Informationsveranstaltung: Moderne städtebauliche Entwicklung oder „Flachdachbunker“?

Die Baumaßnahmen an dem zukünftigen Ärztehaus gehen voran. Zur Zeit sind die Arbeiten für einen Aufzug in vollem Gange. Die Unterbringung eines Medizinisches Versorgungs Zentrum auf dem ehemaligen Gelände der Brauerei ist das avisierte Ziel. Dr. Mirza und die Löwen-Apotheke werden dort einziehen, die genaue Ausgestaltung (insbesondere welche weiteren Ärzte oder Einrichtungen im Gesundheitsbereich sich dort ansiedeln werden) steht noch nicht abschließend fest. 

Eine Informationsveranstaltung zum Bebauungsplan für das ehemalige Brauereigelände „Michelsbräu“ lockte etwa 60 interessierte Bürger am Montag (15.) in den Sitzungssaal des Babenhäuser Rathauses. Nachdem die Stadtverordnetenversammlung (mit einer großen Mehrheit) den Weg frei gemacht hat für eine Bebauung des Geländes, wurde nun die Öffentlichkeit „beteiligt“.

Die  Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange ist bei solchen Maßnahmen vorgeschrieben und wird meist durch Auslegung von Plänen vorgenommen. Die Stadt Babenhausen hat sich bei diesem Projekt (wie bei der Bebauung des „Grünewald-Geländes“) für eine zusätzliche Informationsveranstaltung entschieden.
Nachdem Bürgermeister Achim Knoke die Begrüßung vornahm, informierte Stadtplaner Oliver Schreiner sehr ausführlich über die Hintergründe und die verschiedenen Planungsstufen des Bebauungsplanes. In seinen Ausführungen ging er auch auf die verschiedenen Bauhöhen ein und widmete sich ausgiebig der Innenhofgestaltung hinsichtlich der neu zu schaffenden Parkplätze.
Weitere Informationen und Details lieferte Elisabeth Schade vom zuständigen Planungsbüro (für Stadtplanung und Architektur). Das Büro befindet sich interessanterweise in den „Alten Brauereihöfen“ (in Gießen). Die Städtebauarchitektin ging auch auf die neue Denkmaltopografie ein und informierte unter anderem, dass die Gebäude der Fahrstraße, vom „Gasthaus zum Schwanen“ bis zur „Steuerberatung Blickhan & Partner“ unter Denkmalschutz gestellt wurden.
Nach einer längeren Zusammenfassung der beiden Vorträge durch Bürgermeister Knoke startete dann eine Fragerunde. Neben Achim Knoke, Oliver Schreiner und Elisabeth Schade waren auch Markus und Kevin Aumann anwesend, die für Fragen ebenfalls zur Verfügung standen. Auch das Architekturbüro SAM (Kurt Schlösser und Michael Riegelbeck) beteiligte sich bei der aufkommenden Aussprache um Hintergründe der Planung zu erläutern, bzw. um Detailinformationen darzulegen.
Die Aussprache wurde anfänglich sachlich geführt und Fragen zur Bauhöhe und zur Parkplatzsituation wurden intensiv erörtert. In den Fokus gerieten zuerst die zwei geplanten Gebäude der K+S Seniorenresidenz. Es sollen dort insgesamt 27 seniorengerechte Wohnungen erstellt werden. Wie bei den Sitzungen der politischen Gremien wurde die Stellplatzsatzung der Stadt Babenhausen genannt, die die Grundlage für die vorgenommene Planung darstellt. Diese Satzung stammt aus dem Jahr 1995 und ist offensichtlich nicht mehr zeitgemäß. Für einen Bürger schien es kaum vorstellbar, dass Senioren, die eine 50qm große Wohnung nutzen nur 0,2 PKWs nutzen, wie es die Stellplatzsatzung für diese Wohnungen vorsieht. Leider war kein Vertreter der K+S anwesend und so blieben einige Fragen ungeklärt.
Auch die Bauweise der beiden Gebäude des privaten Wohnungsbaues (dort wo heute die Halle der Michelsbräu steht und dahinter) fand nicht durchgängig Gefallen und es entwickelte sich eine intensive Aussprache über Baustile und ob solche Gebäude in die umliegende Bebauung passen. Insgesamt dreizehn Wohnungen sollen in den beiden Gebäuden entstehen. Junge Familien sollen diese Wohnungen zukünftig beziehen und eine schöne Kombination zu den altersgerechten Wohnungen darstellen.
Für die direkten Nachbarn waren die Bauhöhen auf dem Gelände ebenfalls ein wichtiges Thema. Bis zu dreizehn Meter sollen diese betragen und eine Bürgerin nannte die geplanten Gebäude „Flachdachbunker“. In diesem Zusammenhang wurde auch der Denkmalschutz genannt, der zur Zeit eine moderne Gestaltung der historischen Bereiche gegenüberstellen möchte (Sparkasse an der Stadtmauer, Kindertagesstätte am Breschturm). Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich gut streiten, und dies wurde dann auch ansatzweise vorgenommen, bis die Diskussion etwas aus dem Ruder lief. Persönliche Diffamierungen und eine recht aggressive Art der verschiedenen Wortbeiträge (die tatsächlich etwas von „Fremdschämen“ hatten) legten sich dann zum Glück, wobei die angespannte Grundstimmung bis zum Ende der Veranstaltung zu spüren war.
Die Bürger haben noch bis 30. Oktober die Gelegenheit der Einsichtnahme. Die Pläne des Vorhabens sind bis zu diesem Tag, zu den Öffnungszeiten des Rathauses, einsehbar. Einwände, Einsprüche oder Vorschläge und Wünsche können dann direkt vorgebracht werden, eine schriftliche Zusendung ist ebenfalls möglich.              hz

 

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