Der Elferrat saß in einer überdimensionalen Gondel, den schiefen Turm von Pisa im Nacken und CVB-Frontmann Klaus Fengel begrüßte die Närrinnen und Narren in bester Karnevalslaune. Unterstützt wurde er von der kleinen, mittleren und Prinzengarde des CVB, die auch gleich die ersten Punkte des fast fünfstündigen Showprogramms übernahmen. Hofmarschall Roland Keil übernahm zwar die protokollarische Vorstellung des Prinzenpaares Prinzessin Marie I und Prinz Christoph I mit ihren Pagen Annika und Alicia Blümler, doch nach der royalen Ansprache der Tollitäten gab es gleich eine weitere Vorstellung des Prinzenpaares, bei der man in Form einer musikalischen Erzählung auch sehr persönliche Vorlieben erfahren konnte: Die „Bembelbuuwe“ zeigten, dass der Prinz auch ganz gut aus der Reihe rocken kann, wenn er seinen Bajazz als Luftgitarre entfremdet, obwohl er mit Abstand der älteste Bembelbub ist.
Die Prinzessin präferiert hingegen eher romantische Songs, vor allem, wenn sie a capella und mit so viel Gefühl vorgetragen sind, wie es Bembelbub Kris Henzler drauf hat.
Zwei Wirbelwinde aus Langstadt fegten als nächstes über die italienische Bühne: die Funkenmariechen Lena Danel und Nina Segeth begeisterten das Publikum, bevor der Protokoller Joachim Heizmann in die Bütt stieg. Dieses Jahr kam er in Gestalt des Papstes persönlich aus Rom angereist und ließ nicht nur gottesfürchtige Kommunalpolitiker erschauern, als er prophezeit: „das Fegefeuer, das brennt wild - kein Wunder, denn der Knoke grillt!“ Es folgten Vergleiche der Grünewald-Thematik mit dem Turmbau zu Babel, bei dem auch keiner den anderen verstand. Das „Bawwehaiser Eilverfahren“ wurde anhand der Beispiele Ludwigstraße und Boßwenhain anschaulich erklärt und ob irgendeiner der Anwesenden die Wiederbelebung der Bummelgasse erleben werde, sei sehr fragwürdig, denn die sei zwar nur „halb so groß, aber doppelt so tot wie der Friedhof“. Er selbst ginge ja mit gutem Beispiel voran und habe sich beim Stadtbummel im Dessousladen gut eingedeckt (dabei zeigte er stolz die roten Netzstrümpfe unter seiner weißen Soutane), womit er überleitete zum Kasernenthema. Die Anwohner hätten Angst vor dem zu erwartenden Verkehr, doch „Verkehr war da früher mehr, beim guten alten Seer!“ Mit ein paar Fürbitten, damit beim Prinzenpaar und den Prezewalsky-Pferden endlich Nachwuchs käme, segnete er die Narren und hoffte auf Frieden für die Welt und das Stadtparlament.
Die folgende Tanzgruppe „Amaya“ vom TV Hergershausen verführte zur Ablenkung in den Zirkus und brachten die Narren im Saal in Wallung „I like to move it“. Nach der körperlichen Ertüchtigung ging es mit den „Prosecco-Mädscher“ in die Badewanne und fluffige pinke und blaue Badschwämme wuschelten über die Bühne: selbst das Krönchen der mittanzenden Prinzessin glitzerte danach wieder wie neu. Ralf Knöpp berichtete von seinen Erlebnissen als Erstflieger. Sein Tipp: im Flieger lieber vorne sitzen, denn im Falle eines Absturzes käme da der Getränkewagen nochmal vorbei. „Boardcase“ ist nichts zum Essen und „Gate 4“ bedeutet nicht „geht vor“, aber das lernte er alles auf seinem Flug nach Malle. Auch dass man bei der Landung nicht zu sehr klatschen solle, denn sonst steige der Flieger nochmal auf, weil der Pilot eine Zugabe gebe.
Mit einem „Tanzverbot“ zeigten sich die heißen Mädels vom Lidoballett nicht einverstanden und tanzten nach ihrer Verhaftung selbst im orangen Gefängnisoutfit wild über die Bühne. Gleich nach der Pause brachte das „Singing Komitee and Friends“ das Narrenvolk wieder in Stimmung und so sangen alle im Saal die bekannten Lieder aus dem Thomas Kuhn Medley aus vollem Halse mit. Als zänkisches altes Ehepaar brillierten Claudia Bahnen und Jo Heizmann mit Gags am laufenden Band, auch wenn anspruchsvolle Themen wie „Raumfahrt“ nicht zur Sprache kamen. Die „Candy Girls“ zeigten mit viel Elan, dass die CVB Tanzgruppen nicht nur den blutjungen Mädels vorbehalten sind, auch wenn Klaus Fengel frotzelte, ob er lieber Sauerstoff statt Sekt servieren solle. An den versierten Karnevalstänzerinnen prallte das ab und bei der fetzigen Zugabe „Ciao Bella“ rissen sie mit ihrem spritzigen Tanz alle Narren im Saal mit. Die vielen bunten Papageien der AkzepTanz ließen nicht nur viele farbige Federn fliegen: sie begeisterten mit farbenfrohen Kostümen und einer einfallsreichen Choreographie, die sie auf die Bühne zauberten: „I wanna fly“ war ihr Schlusslied, bevor sie von dannen flatterten.
Schon zu fortgeschrittener Stunde kam geistreiches Klavierkabarett mit dem Odenwälder Daniel Helfrich, der in der Stadthalle erstmal für Ruhe sorgte: „Das ist kein Fernsehen – ich höre Euch auch“. In den plötzlich hell beleuchteten Saal hinein startete er eine Umfrage mit mehr oder weniger persönlichen Fragen. Heikle Themen sorgten für Lacher und auch seine teils schrägen Liedtexte kamen beim Publikum sehr gut an, was sie mit Standing Ovations quittierten.
Als Highlight kamen die Bembelbuuwe zum Schluss: eingeleitet durch Sologesang „I believe I can fly“, flogen sie tatsächlich auf kleinen Fliegern durch den Saal direkt auf die Bühne, wo sie mit Präzision, Tempo, Akrobatik und viel Spaß ein würdiges I-Tüpfelchen auf ein Programm setzten, das sich echt sehen lassen konnte!
Ein Grande Finale, bei dem alle Mitwirkenden bei Konfetti- und Luftballonregen auf der Bühne schunkelten und eine Polonäse durch den Saal anführten, leitete direkt über in den kleinen Saal, wo auf die partywütigen Italiener noch eine lange Nacht zum Tanzen und Feiern wartete. Bawwehause Helau! kb
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