Kostümsitzung des Sickenhöfer Karnevalvereins

Die Fastnacht wird jünger, zumindest in Sickenhofen. Ein erster Blick in den ausverkauften Saal der Friedel-Wiesinger-Halle zeigt: Fastnachtssitzungen stehen bei jungen Leuten wieder hoch im Kurs.

An vielen Tischen liegt das Durchschnittsalter der fantasievoll verkleideten Gäste deutlich unter 30 Jahre. Von einem närrischen Samstagabend erwartet das junge Publikum vor allem Partystimmung, für die im Anschluss an die viereinhalbstündige Sitzung in der Bar gesorgt ist. Daneben gibt es aber auch eine Reihe Fastnachter, die eine klassische Sitzung mit Büttenreden und Showtanz bevorzugen. Wichtigste Aufgabe der Organisatoren ist es also, ein Programm zu gestalten, das den unterschiedlichen Erwartungen der Gäste gerecht wird.
Beate Höreth und Christian Mohr hatten diese Aufgabe zum ersten Mal übernommen. Die frisch gewählten Vorsitzenden des Sickenhöfer Karnevalvereins (SKV) hatten ein halbes Jahr Zeit, die im Ort beliebte Kostümsitzung vorzubereiten und wagten mit einem neuen Sitzungspräsidenten und vielen Bühnenpremieren einige Veränderungen.
Achim Frankenberger machte seine Sache als neuer Kopf des Elferrats hervorragend, seine kleinen Anekdoten aus dem Backstage-Bereich kamen beim Publikum bestens an. Als Experte für realistische Brand- und Katastrophenschutzübungen schlug er auch ab und zu ernste Töne an, wies die Narren auf Sicherheitsvorschriften hin und mahnte zur Ruhe, wenn es während der Büttenreden im Saal zu laut wurde.
„Jeder, der in der Stadt was zu sagen hat, heißt seit Neuestem Achim“, stellte Klaus Fengel, Chef des Carnevalvereins Babenhausen, in Anspielung auf den Sitzungspräsidenten und seinen Namensvetter - Bürgermeister Achim Knoke - fest. Aber auch andere hatten viel zu sagen, obwohl sie nicht aus Babenhausen kamen. Darunter Lutz Murmann aus Eppertshausen, der seit vielen Jahren in der Sickenhöfer Bütt steht. Er trat als Bauer auf, der mit Tieren sprechen kann, wobei so manche bizarren Vorgänge im Stall ans Licht kamen. Alle anderen Büttenredner feierten in Sickenhofen Premiere. Monika Schledt aus Dieburg klagte übers Älter werden, Marsilia Scharna nahm als „fett´ Groß-Zimmner Fraa“ die gängigen Schönheitsideale aufs Korn. Der Showtanz nahm in Sickenhofen schon immer viel Raum ein. Kein Wunder – sind doch alle Tänzer Eigengewächse des SKV. Die Kleinsten bekamen auch diesmal den größten Applaus: Die „Purzelgarde“ gab als Cowboys eine grandiose Vorstellung. Lady Gaga gab es gleich im Dutzend, ebenso wie die ägyptischen Tempeltänzerinnen und die orientalischen Bauchtänzerinnen der kleinen Garde. Was wäre eine Show ohne Männerballett? In Sickenhofen undenkbar. Und so brachten die „Gersprenz-Hipper“ die Bühne zum Beben, als sie im Pipi-Langstrumpf-Kostüm die muskulösen Tanzbeine zum Techno-Beat schwangen. Tänzer Uwe Bartusch wurde für sein Bühnenjubiläum ausgezeichnet. Seine Tanzpartner ehrten ihn dafür, dass er sich seit elf Jahren bei den Proben einmal wöchentlich von einer Frau kommandieren lasse und sich Jahr für Jahr unermüdlich fürs Publikum zum Affen mache. Als Orden gab´s einen Fleischwurstring, von den Gästen stehende Ovation.   mel

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