auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet, da zuerst noch die Eigentumsverhältnisse geklärt werden mussten.
Das Holzfällen im Gemeindewald wurde unter Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ besprochen. Um den Anforderungen der US-Behörden gerecht zu werden, mussten alle zur Verfügung stehenden männlichen Kräfte herangezogen werden - notfalls durch Dienstverpflichtungen. So wurde es dann auch umgesetzt. Jeder Babenhäuser der vom Krieg wieder heimkehrte und sich polizeilich anmeldete, musste (wenn er gesundheitlich dazu in der Lage war) für einige Wochen in den Babenhäuser Wald zum „Holzmachen“.
Bürgermeister Melk beendete die erste Gemeinderatssitzung um 21.05 Uhr, anschliessend wurde das Protokoll verlesen und unterschrieben.     
70 Jahre später umfasst die Tagesordnung vierzehn Tagesordnungspunkte (Sitzung am heutigen Donnerstag, 14 April, ab 19.30 Uhr im Rathaus Babenhausen). Neben der Wahl des Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung, dem Magistrat und den Wahlen für die Ausschüsse der Stadt wird als letzter Tagesordnungspunkt der Haushalt für das Jahr 2016 eingebracht, der aus drei Punkten besteht: 1. Haushaltssatzung und Haushaltsplan für das Jahr 2016, 2. Finanzierungsplanung und Investitionsprogramm 2015-2019 und 3. Haushaltssicherungskonzept.    hz

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