Tierhaltung: Pfiffige Alternative in Schaafheim: Schweine gegen Strauße tauschen

Bei der Saisoneröffnung auf dem Schaafheimer Tannenhof trafen neugierige Besucher auf neugierige Strauße.

Dem Sprichwort nach ist der Vogel Strauß ein ängstliches Tier, steckt er doch bei Gefahr den Kopf in den Sand, als würde die Bedrohung verschwinden, wenn er nicht hinsieht. In Wahrheit sind Strauße keinesfalls scheu sondern ausgesprochen neugierig.

Wer den imposanten Laufvögeln zu nahe kommt, darf sich nicht wundern, wenn ihm die Mütze vom Kopf oder ein Loch in den Jackenärmel gepickt wird. Stefanie Roth warnt ihre Gäste also nicht ohne Grund, bevor sie mit ihnen zu den Straußen geht. Rund 120 der exotischen Vögel hält Roth auf dem Tannenhof zwischen Schaafheim und Radheim. Und das seit 2009 mit stetig wachsender Nachfrage.
Denn die Vögel sind nicht nur zum Anschauen da. Vielmehr werden viele von ihnen geschlachtet, das Fleisch wird verkauft. Vor allem an gesundheitsbewusste Gourmets, denn das Straußenfleisch gilt als besonders proteinreich und fettarm. „Ein schlachtreifes Tier wiegt etwa 110 Kilogramm. Davon sind aber nur maximal 35 Kilogramm nutzbar“, informiert Stefanie Roth die Gäste, die teils aus den Kreisen Miltenberg und Odenwald, aber auch aus Frankfurt gekommen sind, um an der ersten Straußen-Führung dieses Jahres auf dem Tannenhof teilzunehmen.
Diese beginnt bei den 15 Jungtieren, die noch nicht ganz ausgewachsen sind und sich gut unter Kontrolle halten lassen. „Auf der gleichen Fläche, auf der die Jung-Strauße stehen, könnten wir auch fast 3.000 Schweine halten“, sagt Roth. Doch die Schweinemast hat die Landwirtsfamilie vor über zehn Jahren aufgegeben. „Die Schweinemast ist ein schwieriges Geschäft, das die Bauern fast zur Massentierhaltung zwingt. Für uns war das nicht mehr vertretbar, weshalb wir eines Tages beschlossen, uns daran nicht mehr zu beteiligen.“
Schweine gegen Strauße zu tauschen, sei ein großes Wagnis gewesen. Doch beinahe ohne Konkurrenz und mit dem Wissen um viele gesundheitsbewusste Konsumenten auf der Suche nach Alternativen zu Schwein, Rind oder Pute konnte sich Landwirtsfamilie Roth aus Schaafheim bald einen Namen machen.
„Der Verkauf des Fleisches ist aber nicht unser einziges Standbein“, sagt Stefanie Roth. In einem kleinen Hofladen verkauft sie auch Straußeneier, die überwiegend mit Motiven aus Afrika bemalt sind – jenem Kontinent, den man als Herkunftsland der Strauße vermutet. „Tatsächlich kommen die Tiere ursprünglich aus Asien und wanderten über Europa nach Afrika.“ Nahezu alles vom Strauß lässt sich irgendwie verwerten. So gibt es im Hofladen auch Straußenfedern, die überraschend leicht und seidig weich sind. „Sehr edle Materialien wie der Lack von Maybach-Autos oder von hochwertigen Konzertflügeln wird mit Straußenfedern von Staub befreit. Damit gibt es garantiert keine Kratzer.“ Die Federn unterscheiden sich von denen anderer Vögel, weil Strauße sie nicht zum Fliegen benötigen. Das ist ihm aber nicht vergönnt. Wollte er abheben, müsste der Strauß dazu etwa 300 Stundenkilometer schnell rennen. Respektable 70 km/h schafft er – genug, um Feinden zu entkommen.
Die Schaafheimer Strauße haben keine Feinde, nur Bewunderer. Javier Castillo ist mit seinen Töchtern zum Saisonauftakt auf den Tannenhof gekommen, weil ihm die exotischen Laufvögel auf seinen Radtouren um Schaafheim schon mehrfach auffielen. Dass die Tiere robust und kräftig sind, sei offensichtlich. „Aber dass eine doppelte Einzäunung nötig ist, um sie im vollen Lauf abzubremsen, ist schon erstaunlich“, findet er.   
Info: Die Straußenfarm Tannenhof bietet an Sonn- und Feiertagen Führungen an. Beginn ist jeweils um 14.30 Uhr. Erwachsene zahlen 3 Euro, Kinder 2 Euro.     (mel)

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