„Notfallseelsorge lebt vom Erstkontakt; dazu brauchen wir Orientierung“, fasste Pfarrerin Annette Herrmann-Winter, die Leiterin der Notfallseelsorge und Krisenintervention Odenwaldkreis, zusammen. Um ihnen hierbei eine Hilfe an die Hand zu geben, gleichsam einen Schlüssel, wie der Titel des Fachtages besagte, waren nun 70 überwiegend Ehrenamtliche aus der ganzen Region ins Offene Haus des evangelischen Dekanats nach Darmstadt gekommen, wo der Psychologe Dr. Jens Hoffmann Hinweise gab, wie „Menschen entschlüsselt“ werden können.
Hoffmann, der sich seit Jahren mit diesem Thema beschäftigt, unter anderem auf Kriminalpsychologie und die Beratung der Polizei spezialisiert ist und auch ein Buch dazu veröffentlicht hat, tat dies auf zugleich spannende, einleuchtende und unterhaltsame Art und Weise. Viele seiner Zuhörerinnen und Zuhörer mochten anhand der von Hoffmann skizzierten Typen und ihren Eigenschaften sogleich überlegt haben, wer etwa aus Familie, Freundes- oder Kollegenkreis welchem Stil entspricht – oder wo man sich selbst sieht. Klar ist, das betonte der promovierte Psychologe, dass auf diese Weise niemand abschließend festgelegt werden und schon gar nicht beurteilt werden kann; die Methode helfe lediglich dabei, Menschen zu verstehen und sich auf ihre Persönlichkeit bestmöglich einzustellen.
„Oft sind zwei verschiedene Typen in einer Person verbunden“; manchmal seien es sogar deren drei, erklärte der Fachmann. Aber in der Regel, so lässt sich beobachten, ist eben ein Stil dominant. Da gibt es etwa den „gewissenhaften, strukturliebenden Typ“, der von Psychologen in der krankhaften Form als zwanghaft beschrieben wird. Dann gibt es den „wachsamen Menschen“, ebenso die „dramatische Persönlichkeit“, worunter Menschen verstanden werden, die sich gerne inszenieren und zur Übertreibung neigen. Mit Narzissmus einher gehen das Gefühl der eigenen Grandiosität und leichte Kränkbarkeit. Ferner gibt es dominante Typen und die „anhängliche Persönlichkeit“ sowie noch einige weitere mehr, welche Psychologen unterscheiden.
Amüsant und zugleich erhellend wurden die Ausführungen des Psychologen Hoffmann dann, wenn er Beispiele von Persönlichkeitstypen aus der Promiwelt brachte oder in manche Rolle schlüpfte und imitierend typische Merkmale aufgriff. Manchmal gibt auch die Körpersprache schon wichtige Hinweise, wie Hoffmann in einem eingespielten Video aufzeigte, welches den Händedruck des amerikanischen Präsidenten Donald Trump analysiert.
Der Referent legte unter reger Beteiligung des Publikums nicht nur die typischen Verhaltensweisen und Bedürfnisse der einzelnen Typen dar, sondern zeigte jeweils – besonders wichtig für die in der Notfallseelsorge Tätigen – wie man ihnen am besten begegnet und gegebenenfalls Probleme löst.
Organisiert hatte diese Fortbildung die Notfallseelsorge-Kooperation Südhessen: die Pfarrerinnen Annette Herrmann-Winter (Odenwaldkreis) und Karin Ritter (Bergstraße) zusammen mit ihrem Kollegen Heiko Ruff-Kapraun, der die Einrichtungen Darmstadt und Umgebung und Darmstadt-Dieburg leitet. Dementsprechend waren aus allen vier Hilfseinrichtungen Ehrenamtliche dabei, um sich Rüstzeug für ihre Einsätze zu holen.
(Text/Foto: B. Bergmann)
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