Das „Frühstück uff de Gass“ in Babenhausen ist nur eine von etwa 2.000 Veranstaltungen, die anlässlich der Fairen Woche 2019 bundesweit stattfinden. Doch was ist die „Faire Woche“ eigentlich? Ihr Name erscheint zunächst in zweierlei Hinsicht etwas irritierend: Zum einen, weil sich die „Faire Woche 2019“ nicht nur über eine, sondern vom 13. bis 27. September 2019 über zwei Wochen erstrecken wird. Zum anderen aber auch, weil eine Einschränkung von Fairness auf lediglich zwei Wochen im Jahr in unserer Kultur und Gesellschaft befremdlich erscheint.
Viele Menschen in vielen Teilen der Welt erleben Fairness nicht als Selbstverständlichkeit und schon gar nicht als Kontinuum, und selbst als Wort auf dem Papier ist sie für viele noch nicht einmal entzifferbar. Mangelnde Bildung, mangelndes Einkommen, mangelnde Ernährung, mangelnde Gesundheitsversorgung bilden eine Mangelspirale, die viele zu Verlierern werden lässt, während anderswo viele Gewinne gemacht werden.
Um dies zu thematisieren und aufzuzeigen, welche Möglichkeiten jeder Einzelne von uns hat, in einer globalen Wirtschaft auch einen Beitrag zu globaler Fairness und damit dem Selbsterhalt vieler benachteiligter Regionen zu leisten, wurde 2001 die „Faire Woche“ ins Leben gerufen. Veranstalter ist das Forum Fairer Handel e.V. in Kooperation mit TransFair e.V. und dem Weltladen-Dachverband e.V., die Schirmherrschaft übernimmt auch in diesem Jahr der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Gerd Müller.
Wir leben in einer privilegierten Gesellschaft, in der die meisten von uns auf ausreichende Kleidung, auf Lebensmittel von nah und fern und auch auf Smartphone, Tablet und PC nicht verzichten müssen. Das ist gut so. Dabei wird aber oft vergessen, dass unser Wohlstand häufig mit der Armut in Entwicklungsländern in direkter Verbindung steht. Vieles ist bei uns nur deshalb so billig, weil andere die Kosten dafür tragen: Die Menschen, die diese Produkte herstellen und dafür unangemessen bis so gut wie gar nicht entlohnt werden. Mit dem Schwerpunktthema „Geschlechtergerechtigkeit“ weist die Faire Woche 2019 insbesondere darauf hin, dass es vielfach Frauen sind, die für einen Hungerlohn und ohne soziale Absicherung arbeiten und dabei noch „froh“ sein müssen, überhaupt eine Arbeit zu haben – eine Arbeit, von der sie sich und ihre Familie nicht richtig ernähren können und die hierzulande jeder mit gutem Recht als unzumutbar ablehnen würde. Weltweit leben 702 Millionen Menschen in Armut, rund 500 Millionen davon sind Frauen – weit über die Hälfte. Als nur eines der vielen Beispiele sind die zweifelhaften Textilbetriebe in Bangladesch anzuführen, in denen fast ausschließlich Frauen unter katastrophalen Bedingungen Kleider für den westlichen Markt schneidern. Diese sind dann als Schnäppchen bei uns zu ergattern oder landen – mit dem richtigen Label versehen – auch als teure Markenware auf dem Ladentisch.
Es ist der Anspruch der „Fairen Woche“, auf diese Umstände und Zusammenhänge hinzuweisen und mit dem fairen Handel einen Ausweg aufzuzeigen, den wir alle verlustfrei beschreiten können. Fair gehandelte Produkte werden nachweislich zu fairen Arbeitsbedingungen produziert und gerecht bezahlt. So trägt jeder Einkauf fair gehandelter Produkte dazu bei, die weltweite, destabilisierende Ungleichverteilung zu reduzieren. Und dazu, Frauen durch angemessene Entlohnung in ihrer Selbstbestimmtheit zu stärken. Jeder von uns kann mit seinem Einkauf dazu einen Beitrag leisten – eine gute Sache.
Das „Frühstück uff de Gass“ am 21. September bietet einen besonders schönen Anlass, faire Produkte aus aller Welt ganz genau kennenzulernen – bei einem anregenden Frühstück in anregender Runde. Hierzu lädt das Weltladen-Team Babenhausen herzlich ein.
Von 9.30 – 12.30 Uhr in der Fahrstraße/Ecke Schlossgasse 2 direkt vor dem Weltladen. hwi
Sie befinden sich hier: Homepage › Babenhausen und Umgebung › „Frühstück uff de Gass“ zur Fairen Woche 2019
Rubrik: Babenhausen und Umgebung
09.09.2019
Kommentare