Die Gruppe ist offen für weitere Interessierte und hat sich bis jetzt dreimal getroffen: Das erste Mal im Evangelischen Dekanatszentrum in Groß-Umstadt, um Ziele und Vorgehen zu besprechen, das zweite Mal am Schaafheimer Gebetslabyrinth und das dritte Mal im buddhistischen Kloster in Siedelsbrunn. Sie richtet ihr Augenmerk auf eine interreligiöse Verknüpfung von Religion, Lebensphilosophie und natürlicher Vielfalt. Eine der langfristigen Ideen wäre zum Beispiel, einen Garten der Religionen entstehen zu lassen, der von Akteurinnen und Akteure unterschiedlicher religiöser Richtungen getragen wird, und so die Kooperation von Religionen und Naturschutz fördert. Der Zusammenhang ist auf den ersten Blick nicht sofort einleuchtend. Was haben Religionen und Naturschutz miteinander zu tun? Und wozu beim Thema Biodiversität überhaupt einen religiösen Aspekt mit ins Spiel bringen? Zwingend ist das nicht.
Auf den zweiten Blick aber gibt es viele Verbindungen zwischen religiöser Haltung und Naturschutz. Denn die Gärten, die Freiflächen und Außengelände, die Einzelne oder religiöse Gemeinschaften pflegen, sagen viel über grundlegende Lebenshaltungen und religiöse Überzeugungen aus. Sie bringen eine Botschaft rüber. Was da gepflanzt oder ausgerissen wird, was da wachsen und leben darf und wie unterschiedliche Menschen, Tiere und Pflanzen hier eingeladen und willkommen sind: All das predigt im besten Falle die Botschaft von der Gnade Gottes, von Mitgefühl, Achtung vor dem Leben, von der Suche nach Erleuchtung oder der Sehnsucht nach Erlösung. Und so ist die Gartenkultur auch seit jeher ein Ausdrucksfeld der verschiedenen religiösen Traditionen und ihrer Botschaften in Klostergärten, Zen-Gärten oder islamischen Gärten zum Beispiel.
Besuch gelungener Projekte
Um zu sehen, welche gelungenen Initiativen es in diesem Zusammenhang schon gibt, hat die Projektgruppe zunächst das Gebetslabyrinth in Schaafheim besucht. Das Labyrinth als Symbol taucht in verschiedenen Religionen auf und kann daher leicht einen Zugang für unterschiedliche Menschen eröffnen. Darüber hinaus ist seine Einbettung in die umgebende Natur beeindruckend, besonders der weite Blick über den Odenwald. Und das war durchdacht: Der weite Blick und die Verbindung zur Natur sollten sich im Zentrum als Kraftquelle eröffnen, so informierte Horst Bernhardt, der Initiator des Labyrinthes, der zusammen mit Eicke Meyer die Führung machte. Das Gebetslabyrinth findet generationenübergreifend Anklang im Dorf und darüber hinaus.
Beeindruckend war auch der Besuch im buddhistischen Kloster und Seminarhaus Buddhas Weg in Siedelsbrunn und das Gespräch mit der Leiterin Hue Nghiem. Sie ist ordinierte buddhistische Nonne und lebt hier zusammen mit vier anderen Ordinierten. Auch hier war vor sieben Jahren bei der Wahl des Ortes der weite Blick über die Hänge des Odenwaldes und die Verbindung zur Natur einer der ausschlaggebenden Faktoren. Bei Gehmeditationen im Wald oder bei geführten meditativen Wanderungen gehört Naturerleben unmittelbar zur religiösen Praxis. Mitgefühl mit allen lebenden Wesen drückt sich auch im Verhältnis zur Natur aus.
Die Projektgruppe wird sich auch an der ersten religiösen Naturschutzwoche in Darmstadt und Umgebung beteiligen, die in der ersten Septemberwoche, ab 4. September stattfinden wird. Dazu haben sich im März auf Einladung von Jürgen Micksch vom Abrahamischen Forum zwanzig Vertreterinnen von Religionsgemeinschaften und Naturschutzakteure getroffen. Ein zweites Treffen wird am Mittwoch, 10. Mai, um 16.30 Uhr stattfinden. Auskünfte zur religiösen Naturschutzwoche erteilt Paula Scherer (ps[at]abrahamisches-forum[dot]de). Ansprechpartnerin für Interessierte und Initiativen aus dem Vorderen Odenwald ist Pfarrerin Margit Binz (oekumene-vorderer-odenwald[at]ekhn-net[dot]de; Mobil: 0176-80546432). (Margit Binz)
Weitere Infos zum Thema: www.abrahamisches-forum.de/religionen-fuer-biologische-vielfalt
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