„Vergeben, aber nicht vergessen”: Stolpersteine für den Sickenhöfer Leopold Kahn und seine Familie

Diese Stolpersteine in der Nibelungenstraße in Lorsch erinnern jetzt an die Familie Leopold Kahn. (Foto: Georg Wittenberger)

Im April waren in Babenhausen im Zuge der Stolperstein-Verlegung vor dem Haus Fahrstraße 80 für die Familie Karl Kahn Stolpersteine von Gunter Demnig verlegt worden. Die Familie hatte den Holocaust nicht überlebt. In Lorsch wurden jetzt für seinen Bruder Leopold und dessen Familie ebenfalls Stolpersteine verlegt. Diese Familie konnte den Nazischergen entrinnen.

Beide Kahnbrüder sind in Sickenhofen geboren. Karl 1890, sein Bruder Leopold zwei Jahre später. Beide haben Frauen aus Lorsch geheiratet. Karl Kahn seine Paula, mit der er nur Mädchen hatte. Mit seiner Familie war er später nach Babenhausen übersiedelt und 1942 deportiert worden. Der Bruder Leopold Kahn, der 1924 Karla Mainzer in Lorsch heiratete, hatte fünf Söhne. Deswegen wurde er im Ort der „Buwe-Kahn“ genannt. Die Initiative, für die Familie Leopold Kahn Stolpersteine in Lorsch zu verlegen, ging von dem örtlichen Heimat- und Kulturverein aus.
Bereits 1933 hatte in Lorsch ein Greifer Trupp der SS alle männlichen Juden ins KZ-Osthofen gebracht. 1938 wurde Leopold Kahn verhaftet und in Buchenwald inhaftiert. Sofort nach seiner Entlassung kümmerte er sich um die Auswanderung, die ihm auch alsbald gelang. Zwei seiner Söhne, Ernst und Berthold, waren bereits in England. Mit den drei anderen Söhnen, Fritz, Heinz und Otto sowie seiner Frau Karola gelang die Flucht.
Vor dem Haus Nibelungenstraße 56 erinnern jetzt kleine Steine mit Messingplatten an die ehemaligen Bewohner. Zu der Feierstunde war auch Otto Kahn aus den USA gekommen. Er hatte als Vierjähriger miterleben müssen, wie sein Vater aus der Nibelungenstraße nach Buchenwald verschleppt wurde. In einem kurzen Redebeitrag sagte der in Kalifornien lebende, inzwischen pensionierte Herzspezialist: „Wir sind bereit zu vergeben, aber wir können nicht vergessen.“ Neben Otto Kahn waren zu dem feierlichen Akt über ein Dutzend Nachfahren von Leopold und Karola Kahn aus Übersee nach Südhessen angereist, unter ihnen auch Elaine Kahn mit ihrem Ehemann Rabbiner Lawrence Troster. Beide hatten im vergangenen Jahr bei einem Besuch in Babenhausen die Grabstätten ihrer Vorfahren auf den beiden jüdischen Friedhöfen in Sickenhofen und Babenhausen besucht.     wi.

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