Dekanat übernimmt Trägerschaft für evangelische Kindertagesstätten

Gemeindeübergreifende Trägerschaft soll Kirchenvorstände entlasten / Am 1. Januar 2020 geht’s los

Die Mehrzahl der evangelischen Kindertagesstätten im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald wird vom 1. Januar 2020 an als eine gemeindeübergreifende Trägerschaft, kurz: GüT, betrieben. Dafür werden auf Dekanatsebene eine Geschäftsführungsstelle und eine halbe Verwaltungsstelle eingerichtet. Die Bewerbungsverfahren laufen. In anderen Dekanaten, zum Beispiel im Odenwald oder in Darmstadt-Stadt gibt es die GüT bereits.

 „Ich erhoffe mir davon eine Entlastung für die Kindertagesstätten und Kirchenvorstände durch die Übernahme eine hauptamtlichen Geschäftsführung“, sagt Michelle Schaffner, Fachberaterin für Kindertagesstätten im Zentrum Bildung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Denn die Verwaltungsaufgaben inklusive der Personal- und Finanzverantwortung wird dann der Geschäftsführer oder die Geschäftsführerin übernehmen. Die inhaltlich-konzeptionelle Verantwortung und die Bauunterhaltung für eigene Gebäude bleiben bei den Kirchengemeinden. Durch die zentralisierte Trägerschaft sei eine bessere Vernetzung möglich, zum Beispiel bei Personalnotstand, so Schaffner. Den Kirchengemeinden bliebe so mehr Zeit für die religionspädagogische Arbeit.
Für Dekan Joachim Meyer ist „die gemeindeübergreifende Trägerschaft ein hervorragendes Modell, die Kindertagesstätten an die Herausforderungen unserer Zeit anzupassen, die eine stärkere Vernetzung erfordert und ein schnelleres Reagieren möglich macht“. Die Einführung des Kinderförderungsgesetzes (KiföG) und die immer komplexer werdenden und sich verändernden Rahmenbedingungen hätten gezeigt, dass die Verwaltungsabläufe stärker professionalisiert werden müssten, so Meyer.

„Ein langer, guter und gründlicher Weg“

2017 begannen die Vorbereitungen. Sieben Kirchengemeinden gaben die Initialzündung, indem sie das Dekanat beauftragten, eine Konzeption zu entwickeln. Das übernahm eine Steuerungsgruppe mit Mitgliedern aus Kindertagesstätten, interessierten Gemeinden, der Regionalverwaltung, dem Zentrum Bildung der EKHN, Mitarbeitervertretung und dem Dekanat. Im Herbst 2018 wurde den 18 Trägerkirchengemeinden die Konzeption vorgestellt; zwölf wollen der GüT beitreten. Der Beschluss der Synode des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald erfolgte im Oktober 2018. Danach folgten die Verhandlungen mit den Kommunen. Auch für diese ist die gemeindeübergreifende Trägerschaft von Vorteil: Sie haben fortan einen festen Ansprechpartner, was insbesondere dann erleichternd ist, wenn es im Stadt- oder Gemeindegebiet mehrere evangelische Kitas gibt. „Es war ein langer, guter und gründlicher Weg“, sagt Dekan Meyer. Finanziert wird die gemeindeübergreifende Trägerschaft zu drei Vierteln aus Mitteln der EKHN und zu einem Viertel von den beteiligten Kommunen. Die Kirche hat ein großes Interesse an der qualitätsvollen Arbeit in ihren evangelischen Kitas und stellt dafür jährlich über 40 Millionen Euro zur Verfügung.
Matthias Petersen, Leiter der Kindertagesstätte in Heubach, sieht die Trägerübernahme positiv. Zum einen seien die künftigen Ansprechpartner vom Fach, zum zweiten sei bei der GüT ein großer Pool an Mitarbeitenden beschäftigt. „Die Möglichkeit, Personal zu binden, ist viel besser“, sagt Petersen. Denkbar ist seiner Ansicht nach auch, Springerkräfte für Vertretungsdienste bereitzustellen. „Wir erhoffen uns eine ordentliche Entlastung von Verwaltungsaufgaben und dass wir uns im Kirchenvorstand wieder mehr um inhaltliche Aufgaben kümmern können“, sagt Sabine Langer vom Kirchenvorstand Groß-Umstadt. So sieht es auch Kirchenvorstandsvorsitzende Dr. Waltraud Frassine aus Reichelsheim: Der Kirchenvorstand werde so von Stellenverschiebungen und Stundenfestlegungen entlastet. „Ich hielte es für einen großen Gewinn, wenn wir uns wieder stärker mit konzeptionellen Fragen befassen könnten.“

 

INFO

Im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald gibt es in 18 Kirchengemeinden 20 Kindertagesstätten in evangelischer Trägerschaft. Sie sind fester Bestandteil der Bildungslandschaft im Landkreis Darmstadt-Dieburg und im Odenwaldkreis. Zwölf Trägerkirchengemeinden mit 14 Kindertagesstätten wollen ab dem 1. Januar 2020 der GüT beitreten, und zwar: Babenhausen, Schaafheim, Altheim, Fränkisch-Crumbach, Reichelsheim, Heubach, Wiebelsbach, Klein-Umstadt, Groß-Bieberau, Münster, Dieburg und Groß-Umstadt (jeweils zwei Kitas).

(Text/Foto: S. Rummel)

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