Beim Kreiswandertag, den die Gemeinde Schaafheim nun zum zweiten Mal ausrichtete, passte beides nicht so recht - weder das feucht-warme Wetter noch die von den meisten Wanderern gewählte Kleidung. Von Regenjacken und Kapuzen tropfte der Regen, darunter tropfte der Schweiß. Vor allem beim Aufstieg zum 216 Meter hoch gelegenen Wartturm, dem Wahrzeichen Schaafheims.
Knapp 100 Wanderfreunde ließen sich davon aber nicht entmutigen, nahmen die Herausforderung an und den mehr als zehn Kilometer langen Weg auf sich. Allein die spektakuläre Aussicht von der Anhöhe am Wartturm entschädigte für die kleine Anstrengung zuvor. Von dort reichte der Blick über Schaafheim, Babenhausen und die Frankfurter Skyline bis zum Taunus im Nordwesten. Im Osten und Süden verliehen mächtige, tiefhängende Wolkengebilde den Ausläufern des Spessarts und des Odenwalds etwas Dramatisches und verhüllten teilweise die Rotorblätter der Windräder bei Groß-Umstadt.
Während der eine oder andere versuchte, sich die drei Windkraftanlagen vorzustellen, die demnächst hinzukommen sollen, interessierten sich andere mehr für die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Dazu hatten sich zwei Herren aus Schaafheim vom Bundestagsabgeordneten Jens Zimmermann (SPD) Auskunft erhofft. Doch dieser war kurz nach der Begrüßung der Teilnehmer in der Kulturhalle schon wieder verschwunden. Enttäuschung bei den beiden Schaafheimern.
„Am Freitag wurde die Reform beschlossen, jetzt hätte ich gern aus erster Hand gewusst, welche Änderungen es bei der Ökostromförderung gibt“, sagte einer der beiden Wanderer. „Der Kreiswandertag ist doch auch dazu da, mit Politikern ins Gespräch zu kommen“, knüpfte sein Begleiter an die leise Kritik an. Statt Politik aus Berlin gab es Sportliches aus Brasilien. Schaafheims Bürgermeister Reinhold Hehmann hatte das WM-Spiel der deutschen Elf gegen Ghana besucht und berichtete gern von seinen Eindrücken im brasilianischen Fortaleza.
Auch sonst blieb Politisches meist außen vor, nutzten viele Teilnehmer den Wandertag eher als willkommene Gelegenheit zum Familienausflug. Günter Kreis aus Schlierbach zog Enkelin Siri im überdachten Bollerwagen hinter sich her. „Seit meine Enkel etwas älter sind, nimmt die ganze Familie am Kreiswandertag teil“, erzählte er. „Es ist schön, mit vielen Gleichgesinnten die Umgebung zu erkunden. Man sieht doch immer wieder Neues, das man bei einem Spaziergang allein nicht entdeckt hätte.“
Während Familie Kreis die um drei Kilometer kürzere Route wählte, entschied sich Ralf Hornung aus Radheim, mit seiner Frau und den beiden kleinen Töchtern die gesamte Strecke zurückzulegen. „Der Imbiss am Wartturm hat uns für den restlichen Weg gestärkt“, sagte er lachend. „Nach der Schau der Modellflugzeuge wollen wir uns nun noch die Ausstellung des Nabu ansehen.“ Diese wartete im Schlierbacher Tal auf die Wanderer, danach führte die Tour durch den Wald zurück nach Schaafheim mit einem kurzen Stopp am Familiensportpark.
„Als wir vor 16 Jahren den Kreiswandertag ins Leben riefen, wollten wir die Identität der Bewohner mit ihrem Landkreis stärken“, sagte Landrat Schellhaas. „Dass die Menschen einen starken Bezug zu ihrem Kreis haben, ihn als Heimat empfinden, spürt man auch bei dieser Wanderung deutlich.“ mel
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