Heimat- und Geschichtsverein Babenhausen: Neujahrsbrunch mit Bowwehaiser Originalen

Dicht drängten sich im liebevoll restaurierten historischen Saal des Gasthauses „Adler“ in der Amtsgasse rund 50 Gäste beim Neujahrsbrunch des Heimat- und Geschichtsvereins. Nach den Feiertagen, die viele im Urlaub oder im Kreise der Familie verbracht hatten, gab es viel Gesprächsstoff und zahlreiche Ideen für Veranstaltungen wurden ausgetauscht. Der Blick aus dem Fenster hätte passender nicht sein können, denn genau gegenüber steht das schöne Territorialmuseum und gab dem Brunch den perfekten Rahmen.

Georg Wittenberger gibt zu Beginn der alljährlichen Auftaktveranstaltung einen Ausblick über die geplanten Veranstaltungen des kommenden Jahres und freut sich, den zahlreich erschienenen Mitgliedern und Freunden des Vereins ein ansprechendes Programm vorstellen zu können. So gebe es im April einen ersten Vortrag der Rechtshistorikerin Dr. Dietlinde Munzel-Everling und es seien auch wieder zwei Ausstellungen geplant. Im Frühjahr wird der aus Hergershausen stammende Maler Willi Seibert Werke zeigen, die sich mit Babenhausen befassen und im Rahmen der vom Kreis Darmstadt-Dieburg veranstalteten Kunststoffwoche wird eine Ausstellung zum Thema „Kunststoff im Museum zu bewundern sein. Da es für viele sicher interessant sei, was der größte Arbeitgeber der Stadt eigentlich macht, will man im Rahmen der 2. Ausstellung auch eine Besichtigung der Firma Continental anbieten.
Horst Günther berichtete kurz, dass er wieder einige Filme beim „Medienprojektzentrum Offener Kanal“ eingereicht habe, die demnächst gesendet würden und durchaus Reklame für die vielfältige Stadt Babenhausen machten. Ein Film über die Kunst- und Kulturtage 2017 werde am 18.1. um 11:16 Uhr und 15:16 Uhr, am folgenden Samstag, 20. und Sonntag, 21.Januar jeweils um 15:16 Uhr ausgestrahlt und danach in der Mediathek Hessen einsehbar sein.
Ein besonderes Schmankerl hatte der Babenhäuser Autor Hans Fengel vorbereitet. Seine Geschichte „Mord im Museum“, die er letztes Jahr an dieser Stelle vorgelesen hatte, fand so viel Zuspruch, dass sie leicht bühnentauglich umgeschrieben Ende August 2017 im Hof des Museums zur Aufführung kam, was auf dem eben erwähnten Film von Horst Günther ebenfalls zu sehen ist. Die Gäste warteten gespannt, was er denn dieses Mal mitgebracht hatte. Trotz sehr leckerem Brunch-Buffet kam noch ein Drei-Gänge-Menü auf sie zu: „Der Marokkaner-Martin“ war als Vorspeise zu verstehen. Als Hauptgang gab es Klöß(er)-Hannes und die „Gemies-Geisslern“ war als Nachspeise vorgesehen. Dabei bezog er sich auf Babenhäuser Originale, die mit ihren Taten und Zitaten das Städtchen geprägt haben. Schon bei der Erwähnung der Namen gab es Gemurmel, denn auch wenn die Personen längst verstorben sind, waren sie den meisten Gästen durchaus ein Begriff.
In den drei Geschichten, in denen er mehrere Handlungsstränge zusammenführte, erzählte Fengel Begebenheiten, die sich tatsächlich mit urigen Babenhäusern zugetragen hatten und zu denen er meist entweder persönlichen Bezug hatte oder sogar Teil der Geschichte war. In der Vorspeise ging es um einen Nordafrikaner, der nach dem ersten Weltkrieg in Babenhausen landete und im Hauptgang konnte man gleich mehreren Episoden aus dem Leben des Johann Wilhelm Ferdinand Klöß lauschen, der sich als Sozialist und Kommunist dem Faschismus im Städtchen geschickt widersetzte. Sein ruppiger Ton eckte durchaus des Öfteren an und nicht jeder mochte es, von ihm „Messdiener“ oder gar „Obermessdiener“ genannt zu werden. Bei der Gemies-Geisslern handelte es sich um eine resolute Frau, die sehr erfolgreich einen Gemüsehandel neben dem heutigen Parkplatz des Restaurants „Toscana“ betrieb.
Die drei Geschichten griffen ineinander und ergaben eine runde Sache, denn der Autor schmückte sie mit zahlreichen mundartlichen Zitaten, was die Figuren wieder lebendig werden ließen. Fengel stellt die Niederschrift gerne dem Heimat- und Geschichtsverein für das Archiv zur Verfügung, was ja auch wunderbar zum Konzept des Zeitzeugenprojekts passt, welches die Erinnerungskultur der Stadt Babenhausen in den nächsten Jahren aufleben lassen soll und erst vor Kurzen an den Start ging. Er erinnert an diese urigen Persönlichkeiten und versteht es als Anregung, selbst doch auch noch Geschichten von früher zu erzählen, was von den anwesenden Gästen auch sofort umgesetzt wurde.
Als abschließenden Neujahrsgruß las Uwe Friedrich noch ein humoriges Gedicht vor und schloss mit den Worten Kästners „Und bessert Euch drauflos!“, was vielleicht ja auch sofort umgesetzt wird?     kb

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