Vor fünf Jahren wurde die Tagespflege mit Herz, wie sie sich selber nennt, eröffnet. „Die Anfänge waren sehr aufregend. Wir eröffneten mit einem Gast“, erzählt Petra Jorrissen, die von der ersten Stunde an als Pflegekraft dabei ist. Die Eins-zu-Eins-Betreuung sei schon eine feine Sache gewesen, meint die Seniorin der ersten Stunde, die auch heute noch Gast der Tagespflege ist. „Aber es ist auch schön, Leute von früher hier zu treffen und sich zu unterhalten“, ergänzt die Dame, die nicht mit Namen genannt werden möchte. Denn mittlerweile platzt die Tagespflege förmlich aus allen Nähten. 15 Gäste werden fünf Tage pro Woche betreut. „Das noch recht junge Angebot hat sich mittlerweile etabliert. Es hat eine Weile gedauert, bis sich herumgesprochen hat, dass die Tagespflege ein schönes Angebot zur Entlastung des Pflegealltags zu Hause ist. Sowohl die Angehörigen als auch die Pflegebedürftigen haben nicht das Gefühl, abzuschieben oder abgeschoben zu sein. Es ist eher so, als ob man für einen Tag einen Ausflug macht. Abends ist man wieder zu Hause bei der Familie“, bringt es Pflegedienstleiterin Silke Doherty auf den Punkt. „Genau das spüren die Gäste. Wenn sie jeden Tag strahlend durch die Eingangstür kommen, hat sich unser Beruf schon gelohnt“, sagt Petra Jorrissen. Im Gegensatz zu den ersten Tagen sitzt nach fünf Jahren jeder Handgriff, die Tagespflege ist wohnlich und gemütlich dekoriert. „Noch ein Tag vor der Eröffnung hatten wir kein Geschirr. Die Gastronomie der Bethesda Service hat ausgeholfen“, erzählt die Betreuerin der ersten Stunde lachend. Jeden Tag seien neue Dinge für die Küche angekommen. Darunter eine riesige Salatschleuder, ein ebenso riesiger Kochlöffel und riesige Töpfe. „Es wurde nicht bedacht, dass wir keine Großküche sind. So konnten wir beim Einrichten aber auch herzlich lachen.“ Bis heute habe sie manchmal noch Probleme, die Menge einzuschätzen, die sie kochen müsse. „Die Leute essen auch immer unterschiedlich. Da ist kein Tag wie der andere.“Eine Eins-zu-Eins-Betreuung wie in den ersten Wochen geht heute nicht mehr. Weil die Gäste sich aber mittlerweile auch untereinander kennen, entsteht schnell eine Plauderrunde. „Wir beobachten viel und holen die Leute da ab, wo sie gerade stehen. Einige werden in der Zeit der Mittagsruhe unruhig. Stellen wir ganz leise Musik an, wird der- oder diejenige schon ruhiger und setzt sich in den Ruhesessel.“ Es gebe aber auch durchaus Situationen, die gerade wegen des Krankheitsbildes eskalieren. In diesen Fällen entschärfen die Mitarbeiter die Situation durch Spaziergänge oder individuelle Betreuung. „Das ist ein tolles Team hier. Alle sind nett. Ich bin auf Hilfe angewiesen und die bekomme ich auch. Obwohl mir das peinlich ist“, betont die Seniorin, die von Anfang an dabei und nicht mehr gut zu Fuß ist. Sie hat den Satz noch nicht ganz beendet, da hält Petra Jorissen ihre Hand und meint: „Wir helfen ihnen nicht beim Laufen, wir tanzen doch.“ Mit wiegenden Schritten hilft sie der Dame an den Esstisch und singt dabei ein kleines Liedchen. Warum es im Team so gut funktioniert, weiß Jorissen auch: „Wir organisieren uns weitgehend selbst und achten aufeinander, dass niemand in Stress gerät.“ Dass sie sich auch einmal außerhalb der Arbeit zum Essen oder Ausgehen treffen, trage zur Stärkung des Teams bei. Bei Teambesprechungen gehe man sehr offen miteinander um. Das Einzige, was sich Petra Jorissen noch wünscht, ist mehr Platz. „Und einen Schreiner oder einen Zeitspender, der speziell den Männern mal etwas anbietet. Was ihnen da fehlt, können wir als Frauenteam ihnen nicht geben.“ nda
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