„Die Eröffnung des Hubschrauberlandeplatzes ist ein weiterer Meilenstein für unser kommunales Krankenhaus und für die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger. Das Klinikum Darmstadt ist der wichtigste Anker in der Notfallversorgung für die Region. Die Teilnahme an der Luftnotrettung stärkt die Position des Klinikums als stabiler Partner im Traumanetzwerk Hessen. Als zertifiziertes überregionales Traumazentrum muss das Krankenhaus für die Luft- und Bodenrettung schnellstmöglich erreichbar sein, daher bin ich sehr froh, dass die Umsetzung dieses Zieles so erfolgreich gelungenen ist“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender und Klinikdezernent André Schellenberg.
Der medizinische Geschäftsführer der Klinikum Darmstadt GmbH Prof. Dr. Nawid Khaladj betont: „Dies stellt eine wesentliche Verbesserung für Notfallpatienten dar, unsere spezialisierten Ärzte und Notfallteams gewinnen wichtige Minuten für die Behandlung. Der kurze Weg zur Intensivstation und zur Zentralen Notaufnahme mit ihren Schockräumen per Fahrstuhl ist aus medizinischer Sicht höchster Standard.“
„Mit dem spektakulären Landeplatz haben wir eine Investition in die Gesundheitsversorgung und in die Zukunftssicherung des kommunalen Krankenhauses geleistet“, erläutert Geschäftsführer Clemens Maurer. 6 Millionen Euro habe die Realisierung gekostet. „Unser Dank geht dabei zum einen an das Bauteam, das für das reibungslose just-in-time errichtete Bauwerk mit den besonderen baulichen und räumlichen Herausforderungen Tag und Nacht im Einsatz war. Der Dank geht aber auch an alle Mitarbeitenden und Patientinnen und Patienten, die die Bauarbeiten im laufenden Krankenhausbetrieb mit viel Verständnis getragen haben“, so Maurer weiter. Franz Kraft, Abteilungsleiter Bau, und Projektleiter Michael Zink haben gemeinsam mit den Statiker und der ausführenden Firma die 64-eckige Plattform mit einem Durchmesser von 30 Meter auf neun 36 Meter hohen Stützen konzipiert, von denen jedes Segment neun Tonnen wiegt. Die Plattform wurde über mehrere Wochen aufgrund der Enge des Geländes nachts montiert. Nach dem Aufbau der Plattform wurden ab Sommer 2018 der Laufsteg und der Fahrstuhl realisiert, der die Patienten direkt in die Behandlungsräume der im Erdgeschoss liegenden Zentralen Notaufnahme bringt.
Das Team um Dr. Sabine Jobmann, Direktorin der Zentralen Notaufnahme, konnte direkt neun Stunden nach der Inbetriebnahme den Hubschrauberlandeplatz erstmals nutzen: Ein junger Patient mit starken Verbrühungen konnte mit einem Rettungshubschrauber der Johanniter Luftrettung in eine Spezialklinik nach Süddeutschland geflogen werden. Über das Osterwochenende wurden direkt zwei weitere in Lebensgefahr befindliche Patienten ins Klinikum geflogen. „Wir waren sehr gespannt, wann der erste Hubschrauber mit Notfallpatient landen würde. Dass das dann so schnell ging und wir innerhalb von vier Tagen drei Landungen hatten, hat uns sehr gefreut. Dabei hat sich gezeigt: Unsere Teams sind bereit – inklusive dem Personal, das für den Betrieb der Landeplattform in den letzten Wochen geschult worden ist“, sagt Dr. Sabine Jobmann.
Bei vielen neurologisch-internistischen Erkrankungen wie dem Herzinfarkt oder dem Schlaganfall aber auch bei Unfallverletzten mit schweren Verletzungsmustern spielt der Faktor Zeit für das Überleben und das Vermeiden von irreversiblen Folgen eine entscheidende Rolle. Die Anzahl der Landungen wird durch das Vorhandensein von Notfällen gesteuert, so betont Dr. Jobmann. „Jeder Patient, der in einem Rettungshubschrauber transportiert wird, ob in das Klinikum oder vom Klinikum Darmstadt in ein anderes Spezialzentrum – etwa bei Verbrennungen oder für einen herzchirurgischen Eingriff – , ist ein akuter Notfall“. Das müsse bei der Abwägung aller Interessen immer bedacht werden.
Hintergrund:
*Auf den Tag genau: 50 Jahre Björn-Steiger-Stiftung ist der Beginn der Notfallrettung in Deutschland
Der 3. Mai ist für die Luftnotrettung in Deutschland ein wichtiges Datum: Vor 50 Jahren starb ein achtjähriger Junge, weil er auf dem Rückweg vom Schwimmbad von einem Auto angefahren wurde. Eine Stunde dauerte es damals, bis der Rettungswagen an der Unfallstelle ankam. Auf der Fahrt zur Klinik stirbt Björn. Die Eltern verwandeln ihre Verzweiflung in Aktion: Nur zwei Monate später gründen sie die Björn-Steiger-Stiftung. Von den orange farbigen Notrufsäulen, bis zur bundesweiten Einführung der Notrufnummer (1973), vom ersten Baby-Notarztwagen (1974) bis zur die Einführung der Defibrillation durch Laienhelfer (2001) und die Handy-Ortung durch Rettungsleitstellen (2006) – bei all diesen wichtigen Meilensteinen für die Notfallrettung war die Stiftung maßgeblich beteiligt. 1972 finanziert die Stiftung einen Rettungshubschrauber für den Großraum Frankfurt, in dem sie ihr eigenes Wohnhaus verpfänden. Die Stiftung finanziert und baut danach die erste zivile Luftrettungsorganisation in Deutschland auf: Die Deutsche Rettungsflugwacht (DRF).
Weitere Informationen bietet die Homepage der Stiftung unter www.steiger-stiftung.de
Hintergrund:
Fakten zum Hubschrauberlandeplatz
Für ein Krankenhaus der umfassenden Notfallversorgung (Maximalversorgung) ist der Betrieb eines Hubschrauberlandeplatzes eine gesetzliche Voraussetzung, die der verbindliche Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) seit kurzem vorsieht. Mit der Inbetriebnahme kommt das Klinikum auch der Forderung der gesetzlichen Unfallversicherung für die Beteiligung am Schwerstverletzungsartenverfahren (SAV) nach, einen Hubschrauberlandeplatz im 24-Stunden Betrieb in räumlicher Nähe zu den Schockräumen vorzuhalten. Für den Bau des Hubschrauberlandeplatzes war zunächst die Errichtung eines 85 Meter hohen Krans nötig. Neun Stützen wurden in zwei Schritten montiert: Die untersten Stützenteile wurden auf 22 Meter tief reichende Bohrpfähle aufgesetzt. Darauf folgten dann die oberen Stützen – mit je neun fünf Zentimeter dicken Schrauben elektrisch festgezogen.
Die eigentliche Plattform ist ein 64-Eck. Der Laufsteg zwischen Plattform und Aufzug wurde 2,8 Meter über dem Dachfirst errichtet.
Zahlen, Daten, Fakten:
9 Stützen mit je
9 Tonnen Gewicht
30 Zentimeter Durchmesser
36 Meter hoch
22 Meter tief sind die Betonpfähle, auf denen die Stützen stehen
71 Meter hoch und
250 Tonnen schwer ist der Kran
85 Meter hoch reicht er, wenn er die Plattform auf dem Dach errichtet
64-eckig ist die eigentliche Hubschrauberlandeplattform
30 Meter Durchmesser
41 Meter hoch über der Erde
2,8 Meter hoch liegt sie über dem Dach der Chirurgischen Kliniken
252°/072° Hauptan-/abflugrichtung Südwest
102°/282° Hauptan-/abflugrichtung Südost
2.000 Seiten umfasst alleine die Prüfstatik
6 Millionen Euro kostet der Hubschrauberlandeplatz inklusive aller nötigen Arbeiten – etwa der Errichtung unterirdischer Abwassertanks, der Enteisungs- und Löschwasseranlage…
(Text/Foto: ebc)
Rubrik: Babenhausen und Umgebung
06.05.2019
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