Prämierung der Gruppen des Babenhäuser Fastnachtszuges

In diesem Jahr bin ich gemeinsam mit der Gruppe Querbeet zum 4. Mal beim Babenhäuser Faschingsumzug mitgelaufen. Wie immer planen wir ab August, als was wir uns verkleiden, wie wir das Kostüm umsetzen, kümmern uns um die Stoffbestellung, entwerfen Schnitte, schneiden die Kostüme aus und nähen sie letztendlich alle komplett selbst.

Nun erinnern sich die ein oder anderen älteren Mitglieder aus unserer Gruppe, die früher schon bei anderen Gruppen den Umzug mitgelaufen sind an Zeiten, wo ein gekauftes Kostüm nicht gewinnen konnte; wo jeder sein Kostüm selbst genäht hat. Doch diese Zeiten scheinen lange vergessen. Seit 4 Jahren gewinnen Kostüme, die zum Einen oft nicht sonderlich kreativ sind und zum Anderen komplett gekauft sind. Nun stellt sich für mich die Frage, warum eine Gruppe wie wir, die insgesamt ungefähr 6 Monate Arbeit in das Kostüm steckt, sich überhaupt die Arbeit macht - könnten wir doch auch einfach den Katalog aufschlagen und ein Kostüm bestellen - teurer als zur Zeit würden wir damit nicht kommen und viel Arbeit würden wir uns wirklich auch sparen. Aber wir wollen den Zuschauern beim Umzug auch etwas zeigen, das sie nicht schon 100mal vorher gesehen haben, etwas, das nicht eine andere Gruppe im Jahr vorher schon mal hatte. Es macht uns sehr viel Spaß von Leuten am Straßenrand Lob zu bekommen und auf die schönen Kostüme angesprochen zu werden, fotografiert zu werden und den Leuten ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.
Eine Prämierung hinterher bräuchten wir wirklich nicht. Doch in Babenhausen wird prämiert. Und diese Prämierung scheint doch weder neutral noch fair zu sein. Nach welchen Kriterien wird prämiert? In diesem Jahr konnte man die selbstgemachten und arbeitsintensiven Kostüme wieder an einer Hand abzählen - doch welches Kostüm gewinnt? Natürlich ein gekauftes. Was will die Jury uns damit vermitteln? Will sie uns zeigen, dass es sich nicht lohnt für einen kleinen Umzug wie in Babenhausen kreativ zu sein? Natürlich ist unsere Gruppe mit 25 Mitgliedern kleiner als andere Gruppen - aber ich denke jeder kann nachvollziehen, dass 25 Kostüme zu nähen eine große Aufgabe ist, sicher sind 50 Kostüme schneller bestellt als auch nur eines genäht.
Ein wunderschönes, selbstgenähtes Kostüm in diesem Jahr war auch die Gruppe „Alice im Wunderland“ - doch sie sind nicht mal unter die besten 7 gekommen. Ich habe den Eindruck in Babenhausen wird die Gruppe prämiert, die die besten Beziehungen zu der Jury hat. Ob eine Prämierung auch neutral und fair ist, wenn ungefähr vier Leute beurteilen, die auch alle nebeneinander stehen, scheint mir auch fragwürdig zu sein.  Wenn man unbedingt prämieren möchte, warum verteilt man nicht Zettel an viele Zuschauer und lässt die Masse entscheiden - die Auswertung und Preisverleihung muss ja nicht direkt am Faschingsdienstag sein.
Oder noch besser - spart euch das Geld für Pokal und Preise und verteilt sie in Form von Bonbons an die Gruppen oder spendet sie für einen guten Zweck. Doch solltet ihr prämieren wollen, finde ich, dass auch die Arbeit zählen sollte, die man reinsteckt. Und ein selbstgenähtes Kostüm sollte immer vor einem gekauften stehen.
Aber sollte es so weiter gehen wie bisher, dann hat das nur zur Folge dass in den nächsten Jahren  immer wieder nur Clowns, Hasen, Tiger und sonstige schöne, klassische und gekaufte Kostüme mitlaufen und die Kommentare vom Straßenrand nicht sein werden „oh, wie schön“, sondern „ach, das kenn ich“…                     Maike Sydlik, Gruppe Querbeet

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