Nicht nur die Bewohner sind zum Schnuppern ins Café der Senioreneinrichtung gekommen. Auch Kursleiterin Renisch schnuppert zum ersten Mal in die Arbeit mit älteren Menschen. „42 Jahre lang waren Kinder und Jugendliche meine Zielgruppe“, sagt die 63-Jährige lächelnd. Als Kunstlehrerin der Joachim-Schumann-Schule unterrichtete sie die verschiedensten Techniken der Malkunst und suchte nach ihrer Pensionierung ein neues Betätigungsfeld. „Ich möchte mein Talent einfach weiterhin nutzbringend für andere einsetzen“, erklärt die Babenhäuserin. Über den Sozialdienst der Einrichtung in Harreshausen war die Idee für einen Malkurs schnell geboren.
Acht Damen und Otto Faust als einziger männlicher Teilnehmer haben sichtlich Spaß, eine Stunde kreativ zu Werke zu gehen. Die Stupftechnik ist Inhalt des Schnupperkurses und wird anhand von Schablonen ausprobiert. Mit dicken Pinseln „stupfen“ die Teilnehmer sozusagen mehre Farben neben- und ineinander. Trotz einiger körperlicher Einschränkungen, die das Malen etwas erschweren, entstehen nach und nach kleine Tulpen-Kunstwerke. „Meine Finger wollen nicht mehr so. Die Hauptsache ist, dass es Spaß macht“, betont die 84-jährige Meixner. Es wird viel gelacht. „Ich habe es mehr mit dem Singen. Ich probiere halt mal mein Glück im Malen. Die Hauptsache, es macht Spaß“, bekräftigt Hedwig Schweitzer. Der ehemalige KfZ-Mechaniker Faust und sozusagen „Quotenmann“ in der Runde zeichnet fünf Tulpenköpfe. „Ist schon ganz nett das Malen. Vor allem ist es ein schöner Zeitvertreib. Ich stelle die Blumen in mein Zimmer.“
Ein Seufzen geht durch die Reihen, als die Kunstlehrerin von der „Probe zur Kür“ aufruft. Sie fordert die Teilnehmer auf, im gleichen Verfahren eine Gruß- oder Osterkarte anzufertigen. Angelika Renisch nimmt sich viel Zeit, die Bewohner noch einmal zu motivieren, hilft da und dort mit kleinen Handgriffen und Ratschlägen. Das kennt die Lehrerin auch von der Schulzeit. Der einzige Unterschied: Die Bewohner des Seniorenzentrums kommen freiwillig und wollen kreativ sein. Das war bei den Schülern nicht immer so.
„Es ist schön, dass jeder seinen eigenen Stil hat und am Ende ganz unterschiedliche Ergebnisse stehen“, resümiert Renisch. Gelungen sind die Kunstwerke laut der 63-Jährigen alle. Noch während des Schnupperkurses beschließt sie, wieder einen Malkurs im Herbst anzubieten. „Schnuppern ist jetzt abgeschlossen. Der Kurs mit den Senioren hat mir selbst sehr viel Spaß gemacht. So stelle ich mir auch meinen Zeitvertreib vor.“ Eines möchte die Kunstlehrerin beim nächsten Mal noch einführen: Die Kunstwerke sollen in einem Bilderrahmen ausgestellt werden. nda
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