Vergangene Woche ist die politische Entscheidung gefallen die Elternbeiträge für die Nachmittagsbetreuung „Pakt für den Nachmittag“ im Landkreis um bis zu 30% zu erhöhen. Das bedeutet, dass Eltern ab dem neuen Schuljahr nicht wie gehabt 60 Euro zahlen für die Betreuung bis 14:30 Uhr sondern 80 Euro, im Modell B bis 16.30 Uhr sogar 150 Euro. Hinzu kommen selbstverständlich noch die Gebühren für das warme Mittagessen, so dass eine Familie mit 2 Grundschulkindern und einer Betreuung bis 16:30 Uhr mit einer monatlichen Belastung von ca. 500 EUR zur Kasse gebeten wird. Die jährlichen Mehreinnahmen pro Kind in Höhe von 240 Euro sollen zu 100% mit dem Zuschuss des Kreises verrechnet werden. Kurz gesagt: Wir Eltern sollen zur Konsolidierung des Haushaltes beitragen!
Unser Landkreis Darmstadt-Dieburg gehört zu den Vorreitern in Hessen wenn es um die schulischen Ganztagsangebote geht, Babenhausen war hier Pilotschule und bietet den Kindern ein qualitativ hochwertiges integriertes und passgenaues Bildungsangebot an. Dieses Ange- bot richtet sich nicht nur an berufstätige Eltern um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleisten zu können, es ist gleichzeitig auch ein Beitrag um dem Ziel der hessischen Landesregierung Bildungsgerechtigkeit zu erreichen näher zu kommen. Doch die Entscheidungsträger in unserem Landkreis lassen dieses Ziel aus den Augen und lassen die Schere mit der Erhöhung der Beiträge noch mehr anwachsen. Viele Familien werden sich dies nicht mehr leisten können!
Die Nachmittagsbetreuung sollte für alle Kinder zugänglich sein - egal wie hoch oder niedrig das Familieneinkommen ist. Jedes Kind sollte die Chance haben, an den Angeboten am Nachmittag teilzunehmen. Denn die Grundschule wird immer mehr zu einem Lebensort für unsere Kinder in dem Lernen aber auch Freizeitangebote gleichzeitig gefördert werden.
Wir Eltern wünschen uns daher das kontinuierliche Angebot von Paktklassen, weil eine Rhythmisierung für unsere Kinder leichteres Lernen und andere Lernsituationen fördert und den Stress für unsere Kinder reduziert. Diese können aber nur dann zu Stande kommen, wenn sich alle Eltern diese Schulform auch leisten können. Des Weiteren muss ein Fokus auf dem Halten unseres qualifizierten Personals liegen. Sollten sich in Zukunft weniger Kinder für den Pakt anmelden, müssen wir hier möglicherweise mit Personalabbau rechnen. Um dies zu verhindern haben wir Eltern auch in den Anfangszeiten der Pandemie die Kosten der Betreuung weiter getragen, trotz dass das Angebot nicht oder eingeschränkt vorhanden war um die Struktur des Ganztags zu stärken. Und uns Allen ist bewußt, ist das Personal nicht mehr da, wird es sehr schwer werden, neue Fachkräfte zu finden. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ab 2026 ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung eingeführt wird.
In Summe haben wir große Sorge, dass das funktionierende System zerschlagen wird. Die Pandemie hat besonders von uns Eltern und den Kindern viel abverlangt. Die Forderung nach Bildungsgerechtigkeit verfolgt uns täglich in den Medien. Wir fragen uns, wie die Entscheidungen in unserem Landkreis dem gerecht werden können? Für uns zeigt sich leider mal wieder: Kinder haben keine Lobby! Sparen Sie nicht an den Kindern, sondern investieren sie in ihre Zukunft!
Der Schulelternbeirat der Schule im Kirchgarten Claudia Federenko & Jessica Osojnicki
Rubrik: Leserbriefe
10.03.2022
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