Die lesehungrigen Besucher des Babenhäuser Ostermarkts freut´s: Fast jeder findet hier für kleines Geld einen passenden Schmöker. Zur Literatur gibt es Musik. Das „Spontan-Orchester“ spielt Klassiker der Rock- und Popgeschichte, wobei das Publikum kein Konzert besuchen muss. Vielmehr kommen die Musiker zu ihren Gästen. Übers Jahr heißt die Gruppe „Jumbo“, die Abkürzung für „Junge Musiker im Blasorchester“. Am Ostermarktsamstag sind die Nachwuchsbläser viel unterwegs, machen in den Gassen der Babenhäuser Altstadt an mehreren Stationen Halt, um die Besucher musikalisch zu unterhalten. „Wir sind der Überraschungs-Act“, sagt Jugendleiter Werner Kunkel. „Die kleinen Platzkonzerte in Bummelgass´ und Platanenallee verbinden wir außerdem mit der Jugendsammelwoche.“ Während das Jugendorchester „We will rock you“ intoniert, sammeln die Kleinsten beim Publikum Geld für den Hessischen Jugendring sowie für die Nachwuchsarbeit des Vereins. Es ist früher Nachmittag, als die jungen Musiker ihre Notenständer an der vierten Station aufbauen. „Das ist eine schöne Idee“, findet Heidi Geis aus Dorndiel, die zum ersten Mal ihre Handarbeiten auf dem Babenhäuser Ostermarkt präsentiert. Überhaupt gefällt es ihr auf dem Markt, auch wenn sich übers Wochenende winterliche Temperaturen noch einmal zurückgemeldet haben, Schal und Handschuhe nötig sind. „Wir haben einen Standplatz direkt vor einem Café bekommen – heiße Getränke und ein Plätzchen zum Aufwärmen sind nicht weit“, sagt sie lachend. Bei Heidi Geis und Tochter Theresa Heigl gibt es hübsche Frühlingsdekorationen und Nützliches für den Alltag, alles ist handgenäht. Das Besondere, Individuelle finden beide wichtig. Einen gelungen Markt erkenne man vor allem an den kreativen Angeboten mit persönlicher Note. Davon gibt es in der Stadthalle reichlich. Zusammen mit der Sozialstation, dem Heimat- und Geschichtsverein und dem Komitee, das die Partnerschaft mit Bouxwiller pflegt, füllen etwa 70 Hobbykünstler die Halle; es gibt Hüte und Schmuck, Genähtes und Gehäkeltes, Getöpfertes und Gemaltes. Nur Ostereier muss man hier suchen, was irgendwie auch eine gewisse Logik hat. Bei Gabriele Wöber-Musil sind die bunten Eier nur Dekoration. Ihre Kalligraphien und Buchbindearbeiten haben mit dem Osterbrauch nichts zu tun. Einige Bücherfreunde vom Flohmarkt der Stadtbücherei tauchen an Wöber-Musils Stand wieder auf. Bücher und Schrift, das gehört zusammen, findet auch die gebürtige Wienerin, die erstmals beim Babenhäuser Ostermarkt ausstellt. Sie bringt mit verschiedenen Federn und Tinten individuelle Schriftbilder aufs Papier. Viele Besucher an ihrem Stand haben noch Schönschrift gelernt, wissen, was mit Begriffen wie Serifen, Minuskeln und Majuskeln gemeint ist. Was einst selbstverständlich war, ist heute Kunst, verbunden mit dem Versuch, der Handschrift im digitalen Zeitalter eine Nische zu bewahren. Nostalgie auch am Stand von Goldschmiedin Annett Santoro, die die Motive alter Münzen aussägt. Bei ihr kommt Gerda Jo Werner, die auf der Rückseite der 50-Pfennig-Münze ein Eichenbäumchen pflanzt, wieder zu Ehren. Wer lang genug sucht, findet dann doch noch ein paar Ostereier am Stand von Meo, dem mit acht Jahren jüngsten Hobbykünstler, der Eier mit Frühlingsmotiven und bunten Steinchen beklebt hat. Draußen ist das Spontan-Orchester an der letzten Station angekommen, spielt nun „Smoke on the water“ zwischen bunten Frühlingsblumen am Stand der Gärtnerei Grünewald und den Köchen des Ranishofs, die die Ostermarktbesucher mit Grie Soß´ und Handkäs´ nicht nur satt, sondern auch glücklich machen. Am Samstagabend lockte das große Osterfeuer mit Umtrunk und musikalischer Unterhaltung wieder viele Besucher in die Stadt. Zum abwechslungsreichen Ostermarktprogramm mit Gewerbeschau gesellte sich ein verkaufsoffener Sonntag. mel
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