Babenhäuser Stadtgeschichte: Wenn dieser Platz erzählen könnte...

Friedrich Christian Ranis erbaute neben dem Anwesen in der heutigen Platanenallee den „Darmstäder Hof“. Hofreite und Gasthaus gehörten zu den ersten Gebäuden, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts außerhalb der Stadtmauern errichtet wurden. Das Bild ist eine Zeichnung die nach einem Oroginal gefertigt wurde, welches Friedrich Christian Ranis im Jahre 1843 anfertigte.

Jakob Rühl gibt in seinem „Heimatbuch der Stadt Babenhausen“ aus dem Jahr 1953 einen kurzen geschichtlichen Überblick über Babenhausen, den man kaum schöner formulieren kann. „In der Mainebene, unweit von Darmstadt und Aschaffenburg, dort wo Gesprenz und Ohlenbach zusammenfließen, liegt das reizende Städtchen Babenhausen. Es zeigt sich mit seinen Mauern und Türmen, vor allem aber mit seiner herrlichen Wasserburg und Kirche von ferne her in einem altertümlichen Bild, den Historiker anziehend. Von Süden her grüßen die Vorhöhen des Odenwaldes mit dem stolzen Otzberg, während von Osten die grünen Berge des Spessarts herüberschauen.“

Aus dem Jahr 1827 stammt die Veröffentlichung von Joh. Wilh. Christian Steiner „Alterthümer und Geschichte des Bachgaus im alten Maingau“ hier wird unter anderem die Geschichte von Babenhausen und ihrer ehemaligen „Cent und Amtszugehörungen“ geschildert.
„An dem südlichen Ufer der Gersprenz wurde daher nächst dem am nördlichen Ufer liegenden Dorfe Babenbingen eine feste Burg erbaut, deren Entstehen, wenn nicht im 11ten, doch gewiß im 12ten Jahrhundert zu suchen seyn dürfte.“ Steiner berichtet, dass die Burg bei Babenbingen unter dem Namen Babenhausen zuerst urkundlich erwähnt wird. „Sie war ohnstreitig von dem Dorfe wesentlich getrennt, machte mit ihm kein Ganzes aus, und nannte sich darum auch durch den Beisatz Haus, welches so viel ist, als castrum Burg, ganz unterscheidend. Sie hatte, nach ältesten und späteren Urkunden, ihr eigenes Zugehör, ihre Burgmannen, Burgfrieden, Burgbann, Wächter, Zinnen, Thürme, usw., sie war demach allen Umständen nach schon unter den Herren von Münzenberg, im 12ten und 13ten Jahrhundert eigentliche und wahre Landesburg, von welcher aus sich über das Zugehör Administration und Vertheidigung erstreckte.“
Gegenüber dem Schloss Babenhausen liegt das Anwesen der Familie Ranis – wenn dieser Platz erzählen könnte... Erst im Jahr 1816 wurde die heutige Platanenallee errichtet, der Schlussstein im „Ranis-Hof“ trägt die Jahreszahl 1817 und ist mit den Initialen „FR“ (Friedrich Christian Ranis, versehen. Zwei Jahre später, also genau vor 200 Jahren wird der „Darmstädter Hof“ auf dem „Altdörfer Niederfeld“ gebaut. Der Darmstädter Hof entwickelte sich zu einem sehr renommierten Gasthaus. Zwei Säle trennten damals die sogenannte „Hautevolee“ und das „gemeine Volk“. Diese Saaltrennung war in der damaligen Zeit auch in anderen Gasthäusern üblich.
Der „Darmstädter Hof“ bot mit seinen groß angelegten Stallungen den Beschickern des Frankfurter Viehmarktes eine letzte sichere Station. Es wird geschildert, dass Postkutschen und Fuhrleute das Quartier gerne für den Ausspann der Pferde nutzten. Ein paar Stunden Schlaf und  dann ging es früh weiter in die große Stadt Frankfurt.
Im Jahr 1895 wird in Babenhausen die „Höhere Bürgerschule“ eröffnet. Hierfür erwarb die Stadt Babenhausen den „Darmstäder Hof“. Es entstanden dort drei Schulsäle mit Lehrerwohnungen. Ab 1931 wird die „Höhere Bürgerschule“ zu einer Realschule. Zwei Jahre später erfolgt die Umwandlung zu einer „Realschule“ mit den Klassen Sexta bis Untesekunda. Ab 1938 wird die Realschule in eine „Oberschule für Jungen“ umgewandelt. Im März 1945 wird die Schule geschlossen.
Der Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg startet im „Realgymnasium“ erst wieder am 14. Oktober 1947. Das „Realgymnasium“ wird 1956 in „Bachgau-Gymnasium“ umbenannt.
1969 / 1970 wird das alte Schulgebäude in der damaligen Bahnhofstraße 27 abgerissen.
Keinen besonderlich schönen Schulweg hatten die Schulkinder wenn sie am städtischen Schlachthof vorbeikamen. Denn direkt neben der Schule stand das Schlachthaus. An Schlachttagen wurde den Kindern also besonders deutlich wo und wie der Lebensweg der Tiere endet. Damals musste man nicht lernen „wo die Wurst herkommt“.
Das Gelände für das damalige Schlachthaus wurde von der Stadt Babenhausen 1893 erworben und 1894 umgebaut. Als am Altdörfer Weg in den 60er Jahren ein neuer Schlachthof errichtet wurde, erfolgte der Abriss des ehemaligen Schlachhofes. Der neue Schlachthof konnte nicht auf eine solch lange Zeitgeschichte zurückblicken, bereits im Frühjahr 1991 wurde auch er abgerissen.
Auf dem Gelände des ehemaligen „Darmstäder Hofes“ und dem Babenhäuser Schlachthof befindet sich heute der Parkplatz vor der Stadthalle.      hz

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