Leserbrief Frühkindliche Bildung

Zur Stellungnahme der CDU („Frühkindliche Bildung: Land investiert soviel wie noch nie”); Babenhäuser Zeitung vom 7. Februar.

Es entspricht nicht der Wahrheit, dass Herr Günther Eckert für die CDU im Sozialausschuss sitzt.

So entspricht auch die Interpretation der Babenhäuser CDU des Gesetzesentwurfs der Landesregierung nicht ganz den Fakten. Oder es stellt sich berechtigt die Frage, ob der landesweit organisierte Protest von hessischen ErzieherInnen und Personalräten, Caritasverband, Paritätischem Wohlfahrtsverband, Arbeiterwohlfahrt, Rotem Kreuz, Gewerkschaft für Erziehung etc. auf Grund von Fehlinterpretationen zustande kommt.

Nur einige Argumente, die dem Protest der Kindergartenträger zu Grunde liegen:

Öffnungszeiten

Es wird nur noch eine maximale wöchentliche Öffnungszeit von 42,5 Stunden bezuschusst, also beispielsweise täglich von 7.30 bis 16 Uhr. Die Ausgestaltung von bedarfsgerechten Öffnungszeiten wird nicht gefördert, elterliche Bedürfnisse zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden ignoriert. Ein Mehr an Betreuung geht finanziell voll zu Lasten der Kommune und der Eltern.

Gruppengröße

Um die bisherige Landesförderung zu erhalten, müssen die Gruppen in Kindergärten mit 25 Kindern belegt werden. Eine Pauschale pro tatsächlich aufgenommenem Kind führt dazu, dass die Gruppen bis zum maximal möglichen Punkt gefüllt werden. Die derzeit noch gültige Mindestverordnung sah eine Bandbreite von 15 bis 25 Kindern vor. Angemessene Gruppengrößen sind ein Qualitätsmerkmal pädagogischer Arbeit. Sie sind zur Sicherung von Beziehungskontinuität und der individuellen Förderung von Kindern unabdingbar.

Qualifizierung von Fachkräften

Bei den erforderlichen Fachkraftstunden können 20% pädagogische Laien eingerechnet werden. Die Babenhäuser CDU interpretiert das folgendermassen: Das Erzieherteam kann durch Logopäden, Musiktherapeuten und Ergotherapeuten bereichert werden, aber zu einem Gehalt, das noch unter einem Erziehergehalt liegt, da sie nur als päd. Hilfskräfte eingestuft werden. Gemeint ist aber eine Entprofessionalisierung des Berufsstandes von Erzieherinnen und Erziehern. Gleichzeitig werden weniger pädagogische Fachkräfte das Kerngeschäft einer Kindertageseinrichtung bewältigen müssen. Der Personalstandard von 1,75 Fachkräften pro Gruppe wird nur bei voll ausgelasteter Gruppe erreicht werden.

Erzieherin/Erzieher ist ein Mangelberuf, verstärkte Ausbildung ist wünschenswert. Im KiföG ist aber keine Zeit für Praxisanleitung für Erzieherin/Erzieher im Anerkennungsjahr vorgesehen. Ein Widerspruch in sich, wo sollen die erforderlichen Fachkräfte herkommen? Wer soll sie ausbilden?

Planung und Steuerung

Der Entwurf berücksichtigt keine bzw. nicht ausreichende Zeiten für die Vor- und Nachbereitung, für Leitungsaufgaben, für Weiterbildung und für die zunehmenden Beratungstätigkeiten. Auch der Ansatz zur Entwicklung zu Familienzentren findet hier keinen Niederschlag. Damit wird der Entwurf auch den Herausforderungen der veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht gerecht.

Bildungs- und Erziehungsplan

Der finanzielle Ausgleich für die Umsetzung des Bildungs- und Erziehungsplans ist viel zu niedrig. Wenn es CDU und FDP ernst meinen, ist der Bildungsplan eine Grundvoraussetzung für die Qualitätsstandards in den Kitas und muss bei der Berechnung der Fachkräfte Berück-sichtigung finden. Die Umsetzung ist mit ausreichenden finanziellen Mitteln zu unterstützen.

Die Pauschalen für eine Förderung von Kindern mit Sprachschwierigkeiten, Migrationshintergrund oder Behinderungen sind nicht ausreichend und orientieren sich auch nicht an den Gegebenheiten in den Kindertageseinrichtungen.

In der Summe aller vorgesehenen Änderungen kommt es zu erheblichen Qualitätsverlusten für alle Beteiligten und zu steigenden Arbeitsbelastungen für pädagogische Fachkräfte. Es ist Aufgabe der Lokalpolitiker, die sozialen städtischen Belange zu vertreten, statt in einem Statement die auf Landesebene geplanten Änderungen positiv zu vertreten.

Wie gesagt, ich stehe mit meiner Meinung nicht allein, wie jeder in Internet nachlesen kann.

  Maria Steinmetz-Hesselbach

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