„Jetzt bist du weit, weit weg“, singt der Chor ChorPusdelicti, „weit, weit weg von mir.“ Wenn die Notfallseelsorge gerufen wird, ist nichts mehr so, wie es war. Dann hat jemand Suizid begangen oder ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, dann ist ein schlimmes Unglück geschehen oder eine anderes Tragödie. Seit 20 Jahren gibt es die Notfallseelsorge im Landkreis Darmstadt-Dieburg, seinerzeit beschritt das Evangelische Dekanat Vorderer Odenwald mit der Errichtung einer Pfarrstelle für Notfallseelsorge völlig neues Terrain. Am Samstag wurde das Jubiläum der mittlerweile ökumenisch ausgerichteten Notfallseelsorge mit einem großen Festgottesdienst gefeiert, zu dem unter anderem Rettungskräfte, Polizei, Vertreter der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau (EKHN) und des Bistums Mainz, Kommunalpolitiker und Notfallseelsorger aus der Umgebung gekommen waren.
Stärkung der Ehrenamtlichen
„Es wurde offensichtlich, dass seelische Schmerzen nicht Zeit brauchen und Gras darüber wächst, sondern es zeigte sich, dass Menschen in ihrer Grundsicherheit, in Gott und in die Welt erschüttert sind“, sagte Pfarrer Heiko Ruff-Kapraun, Leiter der Notfallseelsorge Darmstadt-Dieburg, rückblickend. Es wurde ein Festgottesdienst, der die Not der Menschen im Blick hat, den Schmerz, den Tod, aber auch die Lebensfreude und die Dankbarkeit darüber, dass es Menschen gibt, die für Andere da sind, sie nicht alleine lassen. „Zusätzlich zu Worten helfen Gesten, helfen Töne, helfen Symbole, das Leben zu verstehen“, sagte Dekan Joachim Meyer. Das Herz sei das zentrale Organ des Menschseins, es sei seit alters her der Wohnort der Seele und verbinde die Menschen in die Welt hinein, mit ihren Mitmenschen, mit sich selbst. Rote Herzen aus Schokolade gab es für die ehrenamtlichen Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger – zur Stärkung, denn sie bräuchten ein starkes, mutiges und barmherziges Herz, so Meyer. Er segnete sie zusammen mit dem neuen katholischen Dekan Alexander Vogl.
„Sie sind so unverzichtbar“, sagte Landrat Klaus Peter Schellhaas in seinem Grußwort, „danke, dass es euch gibt!“ „Sie gehören zu den Helfern, die wir brauchen, die unsere Gesellschaft ein Stück reicher machen“, lobte Groß-Umstadts Bürgermeister Joachim Ruppert. Es gebe drei Dinge, ohne die ein Fußballspiel nicht beginnen dürfe, sagte Dr. Reimar Krämer, Leiter des Zentrums Seelsorge der EKHN: 1. der Arzt, 2. der Krankenwagen, 3. die Tragbahrenträger. Diese seien ebenso unsichtbare Helfer wie die Notfallseelsorge. „Danke dafür!“ Matthias Maurer-Hardt, Leiter der Rettungsleitstelle und stellvertretender Kreisbrandinspektor, überbrachte die Grüße der 76 Feuerwehren in Darmstadt-Dieburg. Ein Team der Notfallseelsorge Odenwald unter Leitung von Pfarrerin Annette Herrmann-Winter schenkte einen Präsentkorb und einen Drachen als Hüter der Quelle, als Licht und Glücksbringer. Der Gottesdienst endete mit Sektempfang und angeregten Gesprächen.
(Text: S. Rummel / Foto: Peter Fitz / Dekanat)
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