Vortrag der NABU Ortsgruppe Langstadt: Die Überlebenden aus der Saurierzeit

bei seinem Vortrag im alten Rathaus in Langstadt ging Dirk Diehl auch eingehend auf die Fragen seiner Zuhörer ein und es 
entwickelten sich regelrechte Fachgespräche mit dem Referenten.

Wer denkt, dass der NABU in den Wintermonaten weniger aktiv ist, irrt gewaltig! In der Ortsgruppe Langstadt gibt es in der kalten Jahreszeit im zweimonatigen Turnus Vorträge, bevor es im Mai wieder nach draußen in die Natur geht. 
Am 8. März widmete sich Diplom-Biologe Dirk Diehl den heimischen Reptilien. Leider war die Veranstaltung nicht sehr gut besucht, was jedoch durchaus dem sehr unwirtlichen Wetter geschuldet sein konnte. Die anwesenden Besucher waren alle sehr interessiert und wurden sicher nicht enttäuscht ob des schier unerschöpflichen Fachwissens von Diehl, der gerne auch auf die Fragen aus dem Publikum einging. 

Wer denkt, dass der NABU in den Wintermonaten weniger aktiv ist, irrt gewaltig! In der Ortsgruppe Langstadt gibt es in der kalten Jahreszeit im zweimonatigen Turnus Vorträge, bevor es im Mai wieder nach draußen in die Natur geht. 
Am 8. März widmete sich Diplom-Biologe Dirk Diehl den heimischen Reptilien. Leider war die Veranstaltung nicht sehr gut besucht, was jedoch durchaus dem sehr unwirtlichen Wetter geschuldet sein konnte. Die anwesenden Besucher waren alle sehr interessiert und wurden sicher nicht enttäuscht ob des schier unerschöpflichen Fachwissens von Diehl, der gerne auch auf die Fragen aus dem Publikum einging. 
Zunächst umriss der Diplombiologe die Entstehungsgeschichte der Reptilien und begab sich erzählerisch zurück in die Zeit der Dinosaurier, die größten Tiere, die je auf der Erde gelebt haben. Durch den Einschlag eines gigantischen Meteoriten wurde ein klimatisches Inferno ausgelöst, das den Lebensraum der Dinosaurier zerstörte. Einige Kriechtierarten überlebten die Klimaänderungen und konnten sich bis heute in Landschafts- und Klima-Nischen halten und weiterentwickeln.
Bevor der Vortrag sich den heimischen Reptilien zuwandte, ging Diehl noch eingehend auf den Unterschied zwischen Amphib und Reptil ein. Um unabhängig vom Wasser zu sein, haben Reptilien vor allem festere Haut, die sie vor mechanischer Belastung und Austrocknung schützt. So findet man Schuppen, knochige Strukturen wie beim Krokodil, bis hin zum Panzer bei Schildkröten. Da diese Haut jedoch nicht mitwächst, streifen Reptilien sie mehrmals im Laufe ihres Lebens ab, wenn sie zu klein geworden ist. Amphibien hingegen haben durch ihre weiche, durchlässige Haut kaum Schutz vor Austrocknung. Selbst die Eier von Reptilien haben eine festere Schale und können so an Land abgelegt werden. So dominierten in den letzten 200 Millionen Jahren Reptilien die Erde. Bei einer breiten Palette von Häuten verwunderte die Zuhörer ein besonderes Detail: so gehe bei Schlangen die Haut auch über die Augen, was dazu einer zweitägigen Blindheit der Tiere bei jeder Häutung führe. Auch die Füße der Reptilien sind durchaus nicht gleich: so reicht die Palette von langzehig mit Endkralle bei Agamen, über Saugfüße bei Geckos bis hin zu Flossen bei einer Meeresschildkröte. Bei den Schwänzen kann man bewegliche, greifstarke, mit Sollbruchstelle versehene bis hin zu Ruderschwänzen finden. Ein Schwanz kann auch als Fettdepot oder Wasserspeicher dienen und bei der Klapperschlange befinden sich vertrocknete Hautstücke im Schwanz zum Rasseln.
Beobachten könne man heimische Reptilien am besten an Sonnenplätzen, die sie aufsuchen, um Wärme zu tanken., da sie ektotherm seien, was so viel heißt wie „von außen gewärmt“. 
Reptilien legen ihre Eier meist ab und scharren sie zum Schutz etwas ein, betreiben jedoch keine Brutpflege. Erst im Spätsommer erfolge der Schlupf der Eier, wenn die ältere Generation sich schon zur Winterruhe begebe, damit die Jungen nicht von den Alten aufgefressen würden. Bei sehr ungünstiger Witterung kann der Schlupf auch auf das nächste Frühjahr verschoben werden. Die Überwinterung erfolge unter Ästen, Laub oder Steinhaufen, weshalb ein reptilienfreundlicher Garten niemals zu „aufgeräumt“ sein sollte, damit ausreichende Möglichkeiten für Winterquartiere geboten sind. 
Die Suche nach Reptilien gestaltet sich nicht einfach, da diese Tiere scheu und vorsichtig seien. Durch ihr hohes Wärmebedürfnis exponierten sie sich am ehesten bei der Thermoregulation an sonnigen Plätzen und auch in Paarungsphasen seien sie weniger aufmerksam. Beim leisen Heranpirschen solle man Erschütterungen meiden und sich möglichst langsam im Schatten bewegen. Ein Fernglas sei durchaus hilfreich, erzählte Diehl von seinen Erfahrungen bei der Reptilienkartierung im Altkreis Dieburg. 
Nun ging der Biologe auf die Lebensräume ein, in denen sich die in Deutschland beheimateten Reptilien finden lassen. 
So finde man die Würfelnatter mit ihrem auffällig gezeichneten Körper vor allem an Flüssen, da sie ein Fischjäger sei. Wegen des Rückgangs der Fischbestände, würde sie aber leider immer seltener. In Stillgewässern (als Beispiel wurde der Reinheimer Teich genannt) finde man die Sumpfschildkröte mit ihrem typisch schwarzen Panzer und den kleinen gelben Punkten am Kopf. Diese Art habe sich durch das Rettungsprojekt seit den 90er Jahren wieder gut etabliert, war durch intensiv genutzte Landwirtschaft jedoch lange bedroht. Im Naturschutzgebiet rund um die Reinheimer Scheune befinden sich jedoch genügend geeignete Plätze für Eiablage und Jungtiere.
Durch regelmäßige Funde von sogenannten „Natterhemden“ (abgestreifte Haut) lassen sich am Fischteich auch Ringelnattern nachweisen.
Die eher selten gewordene Waldeidechse findet man an kühl-feuchten Standorten in Mittelgebirgen, wo sie sich auf die unteren Äste von Bäumen begibt, wenn es am Boden zu dunkel ist. Da sie hitzestressanfällig ist, mutmaßt Diehl, dass der Klimawandel durchaus etwas mit dem Rückzug dieser Art aus unserer Gegend zu tun haben könne. Saure und moorige Böden bevorzugt die Kreuzotter, die mit rund 40-50 cm Länge die einzige heimische Giftschlange sei. Als um 1900 herum die „Bekämpfung der Kreuzotter“ mit enormer Bezuschussung der Gemeinden durchgesetzt werden sollte, wurde aus Versehen fast die Blindschleiche mit ausgerottet, die weder giftig ist und noch nicht einmal zu den Schlangen, sondern zu den Eidechsen gezählt wird. 
Die Schlingnatter, oder auch Glattnatter genannt, ist sehr leicht mit der Kreuzotter zu verwechseln, jedoch ungefährlich. Sie liebt auch eher Weinberggebiete und Trockenmauern, wo sie sehr schwer zu erkennen ist.
Die westliche Smaragdeidechse hingegen hat zur Paarungszeit eine sehr auffällige blaue Kehlfärbung, was sie sehr markant erscheinen lässt, außerdem hat sie eine stattliche Größe von rund 30 cm Körper plus 20 cm Schwanz. 
Die Äskulapnatter hat als die längste heimische Schlange sogar 2 m Körperlänge bei den Weibchen vorzuweisen und wurde wohl durch die Römer ins Land gebracht, was die vorrangigen Funde beim sogenannten Schlangenbad bei Wiesbaden vermuten lassen. Ihre runde Pupille verrät jedoch, dass sie ungiftig ist. Sie klettert sehr gerne auf Bäume und plündert Vogelnester.
Häufiger zu sehen (zum Beispiel vermehrt am Darmstädter Südbahnhof) sind die Zauneidechsen und auch Mauereidechsen (diese vor allem in der Bessunger Kiesgrube). Als „Schwarzfahrer“ auf Containern werden sie häufig verdriftet und finden sich vorzugsweise an Bahnanlagen mit vielen Güterumschlägen wieder.
Wenn sich ab und zu exotische Funde verzeichnen lassen, so sind das meist „Terrarienflüchtlinge“, deren Freiluftsaison dann jedoch im Herbst unglücklich endet, da sie meist tropischen Ursprungs seien, wie Diehl erläuterte. Schmuckschildkröten jedoch können auch hier überleben, da sie aus Nordamerika stammen und somit dem Klima gewachsen sind. Allerdings machen sie den heimischen Schildkröten Konkurrenz.
Gegen Ende seiner sehr lehrreichen Ausführungen ging Diehl noch auf den Reptilienschutz ein und erklärte, was bei der Evakuierung von Baugebieten geschehe, um den Tieren an anderer Stelle genügend Versteckmöglichkeiten zu geben. Als besondere Gefährdung der Kriechtiere nannte er in Siedlungsbereichen vor allem Katzen, deren Jagdtrieb die meist kleineren Reptilien nicht gewachsen seien.
Der Vortrag war sehr interessant gestaltet und mit einer Fülle an Bildmaterial unterlegt. Die Anwesenden konnten zu jeder Zeit eigene Beobachtungen oder Fragen einfließen lassen, die der versierte Biologe sofort aufgriff und vertiefte. Es war daher besonders schade, dass dieses Mal so Wenige den Weg in das Alte Rathaus in Langstadt fanden. Der Veranstaltungskalender des Naturschutzbundes NABU gibt aber genügend Gelegenheiten, weitere interessante Vorträge und im Sommerhalbjahr auch Exkursionen zu wechselnden Themen mitzumachen. So gibt es etwa  Vogelstimmen-Veranstaltungen für Freunde der gefiederten Tiere, Fledermaus-Rundgänge, ein Schafschurfest und Wildkräuterwanderungen, um nur einige zu nennen. Besonders hob Diehl eine Radtour hervor, die am 25. Mai (im Zuge des 750jährigen Dorfjubiläums) „Quellen, Bäche und die Langstädter Wasserversorgung von 1927“ beleuchten wird. Neben den Fragen der Wassernutzung werden dabei auch Wasserbewohner vorgestellt. Das verspricht ein spannender Radausflug zu werden, zu dem man sich um 13 Uhr vor der evangelischen Kirche in Langstadt treffen will. Näheres dazu, aber auch andere Informationen findet man unter www.naturkunde-institut-langstadt.de         kb                       

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