„Meinen Schülern sage ich immer, sie sollten fünf Mal die Woche üben, einmal die Woche können sie keine Zeit haben und ein weiteres Mal einfach mal keine Lust“, zwinkerte Gerda Stockinger. Die ausgebildete Musiklehrerin vermittelt ihren Schülerinnen und Schülern im Privatunterricht auf individuelle Weise verschiedene Instrumente. „Ich finde es wichtig, auf die Interessen meiner Kunden einzugehen.“ Dazu gibt es unterrichtsbegleitende Hefte mit dem Thema Pferd oder anderen Themen - je nach Interesse des Kindes. Auch die Auswahl der Stücke erfolgt im Konsens mit ihren Schülern. „Häufig kommen die Kinder zu mir und wollen populäre Musik spielen lernen wie "Skyfall" von Adele, Stücke aus Filmen wie "Fluch der Karibik" oder aber Musik aus den Charts.“ Diese Phase, in denen die Kinder von der klassischen Musik abweichen, trete meist in dem Alter ab 12 Jahren auf, bis die Schüler nach drei Jahren auch mal wieder etwas anderes erlernen wollen. Neben der Einbeziehung ihrer Schüler ist es Stockinger aber auch wichtig, dass die Jugendlichen „beseelt“ spielen. „Zuerst bringe ich meinen Schülern das Handwerk bei, dass alle Töne getroffen werden - danach müssen die Schüler ihre Leidenschaft einfließen lassen.“ Unterrichtet wird in der Regel einmal die Woche, wobei die meisten ihrer Schüler beim ersten Mal gemeinsam mit Mama zur Schnupperstunde kommen.
Aber auch ältere Personen lassen sich von Stockinger die Musik näherbringen. Das Gerücht, dass Erwachsene schwerer lernen als Kinder, unterstützt die Pädagogin nicht. „Auch im fortgeschrittenen Alter finden einige sehr schnell die Verbindung zu Musik. Nur die hohen Erwartungen und Ansprüche, die Erwachsene in der Regel an sich selbst stellen, stehen dem Fluss der Musik oft im Weg.“
Die Bandbreite der Schüler liegt bei Stockinger von vier bis 70 Jahren. Früher erlernten die meisten Kinder mit der Einschulung ihr erstes Instrument, doch mittlerweile lernen die Kinder immer früher die Musik kennen. Stockinger ist teilweise überrascht, wie viel Spitzfindigkeit manch eines der Kinder an den Tag legt. „Diese Kinder brauchen Nahrung für das Gehirn und sind unheimlich wissbegierig.“
Die Karriere von Gerda Stockinger begann ganz klassisch 1976 mit einem Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt mit den Schwerpunkten Klavier und Chorleitung. Parallel dazu absolvierte sie ein Lehramts-Studium der Germanistik an der Goethe-Universität Frankfurt mit der Fächerkombination Musik und Deutsch für Gymnasien. Nachdem im Jahr 1981 das erste Staatsexamen im Fach Musik mit einer künstlerisch-wissenschaftlichen Staatsprüfung bestanden war, folgte zwei Jahre später das zweite Staatsexamen mit einer pädagogischen Prüfung in den Fachrichtungen Deutsch und Musik für das Gymnasium.
Zum Beginn des Studiums beherrschte die junge Studentin bereits das Klavier und bestand die Aufnahmeprüfung. „Wer Musik studieren möchte, muss das lange im Voraus planen, da das Niveau sehr hoch ist.“ Durch den Vater, der ebenfalls der Musik verfallen war und sowohl Klavier als auch ein wenig Geige spielte, fand Stockinger ihre Liebe zur Musik. Während dem Studium bildeten die Instrumente, die auch schon ihr Vater gespielt hatte, die Schwerpunkte der Ausbildung. Dort wurde die Musikerin zudem in Stimmbildung, Gesangsunterricht, Komposition und weiteren Themen gefördert. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums fand Stockinger sofort eine Anstellung an dem Goethe-Gymnasium in Neu-Isenburg und wurde bereits ein Jahr später beamtet. Als das erste Kind kam, arbeitete die Musikerin in Teilzeit weiter als Lehrerin am Goethe-Gymnasium in Neu-Isenburg. „Den 45-Minuten-Takt an der Schule fand ich etwas schwierig und auch den Wechsel zwischen den Kleinen und den angehenden Abiturienten in der Oberstufe, die man plötzlich siezen muss“, erinnerte sich Stockinger. In der insgesamt zehnjährigen Tätigkeit als Lehrerin brachte Stockinger sich und die Musik durch die Gründung eines Schulchores und einem regelmäßigen Schulkonzert ein. „Meine Schüler sollten die Möglichkeit bekommen, sich zu präsentieren und das eigene Talent zu entdecken.“
Durch die Scheidung schließlich musste die ehemalige Pädagogin ihr Leben neu ordnen und neue Einkünfte erreichen. Das private Unterrichten baute sich fast von selbst durch Empfehlungen auf und innerhalb von zwei Jahren hatte sich ein fester Kundenstamm gebildet, sodass die Musikerin heute vollbeschäftigt ist mit zirka 30 Schülern. Der Fokus liegt dabei auf der Vermittlung eines positiven Gefühl und Stockinger achtet auch darauf, dass ausgefallene Stunden nachgeholt werden. Das Üben zuhause ist natürlich auch wichtig, damit die Stücke sitzen und Routine beim Spielen erreicht wird. „Ich habe es mir zum obersten Gebot gemacht, meinen Schülern das Spielen mit Ausdruck zu vermitteln.“
Neben der Tätigkeit als Musiklehrerin leitet die Musikerin zusammen mit Opern- und Konzertsängerin Katja-Boost Munzel den Kinderchor „KiBa“ für Mädchen und Jungen ab fünf Jahren. Dabei sollen den Kindern die Grundlagen des Singens wie der sicheren Benutzung von Brust- und Kopfstimme, der richtigen Atemtechnik, Rhythmusgefühl und Tonsicherheit vermittelt werden. Die Kinder werden auch im mehrstimmigen Singen geschult, wobei es eine Gruppe mit jüngeren und eine Gruppe mit älteren Kindern gibt. Die Proben finden dabei montags von 17 bis 18 Uhr in der Schule im Kirchgarten statt. fhp
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Rubrik: Babenhausen und Umgebung
07.11.2014
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