Schwimmbad Harpertshausen

Ein Schlag ins Gesicht für das freiwillige ehrenamtliche soziale Engagement in Harpertshausen ist der Mehrheitsbeschluss von CDU, FWB und FDP, den Betriebskostenzuschuss für das Kinderschwimmbad in Harpertshausen zu streichen.

Als ehemaliger Kommunalpolitiker möchte ich das Geplänkel und die unerträglichen politischen Spielchen um den städtischen Haushalt 2020 hier nicht kommentieren. Als Harpertshäuser Bürger ist es mir ein Anliegen, hier darzustellen, welche Auswirkungen diese Entscheidung auf den kleinsten Stadtteil und einen Verein mit über 400 Mitgliedern und deren ehrenamtliches Engagement hat.
Das besagte Kinderschwimmbad wurde in Harpertshausen 1961 alleine durch die Mithilfe der Harpertshäuser Bürger gebaut. 1984 wurde dann zur Verbesserung der Wasserqualität das Becken gefliest und 20 Jahre später wurde ein Technikgebäude errichtet. Bei all diesen Aktivitäten haben die Harpertshäuser Bürgerinnen und Bürger den Großteil in Eigeninitiative und durch Spenden gestemmt und der Stadt somit erhebliche Kosten gespart.
In einem Betreibervertrag mit dem Schwimmverein verpflichtete sich die Stadt, die laufenden Kosten wie Strom, Wasser, Abwasser und Chemie zu übernehmen. Diese auf maximal 8.000 Euro gedeckelten Kosten entsprechen in etwa 2% des jährlichen Kostenzuschusses für das Schwimmbad in Babenhausen.
Mit der lachhaften Begründung, dass die Höhe der Vereinsförderung im Blick auf die Haushaltssituation der Stadt nicht nachvollziehbar sei, da das Bad nur Vereinsmitgliedern zugänglich sei, und die Stadt nicht zwei Bäder betreiben könne, wird nun der Zuschuss gestrichen. Wir sprechen hier von weniger als 2% der Summe für das Schwimmbad in Babenhausen.
Die Badeaufsicht, die Überwachung der Technik, die Wasserkontrolle und Pflege der Anlage haben die Vereinsmitglieder und ihre Helfer ehrenamtlich übernommen. Um haftungsrechtliche Schritte gegen die ehrenamtlichen Helfer auszuschließen, wurde von einem Fachanwalt empfohlen, die Nutzung des Kinderschwimmbads nur Vereinsmitgliedern zu gestatten – daher sind über die Hälfte der Harpertshäuser Vereinsmitglieder. Ich denke man kann hier schon davon sprechen, dass die breite Bevölkerung das Bad nutzt. Auch aus anderen Stadtteilen gibt es nutzende Mitglieder.
Die Streichung des Zuschusses ist ein Affront gegen die Harpertshäuser Bürgerinnen und Bürger, die in den letzten Jahren mit dem Betrieb des Kinderschwimmbads einmaliges geleistet haben. Der kleinste Stadtteil hat nur wenige Vereine, die das dörfliche und gesellschaftliche Leben gestalten, Traditionen aufrechterhalten und sich für das Gemeinwohl einsetzen.
Harpertshausen hat keinen Fußballverein oder sonstigen Sportverein, keine Sporthalle und keinen Sportplatz. Die einzige Möglichkeit für Harpertshäuser Kinder, sich sportlich vor Ort zu betätigen, ist der Schwimmverein mit über 400 Mitgliedern bei ca. 760 Einwohnern.
Es ist für mich schockierend und alarmierend, wenn auf dem Altar der Sparsamkeit das
dörfliche Leben auf dem Rücken unserer Kinder geopfert wird und man die technische und soziale Infrastruktur zerstört.
Was steckt hinter der Entscheidung, mit dem unsozialen Sparen ausgerechnet in Harpertshausen ein solches Signal zu setzen? Ich hoffe nicht das politische Kalkül von CDU, FWB und FDP, weil man dort die wenigsten Wählerstimmen zu verlieren hat. Auch eine Nachnutzung der städtischen Immobilie bleibt unbeantwortet.
Wo bleibt Ihre Wertschätzung und die Würdigung des bürgerlichen Engagements, der Vereinsarbeit und des Ehrenamts?
Mein größter Wunsch in der Vorweihnachtszeit für die Zukunft von Harpertshausen wäre, dass die Stadtverordneten den Beschluss gegen die Bürgerinnen und Bürger nochmals überdenken und zur nächsten noch erforderlichen Haushaltsberatung aufheben.
    Kurt Kratz

Kommentare

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13. Dezember 2019 - 10:02

1,50 pro Monat nicht zumutbar?

8.000,-- bei über 400 Mitgliedern sind das ca. 1,50 Euro pro Monat pro Mitglied.
Wenn das den Mitgliedern nicht zumutbar ist, wieso glauben Sie, dass man es Nicht-Mitgliedern - die das Bad nicht nutzen - zumuten soll, diese 8.000,-- zu bezahlen?
Von einem Affront zu sprechen wenn man es den Bürgern nicht länger zumuten will für die Interessen einiger Bürger immer höhere Abgaben zu zahlen ist an sich schon ein Affront gegen die Bürger die zur Kasse gebeten werden sollen.
Das Engagement der Vereinsmitglieder verdient großen Respekt, nicht aber die Einstellung einiger dass die Allgemeinheit alles bezahlen soll.

28. Dezember 2019 - 14:31

Schwimmbad

Lieber Gast...
Vereine werden gefördert, genauso wie das Schwimmbad oder andere Sachen gefördert werden, weil sie den Zusammenhalt in einer Stadt stärken. Ich nutze nicht das Babenhäuser Schwimmbad, also kann es ja geschlossen werden. Spart die Stadt viel Geld. Und eine Busfahrt nach Schaafheim, wo es ebenfalls ein Schwimmbad gibt, kostet ja auch nicht viel, die meisten Schüler haben ein Schülerticket, das kostet gar nichts.
Das eben war wohlgemerkt ironisch gemeint, dennoch: Wo fängt man an Förderungen zu streichen und wo hört man auf? Dann doch bitte auch für vieles weitere die Zuschüsse streichen, oder eben lassen. Das Schwimmbad für Harpertshausen ist nicht nur ein Ort zum sonnen, es ist viel mehr ein Ort der Integration, des Treffens und steht für bürgerliches Engagement. Ich finde darauf kann man stolz sein. Sowas gehört nicht wegrationalisiert.



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