SPD-Wirtschaftsgespräch 2015: Babenhausen im Fokus für Potenziale und Perspektiven

Auch nach dem „SPD Wirtschaftsgespräch 2015”, im Bürgerzentrum Stadtmühle, tauschten sich die Experten über die wirtschaftliche Entwicklung von Babenhausen aus und besprachen konstruktiv die verschiedenen Diskussionsansätze. (v.li.) Dr. Matthias Wiemers (Handwerkskammer Rhein-Main), Timo Kraus (Gewerbeverein Babenhausen), Bürgermeister Achim Knoke, Simone Kirchschlager und Ralf Schlingmann (Moderatoren des Abends) und Landrat Klaus-Peter Schellhaas.

Zum „SPD-Wirtschaftsgespräch 2015“ hatte am Dienstag (24.) die SPD Babenhausen in das Bürgerzentrum Stadtmühle eingeladen. Moderatoren des Abends waren Simone Kirchschlager (Vorsitzende des SPD Ortsvereins) und Ralf Schlingmann (Mitglied im SPD Fraktionsvorstand). Die Expertenrunde wurde von Landrat Klaus-Peter Schellhaas angeführt. Bürgermeister Achim Knoke und Timo Kraus (André+ Oestreicher) vertraten die Verwaltung bzw. den Gewerbeverein Babenhausen. Claus Gilke von der Industrie- und Handelskammer Darmstadt (IHK), dort zuständig für die Bereiche Standortpolitik und Informationsmanagement, sowie Dr. Matthias Wiemers, Geschäftsführer der Handwerkskammer Rhein-Main, sorgten für den Blick von außen.

 

Die Veranstalter zeigten sich „ein bisschen überrascht“, dass trotz zweimaliger Einladung an 110 Betriebe, sich lediglich vierzehn Gäste eingefunden haben (davon einige aktive SPD Mitglieder). Den ortsansässigen Unternehmen die Möglichkeit zu geben, mit verantwortlichen Politikern und Verbandsvertretern ins Gespräch zu kommen, wurde leider kaum wahrgenommen. Dieses wurde von SPD Vertretern als „sehr schade“ bezeichnet.
Interessant begann das Wirtschaftsgespräch schon bei der Vorstellungsrunde. Die Vertreter von IHK und Handwerkskammer sollten Babenhausen mit einem Satz charakterisieren. Claus Gilke bezeichnete Babenhausen „überraschend wenig profiliert als Wirtschaftsstandort“ und auch der Blick von Dr. Matthias Wiemers auf Babenhausen – „Die Stadt wirkt nicht so ansprechend.“ – war wenig schmeichelhaft. Er bemerkte weiterhin, dass „im handwerklich und touristischen Bereich noch einige Talente schlummern“. Landrat Klaus-Peter Schellhaas bezeichnete Babenhausen als „die Stadt mit dem größten Entwicklungspotenzial im Landkreis Darmstadt Dieburg.“ „Potenzial“ war dann im Versammlungsverlauf der wohl am meisten verwendete Begriff.
Die Frage „Was hat sich in den letzten zwölf Monaten getan?“ richtete sich an Bürgermeister Achim Knoke, der den Breitbandausbau als großen Erfolg bezeichnete. Die Kinderbetreuung mit dem Pilotprojekt Pflegenest und der Teilnahme am „Pakt für den Nachmittag“ führte er ebenso auf, wie die geplanten Baugebiete in der Kernstadt, Langstadt, Harreshausen und Harpertshausen. Die Bautätigkeit auf dem ehemaligen Feuerwehrgelände und am Bahnhof zeige die Entwicklung anschaulich. Als Schlüsselprojekt für die Zukunft von Babenhausen bezeichnete Achim Knoke die Konversion der Kaserne in Babenhausen. Die Rahmenplanung der rund 60 Hektar großen Fläche solle qualitativ hochwertiges wohnen und Gewerbe miteinander kombinieren.
Timo Kraus schilderte den Bedarf von Flächenerweiterungen und die Erschließung von Gewerbeflächen für ansässige Unternehmen, um das Babenhäuser Gewerbe zu erhalten. Im Hinblick auf Gewerbesteuererhöhungen berichtete er über Mitglieder die sich fragen ob Babenhausen noch der richtige Standort für sie sei.
Landrat Klaus-Peter Schellhaas schilderte die positive Wirtschaftsentwicklung in Südhessen und insbesondere „seines“ Landkreises. Die Metropolregion Rhein-Main sei beispielhaft und für Babenhausen gelte es soviel wie möglich hiervon zu partizipieren. Er habe bei „Nacht der Lichter“ erleben dürfen, was in Babenhausen möglich sei, die Babenhäuser Altstadt sei ein Schatz und es gelte die Leute von der B26 in den Ort „rein zubekommen”. Bei der angesprochenen Gewerbesteuererhöhung verwies er auf das Steuergestaltungspotenzial großer Unternehmen und empfahl solche Entscheidungen sich genau zu überlegen.
Nachdem mit viel Herzblut diskutiert wurde, stellte der IHK ernüchternde Zahlen vor. Babenhausen sei im Zeitraum 2002 bis 2012 die einzige Kommune, die einen Rückgang von Unternehmen verzeichnete. Man befinde sich „vergleichsweise schwach“ im unteren Drittel. Auch bei den Beschäftigungszahlen 2004 bis 2014 konnte Babenhausen lediglich einen Zuwachs von 1,01% verzeichnen. Dieburg konnte im gleichen Zeitraum 18% und Eppertshausen sogar über 23% vorweisen. Die Kaufkraft von Babenhausen liegt gemäß den aktuell vorliegenden Zahlen bei 101,1% und somit auch „unterdurchschnittlich“. Lediglich beim Rückgang der Arbeitslosigkeit konnte Babenhausen positive Zahlen vorweisen, aber dies läge wohl eher am Rückgang der Bevölkerung als an der wirtschaftlichen Entwicklung, schilderte der Experte von der IHK.
Über die Bereiche Ausbildung, Ausbildungsreife und die Qualifizierung für den Arbeitsmarkt wurde in dem Wirtschaftsgespräch ebenso wie die aktuelle Situation der Flüchtlingspolitik erörtert. Die Investitionen für die Ertüchtigung der Kasernengebäude und die Realisierung der Kaserne als Hessische Erstaufnahmeeinrichtung (HEAE) gehe in die Millionenhöhe und werde hauptsächlich durch Unternehmen vor Ort vorgenommen. Der ASB schaffe einhundert Arbeitsplätze und auch im Umfeld der HEAE wird von großen Potentialen gesprochen.
Eine lebhafte Diskussion entwickelte sich und zahlreiche Sichtweisen wurden zu den verschiedenen Punkten erörtert. Aufgrund des angeregten Austausches wurde die im Vorfeld veranschlagte Zeit von zwei Stunden „leicht überschritten“ und nach über drei Stunden bedankte sich Ralf Schlingmann für die tolle Runde und die interessanten Beiträge.     hz

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