Der Luftsport-Club Babenhausen e.V. (LSC) wurde im Jahr 1951 gegründet und hat in diesem Jahr 66-jähriges Jubiläum. Doch nun stehen die Fliegerei in Babenhausen und der LSC nahezu vor dem Aus
Das aktuelle Fluggelände ist dem Luftsportclub zum 30. Juni 2018 gekündigt worden, so dass der Luftsportclub Alternativen suchen muss, wie es weiter gehen kann. Derzeit sondiert eine Arbeitsgruppe die Möglichkeiten. Es wird in alle Richtungen gedacht. Unter anderem ist neben einem Umzug auf ein anderes Fluggelände auch an die Erschließung eines neuen Fluggeländes gedacht.
„Es ist nicht so einfach, etwa 200 Mitglieder und die vorhandene Flugzeugflotte unterzubringen“, sagt Wulf Heintzenberg, 1 Vorsitzender des LSC Babenhausen. So habe beispielsweise der Betreiber des Flugplatzes Großostheim keine Möglichkeit gesehen, dem LSC Babenhausen langfristig eine neue Heimat zu geben. „Die Fliegerkollegen von nebenan haben uns in einer Notsituation Hilfe zugesagt, so dass wir sicher vorübergehend einige Flugzeuge abstellen können, aber einem ganzen Verein samt Flotte eine neue Heimat zu geben, ist eben doch etwas anderes“, so Michael Reining, Mitglied der Arbeitsgruppe und seit fast 50 Jahren aktives Mitglied des Vereins.
Und so werden Gespräche an verschiedenen Flugplätzen geführt, möchte der Vorstand doch nach Möglichkeit den Verein mit seinen Segel- und Motorfliegern zusammenhalten. Alle realistischen Alternativen sind aber bisher relativ weit entfernt. Es muss schlimmstenfalls damit gerechnet werden, dass der Verein aufgelöst werden muss, weil viele Mitglieder mangels Alternative ausscheiden um zu anderen Vereinen zu wechseln.
Optimal wäre, das bestehende Gelände weiter nutzen zu können. „Wir sind uns natürlich klar darüber, dass der Erfolg der Kasernenkonversion dadurch nicht gefährdet werden darf. Aber wir können uns schon vorstellen, dass wir mit reduzierten Flugzeiten, besonderen Schallschutzmaßnahmen und einer Begrenzung der Anzahl an Flugbewegungen eine Lösung finden können, die für alle Beteiligten akzeptabel ist“, sagt Wulf Heintzenberg. Der Verein hat sich an die im Stadtparlament vertretenen Partei- und Fraktionsvorsitzenden gewandt und hofft auf breite Unterstützung für den traditionsreichen Verein.
Bis Mitte 2018 wird der LSC auf jeden Fall weiter fliegen und wie bisher die Ausbildung zum Privatpiloten anbieten. Das Engagement für Jugendliche und Kinder wird konsequent weitergeführt. Zwei Fliegerlager, der Besuch von Ferienspielkindern auf dem Flugplatz und das Kinderfliegen mit der Verkehrswacht zeugen davon.
Das Mitglied Michael Reining fliegt seit 48 Jahren in Babenhausen. Er würde nur zu gerne in gut eineinhalb Jahren sein 50-jähriges Jubiläum als aktiver Pilot in Babenhausen begehen. Die Stadt könnte in 6 Jahren 100 Jahre Fliegerei in Babenhausen feiern. „Babenhausen ist eben nicht nur eine Pferdestadt, sondern auch eine Fliegerstadt. Die Fliegerei ist untrennbar mit Babenhausen verbunden“, so Wulf Heintzenberg und Michael Reining gemeinsam. (Text: LSC / Foto: S. Hesselbach)
Der Luftsportclub Babenhausen e.V. steht vor dem Aus
Umwandlung der Babenhäuser Kaserne in ein Wohn- und Gewerbegebiet nimmt Formen an
Überdenkenswert
Der Flugplatz Babenhausen ist nicht nur landschaftlich sehr schön und bietet Vereinsmitgliedern, Besuchern und Spaziergängern einen hohen Erholungswert, sein sandiger Boden ist auch Heimat vieler seltener Pflanzen und Insekten. Die Segelflieger haben dieses Biotop, welches sie als Landewiese nutzen, immer mitgepflegt und erhalten. Auch hat der gesamte Luftsportclub bei der jährlichen Müllbeseitigungsaktion entlang der Waldwege und Bundesstrasse angepackt. Während der amerikanischen Besatzung wurden mehrere Wohhäuser für die Offiziere direkt unter die Anflugstrecke gebaut - vermutlich genehmigungsfrei. Ich gehe davon aus, dass diese Immobilien jetzt versilbert und der Luftsport, ja sogar der Segelflug in Babenhausen zu Gunsten der Staatskasse und zum Vorteil der neuen Eigentümer geopfert werden soll. Die jahrzentelangen Investitionen, die in mühevoller ehrenamtlicher Vereinsarbeit in das Clubheim, die Flugzeughallen und Werkstätten getätigt worden sind, werden auf diese Weise mit einem Federstrich der Politik zunichte gemacht.
Segelflugplatz Babenhausen
Kommunalpolitiker machen sich die Angelegenheit oft ein wenig einfach und neigen zu verkürzten Einsichten. So sehr die Schaffung von Wohnungen und Gewerbe wünschenswert sein mag, gilt auch für die Kommunalpolitik das Gebot der Gleichbehandlung und der Abwägung. Selbst vorausgesetzt, dass die Schaffung von Wohnungen und Gewerbe für die Kommune ein öffentliches Interesse darstellt, ist dagegen nach nachvollziehbare und ermessensfehlerfreie Abwägung zu gemeinnützigen Zielen wie Jugendförderung oder Sportförderung darzustellen. So nachvollziehbar, dass die Abwägung gerichtsfest ist, denn natürlich steht auch dem Verein die Überprüfung der Ermessensfehlerfreiheit zu. Eine solche Überprüfung hat auch ihr Gutes, denn überprüft wird auch die Nachvollziehbarkeit kommunalpolitischer Einschätzungen. Also liebe Kommunalpolitik: Schaut doch gelegentlich mal in das Grundgesetz (Art. 3) und schaut mal, ob im Zuge der Abwägung gemeinsam mit dem Verein auch andere Lösungen möglich sind. Es ist besser einen Weg zusammen zu gehen, als kurzfristig zu meinen, die Nase vorne zu haben.
Geld oder Tradition? Warum Fliegen kein elitäres Hobby ist
Am Ende regiert Geld die Welt. Der Staat, dessen orginäre Aufgabe eine vernünftige Ordnungspolitik wäre, knickt immer dort ein, wo schnelle Einnahmen winken. Dass es neben Geld auch noch andere Entscheidungsparameter geben könnte und dass gewachsenen Vereinsstrukturen, gerade in unserer Zeit, eine erhebliche Bedeutung zukommt, wird gerne ausgeblendet. Dabei bietet insbesondere der Luftsport, ohne Ansehen von Herkunft und verfügbaren Geldmitteln, Jugendlichen den Einstieg in eine vielfältige und spannende Vermittlung von nützlichen Fertigkeiten. Diese schaffen eine solide Basis auch für die späterer Berufswahl. Verantwortung, technisches Verständnis, Umsicht und soziale Kompetenz sind nur einige der Nebeneffekte einer Pilotenausbildung. Und Tradition, wie sie der Verein in Babenhausen vorzuweisen hat, ist in diesem Fall die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
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