„Notfallseelsorge ist mehr als Trost“

Neun neue ehrenamtliche Notfallseelsorger werden in einem feierlichen Gottesdienst in Münster beauftragt / Erstmals eine ökumenische Einführung

Neun neue ehrenamtliche Notfallseelsorger wurden im Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Münster beauftragt. Die Einführung war erstmals ökumenisch. Links im Bild Andreas Reifenberg vom katholischen Dekanat Dieburg, neben ihm Pfarrer Heiko Ruff-Kapraun, Leiter der ökumenisch ausgerichteten Notfallseelsorge, die beim Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald angesiedelt ist.

Die leuchtend gelben Notfallseelsorgerjacken hängen auf einem Kleiderständer schräg unterhalb des Kreuzes in der evangelischen Kirche in Münster. „Sie sind Erkennungszeichen von außen, aber auch Schutzhülle“, sagte Dekan Joachim Meyer bei seiner Einführung am Sonntagmorgen. Mit der Übergabe der Einsatzjacken und der Urkunden treten die neun neuen ehrenamtlichen Notfallseelsorger in ihren Dienst. Es gibt noch mehr Stärkendes: eine rote Rose, die für die Liebe, den inneren Antrieb und die Leidenschaft steht, ein rotes Büchlein, das textliche Hilfe in Situationen anbietet – im Falle von Lebensgefahr, beim Tod eines Kindes, beim Unfall  –, in denen vielleicht das richtige Wort fehlt, sowie die menschliche Gemeinschaft.

Christiane Dietrich-Braun, Gisela Heckmann, Kerstin Johner-Eck, Liane Mathy, Edzard Pankratius, Daniela Ramge, Detlef Sonnentag, Monika Stauder-Winter und Magarete Tropea werden fortan als ehrenamtliche Notfallseelsorger tätig sein. Die ökumenische Notfallseelsorge Darmstadt-Dieburg ist beim Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald angesiedelt. Sie besteht aus einem knapp 20-köpfigen Team und ist zuständig für den östlichen Teil des Landkreises. Notfallseelsorge versteht sich als Erste Hilfe für die Seele. Sie ist mittlerweile ein festes Glied in der Rettungskette, rund um die Uhr rufbereit.

Erstmals eine ökumenische Beauftragung

Dekan Joachim Meyer bezog sich in seiner Einführung auf den ersten Brief des Apostel Paulus an die Korinther: „Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen. In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller.“ Die Geistesgabe sei das eine, die Ausbildung, die kontinuierliche Unterstützung und Fortbildung und auch das Rüstzeug seien das andere. Er freue sich darüber, dass die Notfallseelsorge ein ökumenischer Dienst sei,  auch unterstützt vom Roten Kreuz im Sinne der Krisenintervention. „Dort, wo Menschen Not leiden, spielen Unterscheidungen nach Konfessionen, nach Religion und Herkunft eigentlich keine Rolle mehr“, sagte Meyer. „In dem Augenblick größter Not zählt nur die helfende Hand und das stärkende Wort.“
Für die katholische Seite übernahmen Hans Jürgen Dörr, Leiter der Abteilung Gemeindeseelsorge und seelsorgerische Dienste im Bischöflichen Ordinariat in Mainz, und Andreas Reifenberg vom katholischen Dekanat Dieburg die Beauftragung. „Notfallseelsorge ist ein Grundbestandteil der Seelsorge unserer beiden Kirchen“, sagte Dörr. Er sei sehr dankbar für das langjährige gute Miteinander, die ökumenische Beauftragung sei ein „neuer Schritt“.
Für Pfarrer Heiko Ruff-Kapraun ist das Bild des Propheten Elia unter dem Ginsterbusch im ersten Buch der Könige (19, 1-8) sinnbildlich für die Arbeit der Notfallseelsorge. Elia flieht tief verzweifelt in die Wüste, legt sich unter einen Strauch und wünscht sich den Tod. Da erscheint ihm ein Engel, rührt ihn an und sagt: „Steh auf und iss!“ Als er aufwacht, findet Elia Brot und Wasser. Er legt sich erneut hin und schläft. Und wieder erscheint der Engel und sagt: „Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich.“ Bei ihren Einsätzen komme es darauf an, mit wenigen Mitteln Wegweisendes zu tun, sagte Ruff-Kapraun.
Warum tut ihr das? Das sei eine Frage, die er immer wieder höre. „Ich glaube, im Notfall entsteht Leben“, sagte Ruff-Kapraun. „Notfallseelsorge ist mehr als Trost, es geht um die Bewahrung, die Perspektive und auch um Gott, der uns das Leid zumutet, weil er weiß, dass wir daran wachsen und einander stützen.“   (Text/Foto: S. Rummel)

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