Susanne Fitz ist seit 1. September 2015 von katholischer Seite für die Notfallseelsorge zuständig und wird ebenfalls an diesem Nachmittag beauftragt. Sie liest den Schrifttext aus dem Lukasevangelium – die Gleichnisse vom verlorenen Schaf und der verlorenen Drachme. Darin erzählt Jesus die Geschichte vom Hirten, der seine 99 Schafe zurücklässt, um das eine verlorene zu suchen. Als er es gefunden hat, trägt er es auf den Schultern nach Hause und feiert mit Freunden und Nachbarn, dass es wieder da ist. Ähnlich verfährt eine Frau, die von zehn Drachmen eine verliert: Sie stellt das ganze Haus auf den Kopf, findet das verlorene Geldstück und feiert das mit Freundinnen und Nachbarinnen.
Menschen müssten zuweilen auf die Schultern genommen, ihr Inneres getragen werden, sagt der Hausherr von St. Gallus, der katholische Pfarrer Erhard Weilbächer, der selbst viele Jahre als Notfallseelsorger tätig war, in seiner Predigt. Es brauche Grundregeln, wenn das menschliche Zusammenleben gelingen solle. „Einer trage des anderen Last“, sei ein Satz, der das zum Ausdruck bringe. Wie – da gebe es im alltäglichen Leben viele Möglichkeiten; eine sei die Notfallseelsorge.
Mit der Übergabe der Einsatzjacken und der Urkunden treten die neuen ehrenamtlichen Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger in ihren Dienst. Zudem gibt es für alle eine rote Rose und ein Büchlein, das textliche Hilfe in Situationen anbietet, in denen vielleicht das richtige Wort fehlt, sowie die Gemeinde, die hinter ihnen steht. Waltraud Langer, Kerstin Hirschel, Petra Landzettel, Brigitte Lehr, Volker Letzas, Ilse Reining, Lutz Rühl und Barbara Wörtche werden fortan als ehrenamtliche Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger tätig sein.
„Wir danken Ihnen, dass Sie sich auf den Weg in dieses Ehrenamt gemacht haben“, sagt der evangelische Dekan Joachim Meyer, der mit seinem katholischen Kollegen die Beauftragung vollzieht. Es sei in beiden Kirchen ein sehr, sehr wichtiges Ehrenamt – wenn auch kein leichtes und die Ausbildung kein Pappenstiel, so Meyer weiter. Es sei ein „SOS-Dienst – stabilisieren, orientieren, stützen, dort, wo die Seele in Gefahr ist und droht, am Unglück zu zerbrechen“. Doch sie dürften fest damit rechnen, dass Gott an ihrer Seite sei.
An der Gestaltung des Gottesdienstes waren außerdem der evangelische Pfarrer Michael Fornoff aus Groß-Zimmern sowie der Ortsverein Groß-Umstadt des Deutschen Roten Kreuzes beteiligt. Laura Grimm und Jürgen Strobach vom DRK wechselten sich beim Vortragen der Fürbitten gegenseitig ab. Mark Czerny, ebenfalls vom Roten Kreuz Groß-Umstadt, begleitete den Gottesdienst an der Orgel. Im Anschluss gab es noch einen Stehempfang in den Räumen der Freiwilligen Feuerwehr Groß-Umstadt.
Die Notfallseelsorge Darmstadt-Dieburg unter Leitung von Pfarrer Heiko Ruff-Kapraun ist ökumenisch ausgerichtet und beim Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald angesiedelt. Sie besteht aus einem knapp 20-köpfigen Team und ist zuständig für den östlichen Teil des Landkreises. Notfallseelsorge versteht sich als Erste Hilfe für die Seele. Sie ist festes Glied in der Rettungskette und rund um die Uhr rufbereit. Info unter www.nfs-suedhessen.de.
(Text/Foto: S.Rummel)
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