Fußball: Gemeinsame Zukunft für SV Sickenhofen und Germania Babenhausen

„Vor ein paar Jahren wurde noch jeder schief angesehen, der auch nur das Wort Kooperation in den Mund nahm“, sagt Babenhausens erster Stadtrat Kurt Lambert. In den neunziger Jahren war Lambert Bürgermeister der Stadt mit sechs Stadtteilen, brachte schon damals Überlegungen zur Zusammenarbeit oder gar Zusammenlegung von Vereinen ins Gespräch. „Zu meiner Amtszeit war das noch ein verwegener Gedanke. Heute sehen immer mehr Vereine darin eine mögliche Lösung.“

Kurt Lambert ist einer von etwa 100 Gästen, die am Dienstagabend in die Babenhäuser Stadthalle gekommen sind (Fotos), um sich über eine mögliche Fusion der beiden Vereine Germania Babenhausen und SV Sickenhofen zu informieren. Deren Vorstandsmitglieder sehen die Lösung vieler Probleme in einem Zusammenschluss von Germania und SV. Dazu sollen beide Vereine aufgelöst, ein ganz neuer Verein gegründet werden.
Anfang des Jahres setzten sich die Vorstände erstmals zusammen, um die aktuelle Situation der beiden Vereine zu analysieren. „Dabei stellten wir fest, dass sich Germania und SV in vielem ähnlich sind, mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben“, sagte Christian Hockemeyer, Vize-Chef des SV Sickenhofen, Finanzvorsitzender bei Germania und Mitglied des neuen „Fusionsteams“. Das Team hatte sich zusammengefunden, nachdem klar war: Mitgliederschwund, Ausbildung und Lizensierung der Trainer, Perspektiven für die Vereinsjugend, Pflege und Erhalt der Sportstätten, die Besetzung von Vorstandsposten – all das sind Themen, die beide Vereine seit Jahren umtreiben. Aus Sicht der Vorstände braucht es eine grundlegend neue Ausrichtung, damit beide Vereine eine Zukunft haben.
Germania Babenhausen hat aktuell 274 aktive und passive Mitglieder, die erste Fußballmannschaft spielt in der Gruppenliga. 50 Sponsoren unterstützen den Verein. SV Sickenhofen hat neben der Fußballabteilung – die erste Mannschaft spielt in der Kreisliga B – die Sparte Tischtennis. 224 Mitglieder zählt der SV, der von 44 Sponsoren unterstützt wird. Die Gönner sind ein wichtiges Thema, denn sie erwarten für ihre finanziellen Zuwendungen sportliche Erfolge. Diese seien gemeinsam besser zu erreichen als im Alleingang.
Auch die Vereinsjugend brauche eine sportliche Perspektive sowie besser ausgebildete Trainer. Derzeit haben nicht alle eine entsprechende Lizenz. Das soll sich künftig ändern. „In der Vergangenheit konnten die Vereine nicht alle Altersstufen besetzen – ein Problem, das sich in den Folgejahren bis in die aktiven Mannschaft fortsetzt“, sagte Helmut Klaus, der den Abend moderierte. Der Plan bis 2019 sieht ein Trainingscamp für die Jugendlichen vor, dazu liefen bereits Gespräche mit Eintracht Frankfurt. Überregionale Jugendturniere sind ein weiteres Ziel.
Für Jugend- und Schulsport soll weiterhin die Sportstätte am Ostheimer Hang genutzt werden, Training und Heimspiele der aktiven Mannschaft sollen in der kürzlich modernisierten Vereinsstätte in Sickenhofen stattfinden. Dazu ist die Errichtung eines weiteren Spielfelds geplant. Dies sei nicht realistisch, kritisierte ein Besucher. Bürgermeister Achim Knoke hatte zuvor erläutert, dass es der Stadt nicht möglich sei, in neue Sportstätten zu investieren.
„Wie will der neue Verein eine Investition von mehreren Hunderttausend Euro allein stemmen?“ lautete die Frage. Es gebe verschiedene Fördertöpfe sowie Finanzierungsmodelle mit langer Laufzeit für Vereine, die einen neuen Fußballplatz möglich machten, so Hockemeyer. Dies brachte wiederum Kritik ein. Das Fusionsteam habe etliche Entscheidungen bereits getroffen, ohne die Mitglieder einzubeziehen, so der Vorwurf. Es gab aber auch wohlwollende Stimmen, die das Vorhaben begrüßten. Die beiden außerordentlichen Mitgliederversammlungen dürften also spannend werden. Bis Jahresende sollen die Mitglieder von Germania Babenhausen und SV Sickenhofen entscheiden, ob sie ab 2016 einen gemeinsamen Weg gehen wollen.                              mel

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