Ärztliche Versorgung in Langstadt gesichert: Wenn ein Arztbesuch einem Waldspaziergang gleicht

Maximilian und Myriam Welbers arbeiteten bis Jahresende an der Gestaltung ihrer Landarztpraxis, in der sie nun die ersten Patienten empfangen.

Es ist in jeder Hinsicht eine Punktlandung, die Maximilian und Myriam Welbers hingelegt haben. Vor allem ihren selbstgesteckten ambitionierten Zeitplan haben die beiden exakt einhalten können. Das Arzt-Ehepaar hatte für die Eröffnung seiner Hausarztpraxis im Babenhäuser Stadtteil Langstadt die erste Januarwoche 2023 anvisiert. Nun haben sich erstmals die Türen der Praxis in der Markstraße 1 geöffnet.

Nur etwa ein Jahr hatten die beiden Mediziner Zeit, die ehemalige Wohnung im ersten Stock ihres Hauses zu einer modernen Arztpraxis umzubauen. Damit auch mobilitätseingeschränkte Patienten die Praxisräume bequem und selbstständig erreichen können, wird das Gebäude mit einem Außenlift ausgestattet. Ob die Patienten nun über die breite Innentreppe oder über den Außenlift ins erste Obergeschoss gelangen – in jedem Fall erwartet sie dort eine Hausarztpraxis, die so individuell ist wie die dort praktizierenden Ärzte.
„Gesundheit ist ein Prozess. Wir sind überzeugt, dass viele verschiedene Faktoren Einfluss auf diesen Prozess haben und wir diese zusammen mit den Patienten positiv steuern können“, sagt Maximilian Welbers. Einen positiven Einfluss wollen der 38-jährige Allgemeinmediziner und seine Frau Myriam (33), die dem Abschluss ihrer Facharztausbildung entgegensieht, schon mit einer harmonischen, am Feng-Shui-Einrichtungsstil orientierten Praxisgestaltung nehmen.
Deshalb haben sie Empfang, Sprech- und Behandlungszimmer, Wartebereich und Flure farblich und konzeptionell einem Wanderweg nachempfunden. „Der Weg durch unsere Praxis soll sich für die Patienten wie ein Spaziergang anfühlen. Vielleicht fügen wir später noch Waldgeräusche hinzu“, erklärt Myriam Welbers. Wer über den Lift in die Praxis gelangt, blickt zuerst auf Hinweisschilder, wie man sie auch an Wanderwegen findet. Sie zeigen den Weg zu den Behandlungs- und Sprechzimmern, die Namen tragen wie „Hexenturm“ und „Wartturm“, den beiden Wahrzeichen von Babenhausen und Schaafheim. Damit beziehen sich die Landärzte auf ihre Herkunft – Maximilian Welbers praktizierte bislang im Schaafheimer Ärztezentrum SCHAAZ – sowie auf ihre künftige Tätigkeit im Babenhäuser Stadtgebiet.
Im Wartebereich neben dem Empfang schmückt das grün-braune Logo der Praxis Welbers eine Wand. Dicht belaubte Äste eines Baums umranken dessen Stamm, der aus dem Buchstaben „M“ und „W“, den Initialen von Maximilian und Myriam Welbers, besteht. „Den Wartebereich haben wir offen gestaltet mit locker im Raum verteilten Sitzgelegenheiten und einer Theke in der Mitte, die mit den Original-Holzbalken aus dem alten Gebäudeteil verbunden ist.“ Dort sollen Patienten ungestört Anamnesebögen oder andere Formulare ausfüllen können. Die Anordnung soll außerdem sicherstellen, dass Patienten ausreichend Abstand halten können, ohne sich isoliert zu fühlen.
Die Erfahrungen aus mehr als zwei Jahren mit dem Corona-Virus beeinflussten die Praxisgestaltung und gaben den Impuls, die Praxis zu digitalisieren und so auszustatten, dass auch Video-Sprechstunden möglich sind. Dadurch soll der Kontakt mit Patienten gewährleistet werden, die nicht mobil sind oder aus anderen Gründen nicht in die Praxis kommen können oder möchten. Auch für einen ersten Kontakt mit Patienten, die im Pflegeheim leben sei der Video-Chat sinnvoll. So könne er sich einen ersten Überblick über den Gesundheitszustand des Patienten verschaffen, sagt Maximilien Welbers. „Das ist aber nur eine Ergänzung unseres Angebots. Der persönliche Kontakt wird dadurch nicht ersetzt.“
Der Umbau der etwa 150 Quadratmeter großen Wohnung in moderne Praxisräume habe viel Kraft und Organisation verlangt, erzählt Myriam Welbers. Da das Projekt mit 200.000 Euro Fördermitteln aus dem europäischen Leader-Programm bezuschusst wurde, mussten entsprechende Ausschreibungsmodalitäten eingehalten werden. Während ihr Mann weiter als Hausarzt im Schaafheimer Ärztezentrum arbeitete, habe sie sich um die organisatorischen Aufgaben gekümmert und ihre Facharztausbildung weitergeführt. Die übrige Zeit verbrachte das Paar meist auf der Baustelle. Eine spannende Zeit, auch für die beiden kleinen Töchter.
Schwierigkeiten bei der Personalsuche habe es nicht gegeben. „Wir bekamen viele Initiativbewerbungen und können nun mit drei Fachkräften starten“, sagt Maximilian Welbers. Ihnen soll bald ein weiterer Helfer zur Seite stehen. Hündin „Capri“ wird derzeit zum Therapiehund ausgebildet, soll ängstlichen Patienten und Kindern die Furcht vor dem Arztbesuch nehmen.   
    mel

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