Allzu lange ist der letzte Krieg auf dem europäischen Kontinent noch nicht her. Und doch wirkt es, als liege er schon eine Ewigkeit zurück. Dabei kamen auch damals hunderttausende Flüchtlinge aus dem Osten unter anderem nach Deutschland, während die Nachrichten täglich über den Krieg auf dem Balkan berichteten. Nun toben die Kämpfe in der Ukraine, und das Lied von Reinhard Mey ist wieder so aktuell wie einst.
Am Sonntagvormittag versammelten sich in Babenhausens Mitte etwa 300 Menschen, um Frieden einzufordern, ein Zeichen gegen Krieg und Zerstörung zu setzen und auch, „um uns gegenseitig Trost zu geben in einer schweren Zeit“, wie Dr. Stephan Orlemann sagte. Mit Anne Möller und Kurt Thiel gehört Orlemann zum Team, das die Kundgebung organisiert hatte. Sie gehören zum Lauftreff des Babenhäuser Turnvereins (TVB), der die Friedensveranstaltung initiiert hatte. Die Kirchen, politischen Parteien und die Stadt beteiligten ebenso daran, wie mehrere Babenhäuser Unternehmen.
Unter ihnen die Schloßapotheke, die zusagte, den Betrag, der durch Spenden an diesem Tag zusammenkam, aus eigenen Mitteln aufzurunden. Auch das Eiscafé „Galileo“ unterstützte die Aktion und verkaufte am Sonntag Eis in den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb gegen einen Spendenbetrag. Überhaupt waren Blau und Gelb die vorherrschenden Farben – viele Teilnehmer hatten Schilder gestaltet, auf denen Friedenstauben, das Peace-Zeichen und eben die Nationalfarben der Ukraine zu sehen waren. Kinder hielten blaue und gelbe Luftballons in die Höhe, hier und da wehten Friedensfahnen.
Nach den Eröffnungsworten von Stephan Orlemann, den Liedbeiträgen von Julia Aulbach und dem Vortrag eines selbst geschriebenen Gedichts von Karla Möller machte sich die große Gruppe auf den Weg durch die Babenhäuser Altstadt mit dem Schwanengraben als Ziel. Vor der Kulisse des Wasserschlosses, das inzwischen einem ukrainischen Geschäftsmann gehört, hielten Frank Fengel (CDU), Manfred Nodes (Grüne), Joachim Knoke (SPD) und Dr. Meik Huhn (FDP) Ansprachen. Den Anfang machte Reinhard Rupprecht in Vertretung für Bürgermeister Dominik Stadler.
Rupprecht sprach von der bitteren Erkenntnis, dass in Europa Krieg herrscht. Dieser sei nicht nur eine territoriale Auseinandersetzung, sondern auch ein Krieg gegen Demokratie und Freiheit. Auch Reinhard Rupprecht erinnerte an die dunkle Zeit des Jugoslawien-Kriegs. „Ich hoffe inständig, dass sich die Kriegsverbrechen von damals nicht wiederholen werden.“ Es müsse selbstverständlich sein, entschlossen gegen Krieg und Gewalt einzutreten.
Auch Manfred Nodes betonte, wie wichtig es nun sei, eine humanitäre Katastrophe abzuwenden. „Wir müssen aus unserer Geschichte lernen: nie wieder Völkermord, Rassismus und Beschwichtigungspolitik“, sagte Nodes und wies darauf hin, dass dieser Krieg teuer werde. „Wir dürfen uns nichts vormachen. Die Verteidigung unserer Demokratieverständnisses und eines wertebasierten Völkerrechts wird uns nicht ungeschoren lassen. Wir müssen uns deshalb lösen von der überstarken Abhängigkeit russischer Energieimporte.“
Mahnende Worte richteten auch Frank Fengel, Joachim Knoke und Meik Huhn an die Menschen, für die die Stadt stets Ansprechpartner sei, wie Reinhard Rupprecht betonte. mel
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