Caritas eröffnet Zweigstelle in der Bummelgass’: Bei Problemen frühzeitig gegensteuern

Stefanie Rhein von der Caritas-Geschäftsleitung und Vorstandsreferent Bastian Ripper sind sich sicher: Der Bedarf an psychologischer Beratung und Hilfe in Krisensituationen sowie der Wunsch vieler Betroffener nach frühzeitiger Unterstützung ist noch weit höher. „Wir wissen aus der langjährigen Arbeit, dass viele Menschen erst spät professionelle Hilfe erhalten, obwohl sie sich seit geraumer Zeit um einen psychologischen Beistand bemühen“, sagt Ripper.
Der Grund liege oft darin, dass psychotherapeutische Praxen meist überlaufen seien, die Hilfesuchenden häufig mehrere Monate auf einen Termin warten müssen. In dieser Zeit könne sich ein noch lösbares Problem zu einer echten Krise entwickeln. Neben den langen Wartezeiten seien auch die weiten Wege zur nächsten Beratungsmöglichkeit ein Hemmnis für manche Betroffenen.
„Ziel des Caritasverbands ist es, frühzeitig gegenzusteuern, es gar nicht erst zu stationären Aufenthalten kommen zu lassen und Zeiten der Arbeitsunfähigkeit zu verkürzen“, sagte Stefanie Rhein. „Auch möchten wir den Menschen wohnortnahe Angebote machen, die Wege verkürzen und damit eine Hemmschwelle abbauen.“ Ein dezentrales Beratungsbüro gibt es seit Juni in der Fahrstraße 28 in Babenhausen, das gestern in einer kleinen Feierstunde offiziell eröffnet wurde.
Im Caritas-Büro sind vier Fachbereiche vereint. Die allgemeine Lebens- und Schwangerenberatung sowie die Fachberatung für Suchtkranke haben dort eine Anlaufstelle sowie der Krisendienst Südhessen und das mit dem hessischen Gesundheitspreis ausgezeichnete Konzept FIGA. Letzteres ist eine Kooperation des Caritasverbands mit der TU Darmstadt und mehreren Betriebskrankenkassen.
„Mit der frühzeitigen Intervention sollen psychische Gesundheit und Arbeitsfähigkeit unserer Klienten erhalten bleiben“, erklärte Psychologin Ines Passier vonseiten der Caritas. „Das FIGA-Projekt richtet sich an jene Menschen, die selbst bemerken, dass ihre seelische Gesundheit instabil wird, ohne dafür eine ärztliche Diagnose zu haben. Bei unseren Mitarbeitenden erhalten sie eine professionelle Einschätzung ihrer Situation und werden entweder von uns aus der beginnenden Krise begleitet oder zügig an eine geeignetere Stelle weitergeleitet.“
Auch der Krisendienst ist eine Kooperation, an der sich in den Kreisen Darmstadt-Dieburg, Bergstraße und Odenwald 17 niedergelassene Fachärzte und das Zentrum für seelische Gesundheit in Groß-Umstadt beteiligen. Der Krisendienst widmet sich jenen Menschen, bei denen eine psychische Erkrankung diagnostiziert wurde, verbunden mit einem stationären Aufenthalt. Offene Sprechstunden gibt es in diesem Fachbereich nicht, anders bei der allgemeinen Lebens- sowie der Suchtberatung.
In die Beratungsstelle nach Dieburg kämen viele Ratsuchende aus Babenhausen, berichtete Ruth Rothkegel, die seit vielen Jahren mit Suchtkranken arbeitet. Babenhausen sei daher der richtige Standort für eine Dependance. Gleiches gilt für die Lebensberatung, die besonders häufig von Menschen im Sozialhilfe- oder Hartz-IV-Bezug genutzt wird, deren Existenz gefährdet sei, weil ihnen beispielsweise Strom und Wasser abgestellt wurden.
Solche Biografien sind Pfarrer Ferdinand Winter nicht fremd, denn bislang war die allgemeine Beratung an die katholische Kirchengemeinde St. Josef angegliedert. „Es ist schön, dass nun mehrere Beratungs- und Hilfsangebote der Caritas unter einem Dach vereint sind“, sagte er.
INFO: Die Lebensberatung des Caritasverbands Darmstadt ist erreichbar unter Telefon 06071 / 986610 oder per E-Mail: alb[at]caritas-dieburg[dot]de. Dort können auch Termine für das Beratungsbüro in Babenhausen vereinbart werden.     mel