Paul kann es dem Vater nicht recht machen
Auf der Leinwand über dem Altar ist ein Film zu sehen. Oberstufenschüler Paul kommt freudestrahlend aus dem Gymnasium. Er hat in der Deutschklausur eine 2+. Paul geht in das Büro seines Vaters, um ihm die Arbeit zu zeigen. Dieser reagiert verhalten: „Schön. Nicht schlecht. Du bist wirklich gut, hätte ich nicht gedacht.“ Paul geht ein wenig enttäuscht nach Hause. Schnitt. Nächste Szene. Paul kommt mit traurigem Gesicht aus der Schule. Er hat eine Fünf in Mathe, ist wieder auf dem Weg in das Büro seines Vaters. Als er dem Vater die verhauene Klausur vorlegt, schreit der ihn an, beschimpft ihn als Versager, droht mit Konsequenzen.
„Was hat das mit Luther zu tun?“ fragt Evelyn Bachler. Max Muntermann (Wiebelsbach) tritt in brauner Mönchskutte ans Stehpult und fragt: „Gott, bin ich für Dich gut genug?“ Er äußert seine Zweifel, schildert, wie er sich kasteit hat, und gelangt schließlich zu dem Schluss: „Ich muss nur glauben, denn ich bin Gottes geliebtes Kind.“ Die Szene endet mit dem Anschlag der 95 Thesen an einer Tür.
Angst, Erwartungsdruck, Leistungsdenken oder Angenommensein: Die Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Wiebelsbach und Heubach tauschen sich darüber aus, ob ihre Eltern auch so sind wie Pauls Vater. Nein, die Eltern ermutigen und unterstützen, aber manchmal ist man es ja auch selbst, der immer besser werden möchte. Die Szene mündet in der Erkenntnis: „Leute, ihr denkt ja gar nicht so wie Luther! Gott liebt uns so wie wir sind!“
Mammutprojekt „Luther on Tour“
Vier Wochen unterwegs, 17 Kirchengemeinden, 41 Gemeindegruppen, 805 Teilnehmende, 2737 gefahrene Kilometer, mehr als 350 Stunden neben Studium und Arbeit, knapp 900 Bilder, 500 Minuten Video, elf Minuten Tonaufzeichnungen: Das ist das Ergebnis von „Luther on Tour“, einer Aktion, die Julia Lutz, Franziska Engeland, Maren Schubert und Tobias Neidig von der Dekanatsjugendvertretung im April und Mai dieses Jahres durchgezogen haben. Ziel sei es gewesen, Luther in die Gemeinden zu bringen und etwas Gemeinsames zu schaffen, sagen sie.
„Luther hätte das gefallen, er war auch unterwegs durchs Land“, sagt Dekan Joachim Meyer. Stunden um Stunden hätten sie sich für das Projekt eingesetzt und Luther die Kirchtürme rauf und runter geschleppt. Die besten Bilder – mal mit, mal ohne Lutherzitat – werden beim Jugendgottesdienst ausgezeichnet. Zu bewundern ist außerdem ein Luther-Mobile mit Fotos aus allen Gemeinden. Das Dekanatslogo aus Luther-Bildern ist in Arbeit. Zudem soll noch ein riesiges Mosaik, bei dem sich das berühmte Luther-Porträt aus einer Vielzahl an Bildern zusammensetzt, die bei der Luther-Tour aufgenommen wurden. Finanziell unterstützt wurde „Luther on Tour“ vom Projektbüro Reformationsdekade der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.
Ausgezeichnet wurden:
Kategorie Konfi/Jugend/Teamer: Konfigruppe Eppertshausen
Gottesdienste: Kindergarten Groß-Bieberau und Kinderinsel Klein-Umstadt
Kinder: Kinderkirche Groß-Zimmern und Jungschar Reinheim
Chöre: Posaunenchor Fränkisch-Crumbach
Frauen/Männerkreise: Ruheständler Groß-Zimmern
Verschiedenes: Bücherei Groß-Bieberau und Kirchenvorstand Lengfeld
(Text/Foto: S. Rummel)
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