Maja (14) und Johanna (16) führen ihren Lehrer vom Ort des Unfalls – dem Schulgarten – zu einer Decke, reden beruhigend auf ihn ein, während sie den Notfallkoffer auspacken. Er enthält alles, was die Schulsanitäterinnen für ihre Arbeit brauchen: Einmalhandschuhe zum Schutz vor Infektionen, Verbandsmaterial für die Wundversorgung an der verletzten Hand, ein Blutdruckmessgerät, ein Stethoskop.
Maja und Johanna arbeiten ohne Hektik und mit geübten Handgriffen. Als sie ihren Patienten erstversorgt haben, protokollieren sie den gesamten Vorgang für die Sanitäter der Johanniter, die sie zwischenzeitlich informiert haben. Denn die Befugnisse der Schulsanitäter enden an dem Punkt, ab dem die Gabe von Medikamenten oder Spritzen notwendig wird.
Als John Andreß und Stefan Rogge den Verletztendarsteller übernehmen, auf einer Trage in den Rettungswagen der Johanniter bringen, rufen 160 Schüler des fünften und sechsten Jahrgangs ihrem Lehrer „Gute Besserung“ hinterher.
Die Schulsanitäter, die von den Dieburger Johannitern ausgebildet werden, gibt es an der Joachim-Schumann-Schule nun seit zehn Jahren. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass sich im Ernstfall wirklich alles wieder schnell zum Guten wendet. Denn sie leisten wichtige Vorarbeit für die später eintreffenden Rettungskräfte. 15 Jungs und Mädchen haben in diesem Schuljahr als Schulsanitäter gearbeitet. Einige hören nun auf, da sie an eine weiterführende Schule wechseln. Doch sie werden bald Nachfolger bekommen, daran gibt es keinen Zweifel.
Nicht zuletzt der „Sani-Tag“, mit dem die seit zehn Jahren bestehende Kooperation zwischen Schule und Johannitern am Freitagvormittag (10.) gefeiert wurde, machte vielen Jugendlichen Lust, sich ebenfalls ehrenamtlich für ihre Mitschüler und Lehrer zu engagieren.
„Die Grundausbildung dauert fünf Wochen á 16 Stunden“, erzählt Johanna, die sich seit vier Jahren „Sanitätshelfer“ nennen darf. „Man lernt nicht nur die Erste-Hilfe-Standards, sondern auch, wie man bei Knochenbrüchen oder einer Gehirnerschütterung hilft und größere Wunden behandelt.“ Auch gehe es in der Ausbildung um Symptome durch Drogenkonsum, um die Erstbehandlung bei Herzinfarkt oder psychische Probleme, ergänzt Maja, die später Kinderärztin werden will.
Vor einem Jahr hat sie ihre Grundausbildung gemacht, der jährlich zwei Fortbildungen folgen. „Man muss dafür mindestens 13 Jahre alt sein, denn als Schulsani hat man viel Verantwortung. Außerdem würde man als Zehn- oder Elfjähriger von älteren Schülern vielleicht nicht ernst genommen.“
Rettungssanitäter John Andreß ist stolz auf seine Zöglinge in Babenhausen, aber auch auf jene an den sieben weiteren Schulen im östlichen Landkreis. „Die Arbeit der Schulsanitäter kann lebensrettend sein, da sie kompetent genug sind, um vor Ort die entscheidenden Minuten bis zu unserem Eintreffen zu überbrücken.“ Auch erübrige sich durch die sorgfältig geführten Protokolle manche zeitraubende Nachfrage der Rettungskräfte.
Regina Bartels, Lehrerin für Mathe und Physik, leitet vonseiten der Schule das Projekt von Beginn an. Die Zusammenarbeit mit den Johannitern funktioniere einwandfrei, was sich auch daran ablesen lasse, dass in den vergangenen zehn Jahren viele ehemalige Schulsanitäter ihre ehrenamtliche Arbeit bei den Johannitern fortführten. Der Rettungsdienst mit Sitz in Dieburg hält stets einen Notfallkoffer an der Schule bereit, sorgt für Aus- und Fortbildung der Jugendlichen. Die Schule stellt einen Sanitätsraum, koordiniert die Dienstpläne.
Eine so schwere Verletzung, wie sie Lehrer Aßmann dargestellt hat, mussten die Schulsanis noch nicht versorgen. „Aber es ist beruhigend zu wissen, dass wir für den Ernstfall angehende Profis an der Schule haben“, sagt er. Kleinere Zwischenfälle, bei denen die Schulsanis gerufen werden, gibt es dagegen häufiger. Beim Aktionstag konnten die Schüler der fünften und sechsten Klassen Erste-Hilfe-Maßnahmen ausprobieren, Verbände anlegen oder an Puppen die Herz-Druck-Massage üben. mel
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