LebensMittelPunkt Babenhausen: Laden und Café erstrahlen in neuem Glanz

Der Vorstand des LebensMittelPunkts freut sich nach der gelungenen Renovierung dem Team mit einem leckeren Buffet „Danke“ zu sagen. Von links: Hans-Dieter Vogel, Armin Kniesz, Petra Graff, Petra Leyser, Manfred Müller, Hanne Hofmann und Sylvia Georgi.

u ungewöhnlicher Stunde geht es lebhaft zu im Lebensmittelpunkt in der Schlossgasse 18 – heute sind aber nicht 50-60 Kunden im Laden, wie es sonst zu den Öffnungszeiten üblich ist, sondern rund 35 der insgesamt 45 freiwilligen Helfer, die den Laden florieren lassen. Aber nicht nur das Publikum ist anders, hier hat sich in den letzten drei Tagen so Vieles verändert: gegen den hohen Lärmpegel anzusprechen, bedurfte es sonst einer enormen Anstrengung, doch heute sorgt eine abgehängte schalldämmende Decke für weitaus angenehmere Gesprächsatmosphäre.

Die Trennwand zwischen Verkaufs- und Wartebereich wurde erhöht, um auch hier zusätzlich Lärm abzuschirmen damit sich das Verkaufspersonal besser auf die Kundschaft konzentrieren kann. Eine weitere Errungenschaft ist die elektronische Nummernanzeige, die das laute Aufrufen des nächsten Kunden hinfällig macht. So können die Kunden jetzt in aller Ruhe ein Tässchen Kaffee genießen und dürfen nur nicht versäumen, auf ihre Nummer an der Tafel zu achten. Erster Vorsitzender Manfred Müller erklärt außerdem noch die weniger sichtbaren Änderungen: so wurden neue Kabel verlegt, um die energieschonenderen LED-Lampen einzeln schalten zu können, ein Notlicht wurde installiert, damit man nachts nicht im Dunkeln zur Tür raus muss, nachdem der Hauptschalter umgelegt wurde. Doch die auffälligste Veränderung sind die frisch gestrichenen Wände und das neue Mobiliar: helle und vor allem leichte Holzmöbel lassen den Café-Bereich freundlich und einladend wirken.
Dabei hatte der Laden am Montag wie immer geöffnet, doch kaum war der letzte Kunde zur Tür hinaus, brach emsiges Treiben los und alle Lebensmittel wurden baustellengerecht in den Regalen und im Kühlraum verstaut. Das alte Mobiliar wurde entsorgt und das Büro ausgeräumt. Bis spät abends war man dabei, der Firma Herbert Willand freie Bahn zu schaffen für die Installation der Decke in den nächsten Tagen. Mit ganz vielen Helferstunden wurden in nur drei Tagen die umfangreiche Renovierung gestemmt und noch am Donnerstag wurden Möbel zusammengeschraubt und letzte Handgriffe erledigt, doch pünktlich um 18 Uhr konnte die kleine Feier beginnen. Es sollte nicht nur eine Wiedereröffnungsparty werden, sondern in erster Linie ein Danke-Abend. Danke für die Hilfe bei der Renovierung, aber vor allem Danke für den ehrenamtlichen Einsatz während des ganzen Jahres. So sind für jeden Verkaufstag mit nur eineinhalb Stunden Öffnungszeit immerhin 60 Helferstunden nötig. Denn täglich fahren zwei Helfer rund 3-4 Stunden lang die umliegenden Märkte mit dem Kühlwagen an, um Ware abzuholen. Diese muss dann gesäubert und in die Regale sortiert werden. Am Verkaufstag selbst stehen dann zehn Leute im Laden bereit, um die Kundschaft zu registrieren und Nummern auszugeben, die Bedienung hinter der Theke zu gewährleisten und nach Ladenschluss wieder aufzuräumen.
Für diesen Gewaltakt, der jeden Montag, Mittwoch und Freitag stattfindet, wollte sich der Vorstand des Vereins bedanken. Für unglaubliche fünf Jahre Einsatz wurden dieses Jahr drei Personen geehrt, die „unermüdlich, unentgeltlich und ununterbrochen“ dabei sind, wovon so mancher Arbeitgeber nur träumen kann. Das waren Gul Ghotay Popal, Roswitha Messenzehl und Robert Lind. Als Anerkennung für ihren enormen Einsatz bekommen die Helfer seit letztem Jahr eine Kleinigkeit in Form eines „Babenhäuser Batzens“ geschenkt, wobei das nur eine Geste der Wertschätzung sei, denn diese Leistung könne man gar nicht angemessen entlohnen, wie Hans-Dieter Vogel, der 2. Vorsitzende, betont.
Als der Verein vor sechs Jahren gegründet wurde, gab es da zuerst nur eine gute Idee, wie man bedürftigen Mitbürgern helfen könne und der Vorstand ist auch heute noch erstaunt, wieviel Vertrauen man ihm und seinen Mitstreitern entgegenbrachte, als man mit dem Start-up 3–2–1 Modell die Anschubfinanzierung sicherte. Im Juni 2011 wurde der Laden eröffnet für anfänglich 20-30 Kunden pro Tag. Mittlerweile gibt es aktuell 200 registrierte Kunden hinter denen rund 440 Personen stehen, denn meist haben die Kunden mehrköpfige Familien zuhause. Sicher gibt es noch mehr Bedürftige, aber viele werden durch ihr Schamgefühl zurückgehalten, im Lebens-Mittel-Punkt einzukaufen. Doch ganz besonders diese Menschen profitieren davon, auch mal mit Freunden im Café einen Plausch zu halten. Vogel beobachtet mit Freude, dass sich an manchen Tagen bereits Stammtische gebildet haben, die ihr Kaffeestündchen vor oder nach ihrem Einkauf nicht mehr missen möchten. So trifft sich zum Beispiel immer ein Grüppchen kurdischer Mamas, die beim letzten Pfingstmontagsfest auf dem Marktplatz an einem Stand kurdische Spezialitäten verkauften, deren Erlös sie an den Lebensmittelpunkt stifteten: ihre Art, Danke zu sagen für die Wärme und Hilfe, die sie hier erhalten. Das Motto „der Mensch steht im Mittelpunkt, egal woher er kommt“, wird hier gelebte Realität. Denn der soziale Treffpunkt agiert oft auch als Kummerkasten und bietet Beratung und Lebenshilfe. Manch einer, der als Kunde kam, bleibt als Helfer: so auch Ibrahim Alkhatib, der vor zwei Jahren aus Syrien nach Babenhausen kam. Er spricht mittlerweile sehr gut deutsch und hilft seit rund einem Jahr im Laden beim Verkauf. Die Mithilfe im Laden macht ihm Spaß und er hat das Gefühl nützlich zu sein. Er ist einer von immerhin drei Flüchtlingen im Team.
Bunt durcheinandergemischt und in rege Gespräche verwickelt, genießt man das leckere Buffet und die Tatsache, dass diesmal die Helfer im Mittelpunkt stehen. Die meisten sind hier mehr als nur Kollegen: es haben sich feste Freundschaften gebildet und man freut sich schon auf Freitag und die ersten Reaktionen der Kunden zu den Verbesserungen im Laden.     kb

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