Viele Helfer sammelten zuvor Äpfel auf Naturschutz-Streuobstwiesen, die ohne Düngung und Pflanzenschutzmittel auskommen. Dabei kam eine bunte Mischung von Berlepsch, Boskoop, Bohnapfel, Gravensteiner, Zuccalmaglio, Schafnasen und anderen Apfelsorten zusammen, genau die richtige Mischung für einen köstlichen Apfelmost. Sorgfältig gewaschen, dabei akribisch auf schlechte Stellen untersucht, wurden die Früchte zerkleinert und in der Kelter mit Muskelkraft zu frischem Saft verarbeitet. Anschließend wurde der in Südhessen „Süßer“ genannte Saft gefiltert und fertig war das wunderbare, naturbelassene Getränk, das sich fast 1000 Besucher schmecken ließen. Die Nachfrage nach dem leckeren Saft war so groß, dass die Helfer zeitweise kaum mit der Saftproduktion nachkamen.
Bei Susanne und Dirk Diehl vom Förderwerk Natur gab es Informationen über alte Apfelsorten. Dort entwickelten sich interessante Gespräche und manch einer nahm einige der lecker duftenden Äpfel mit nach Hause. Am Nebentisch versammelten sich die jüngsten Besucher zum Malen. Etwas Mut zum Risiko forderte ein „Fühlkasten“. Er lockte zum Ertasten und Bestimmen verschiedener Früchte wie Äpfel, Birnen, Kastanien und Walnüsse. Viel Spaß gab es beim Apfelfang-Spiel von Yvonne Lücke. Hier konnten Kids ihre Geschicklichkeit üben. Nur mit dem Mund einen an einer Kordel baumelnden Apfel erbeuteten ist „gar nicht so einfach“, wie ein schließlich doch noch erfolgreicher Apfel-Jäger meinte.
Helga und Dietmar Wanke hatten über 30 verschiedene Apfel- und Birnensorten zu einer Sortenausstellung arrangiert, die viele Besucher ausgiebig studierten. Neben einigen Lokalsorten war auch nicht alltägliches Obst wie Speierling, Ebereschenbeeren und die Heckenfrüchte Schlehen und Hagebutten vertreten. Wer mochte, konnte bei der Streuobstwiesen-Präsentation oder dem Film „Naturschutzscheune Reinheimer Teich – ein Erfolgsrezept“ verweilen.
Eine weitere Attraktion war der Rundgang über das Scheunengelände mit Fritz Fornoff. „Hier an dieser Stelle hätten Sie vor 10 Jahren in einem Maisacker gestanden“, begann er seine Ausführungen. Damals wurde das Außengelände komplett umgestaltet. Die Lebensräume in der Gersprenz-Aue sollten nachgebildet werden. So finden wir heute im Umfeld der Naturschutzscheune Fließgewässer, Stillgewässer mit Schilf und Röhricht, eine Nachbildung des Reinheim-Lengfelder Hügellandes mit einer Lößschlucht, eine Sandkuhle mit Sand-Magerrasen-Vegetation, einen Auwald mit Totholzanteilen und eine Streuobstwiese. Auch ein Solarium für Eidechsen und Ringelnatter, ein Barfußpfad und ein Kopfweidenbestand wurden in unmittelbarer Nähe angelegt. Der Aufwand zur Gelände-Umgestaltung hat sich gelohnt, gibt es hier doch wieder Eisvogel, Biber und die Europäische Sumpfschildkröte, um nur drei seltene Arten zu nennen. Etwa 20 Besucher nahmen an dem Rundgang teil und stellten interessierte Fragen vor allem zum Biber, die Fornoff gerne beantwortete.
Für das leibliche Wohl war gut vorgesorgt: Würstchen, Käsebrötchen, Brezeln und Schmalzbrote sowie Kaffee und Kuchen luden zur Stärkung ein. Und selbstverständlich Most zum Sofortverzehr oder auch zum Mitnehmen im Kanister. Diesen Angeboten sprachen die Besucher gut zu, so dass nichts übrig blieb.
Ein letzter Programmpunkt des Kelterfestes war die Auflösung des Schätzspiels. 113 Äpfel waren im fraglichen Korb, ein Teilnehmer aus Groß-Zimmern gewann Korb mitsamt den Äpfeln.
„Das war ein toller Tag, zum Glück hat das Wetter mitgespielt. Wir hatten viele interessierte, nette Besucher, viele Kinder waren dabei. Und es gab viele gute Gespräche“, resümierte Dr. Lothar Jacob. Der Arbeitskreis Naturschutzscheune bedankt sich bei der Bevölkerung für den Besuch und fürs Mitmachen. Dank auch an die vielen Helfer beim Vorbereiten des Festes, den vielen Kuchenbäckerinnen für die reichhaltige Kuchentheke, dem Servicepersonal in der Küche und an der Verkaufstheke sowie den starken Helfern beim Lesen der Äpfel, beim Waschen, Musen und Keltern. Viele fleißige Hände haben zum Gelingen dieses Kelterfestes beigetragen.
(Text/Fotos: NABU / lja)
Kommentare