Was einem so zwischen den Jahren alles blühen kann

Bild 1

Dass eine Zaubernuss in der kalten Jahreszeit ausschlägt, ist nichts Besonderes. Die Hamamelis  macht als Winterblüher fast alljährlich in der dann an Farben armen Landschaft zwischen November und Februar mit ihren gelben, weißlichen oder auch roten Blüten auf sich aufmerksam. So auch die zwei Büsche an dem noch namenlosen Babenhäuser Kreisel „beim Netto“ (Bild 1)

Als ich das einem im Auto unterwegs befindlichen Amateur am 29. Dezember über Funk erzählte, meinte er, das sei mal wieder kein echtes Alleinstellungsmerkmal. Ich solle doch mal zum „Speckgraben“ nördlich vom bayerischen Stockstadt fahren. Dort ständen in dem kleinen Waldgebiet zwischen den alten Ton- und Sandgruben einige verstreute Vogelkirschen in voller Blüte. Das klang nach den im ganzen Bundesgebiet extrem warmen letzten Monaten ganz plausibel. Der zu Ende gehende Dezember 2015 war in Hessen gegenüber dem langjährigen Mittel von +0,8 °C mit amtlich ermittelten  +6,4°C schließlich auch um 5,6 Grad zu warm gewesen. Das sollte in der Zeit der phänologischen Vegetationsruhe auch ungewöhnliche Reaktionen der Pflanzenwelt vermuten lassen.
Also fuhr ich zwischen den Jahren mit meiner thüringischen Besucherin zu dem mir bekannten Waldhotel „Schwalbennest“. Hier stürzt sich unsere Gersprenz ja in einem kleinen Wasserfall in den Main, nachdem ihre natürliche Mündung seit dem Bau der Kleinostheimer Schleuse von Stockstadt nordwärts um drei Kilometer hierher an die natürliche Einmündung des sog. Mühlbachs „verschleppt“ worden war. Ohne detaillierte Karte gelang es uns aber nicht, die viel befahrende Bundesstraße 469 sicher zu überqueren, die hier als Verbindung zwischen den Autobahnen A3 und A45 die Landschaft förmlich zerschneidet.
Also mussten wir notgedrungen die geplante längere Fußwanderung (zu meiner Erleichterung!) verkürzen und bummelten nur entlang dem Gesprenzgraben und zurück auf dem östlichen Sommerweg der Bundesstraße.
Aber auch hier entdeckten wir immer wieder Blüten am Boden und an den Zweigen im Unterholz der Uferböschung: Kirschen, vereinzelte Schlehen und anderes, was wir nicht kannten (Bilder 2 und 3). Ein einsames Veilchen ließ sich im dichten Brombeergesträuch leider nicht fotografieren. Spektakulärer Höhepunkt waren schließlich mehrere baumgroße Haselnusssträucher (Bild 4). Hier begegneten wir einer Hundebesitzerin, die im Sauseschritt vorbei eilte. Auf meine spitze Frage, ob sie sich von ihrem Vierbeiner ziehen lasse, rief sie nur über die Schulter zurück: “Nein, ich bin Allergikerin und muss ganz schnell an diesen ekligen gelben Bommeln vorbei“ Verständlich!
Die verheißenen,“in voller Blüte“ stehenden Wilden Kirschen haben wir auf unserem Ausflug nicht zu Gesicht bekommen. Dafür elektrisierte uns auf  dem Rückweg dann plötzlich  im Scheinwerferlicht noch ein knallroter Baum. Aber da gehörte die grelle Farbe nicht zu Blüten. Es war eine außerordentlich dicht mit Beeren besetzte Eberesche (Bild 5). Nachdem wir ja auf der Suche nach Farben unterwegs waren, wurden auch diese Vogelbeeren abschließend noch geblitzt. Nach dem ersten Frost werden die Vögel (und Eichhörnchen) ihre Freude an den nahrhaften Beeren haben.

(Text/Fotos: Dr. Richard Simonis)

 

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