10 Jahre Herigar – Jubiläumsjahr: „Es steckt mehr als Elfe in einer Harfe“

Wer zu einem Harfenkonzert geht, erwartet normalerweise lieblich-verträumte Melodien, die an den anmutigen Tanz von Elfen erinnern. Wer Anfang Oktober in die Hergershäuser Kirche kam, wurde eines Besseren belehrt.

Die Musiker Melanie und Ulrich Knopp hatten ein weitreichendes Repertoire im Gepäck und begeisterten ihr Publikum mit irisch-schottischer Musik, die traditionellen keltischen Melodien folgte, über Filmmusik bis hin zu Rockballaden. Dabei wechselten die Multiinstrumentalisten zwischen Harfen, Gitarre, Akkordeon, einer Flute (schottischen Holzquerflöte) und der irischen Lowwhistle, die durch ihre Größe einen weicheren und tieferen Klang als die bekanntere Tinwhistle hervorbringt. Das Musikerehepaar lernte sich vor neun Jahren bei einem Harfenworkshop kennen und begann unmittelbar darauf an einem eigenen Repertoire zu arbeiten. Durch ihre gemeinsame Begeisterung für Harfen spielte das „Duo Harfenzauber“ mittlerweile schon mehrere Alben ein, aus denen sie an diesem Abend einen sehr ansprechenden Querschnitt zeigten.
Der Verein „Herigar“ feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen und beschenkte sich und Hergershausen mit diesem Konzert der Extra-Klasse, wie Maren Gatzemeier zu Beginn ausführte. Sie und ihr Mann seien schon seit längerem Anhänger dieser sehr erfüllenden Musik und konnten die Musiker aus Seeheim-Jugenheim nach Hergershausen holen. Sie bedankte sich in diesem Zusammenhang beim Kirchenvorstand, der es ermöglichte, die besondere Akustik und die herbstliche Atmosphäre in der für Erntedank festlich geschmückten Kirche zu erleben. In den Räumen der gegenüberliegenden „Alten Schule“, die der Verein „Herigar“ „seit 10 Jahren und zwei Tagen als Gemeinschaftshaus nutzt“, hätten nie so viele Zuhörer Platz gefunden, führte Gatzemeier aus.
Von nah und fern waren gut 140 Besucher angereist und wurden von der Spielfreude des Musiker-Duos verzaubert. Nach nur wenigen Takten hatten sich die Musiker in die Herzen des Publikums gezupft und gestreichelt. Mit feurigen Rhythmen aus Südamerika starteten sie in den Abend: ein Tangowalzer. Später folgten noch ein Barrock-Flamenco, der ebenso feurig einen wahren Zeitsprung mit der Harfe unternimmt. Französisches Flair verbreitete ein Song aus dem Kinofilm Amelie. Die beiden Musiker aus Hessen nahmen ihr Publikum mit auf eine Reise durch verschiedene Länder und Genres. Sie wechselten dabei stets auch die Instrumente, aber spielten immer mit viel Feingefühl. Der Rocksong „Sweet Child O’Mine“ von Guns and Roses bekam durch die schottische Querflöte eine fast klassische Note, das Fingertappen am Harfenkörper gab einen guten Beat, während die weiche Flöte zum Träumen einlud.
Zwischendurch gab es auch immer wieder etwas Harfenkunde vom Fachmann: Ulrich Knopp baut seine Instrumente schließlich seit vielen Jahren selbst und war letztes Jahr mit der für seine Frau gebauten Harfe für den „German Design Award“ nominiert. Das sympatische Ehepaar moderierte das Konzert und flocht dabei viele Informationen zwischen den Musikstücken ein, die den Zuhörern den Zugang zu dieser wundervollen Musik sehr leicht machten: das „Feather-Theme“ aus dem Film „Forrest Gump“ war für liebliche Klänge auf der Harfe wie geschaffen und in den Köpfen der Zuhörer wehte sofort eine kleine weiße Feder wie zufällig zu den Tönen im Kirchenraum. Fast andächtig war die Stille, als die Feder dann gelandet war.
In der Pause bot der Verein vor der Kirche an einigen ebenfalls mit Kerzenlicht dekorierten Stehtischen Getränke nach dem für Herigar üblichen Spendenprinzip an. Eine schöne Gelegenheit, um sich über das faszinierende Musikerlebnis auszutauschen und gestärkt in die zweite Konzerthälfte zu gehen, die mehr von den traditionell-keltischen Weisen geprägt war. Fröhlicher Fingertanz auf den Saiten zu Liedern von den Shetland-Inseln, mit Gitarre und Flute entführten die Musiker in ein kleines schottisches Dorf namens „Glenglass“, um danach wieder zu Harfe und irischer Lowwhistle zu wechseln.
Viele der Gäste von Außerhalb waren erst durch die Werbung für das Harfenkonzert auf den Verein aufmerksam geworden und erfuhren in der Pause vom Sinnengarten und dem abwechslungsreichen Programm, das in der Alten Schule angeboten wird. „Da werden wir sicher bald wiederkommen“, war sich ein Ehepaar aus dem Rodgau sicher. Vielleicht ja schon am 9. November, wenn die Gruppe „Pentaphonix“ acappella rock & pop darbieten?       kb

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