Bachwiesenschule Hergershausen: Welchen Schulweg kann man den Kindern zumuten?

Der schmale Fußgängerweg, geparkte Kraftfahrzeuge und dann noch Mülltonnen auf dem Bürgersteig – bei der Begehung am vergangenen Freitag konnten sich die Teilnehmer ein persönliches Bild von einem möglichen Schulweg machen.

„Fast schon berührt“ über die große Beteiligung der Eltern aus Sickenhofen und Hergershausen waren die Organisatoren der Informationsveranstaltung bezüglich der Beförderung von Grundschülern aus Sickenhofen in die Hergershäuser Bachwiesenschule. Rund fünfzig Teilnehmer versammelten sich am Freitag Nachmittag in der Aula der Bachwiesenschule, um die Thematik zu erörtern.

Ein Kreistag-Beschluss aus dem Jahr 2010 (!) sieht vor, Schulwege im Landkreis Darmstadt-Dieburg auf Zumutbarkeit zu überprüfen - diese Prüfungen werden nun vorgenommen. Die Frage, kann man Grundschülern den Schulweg von Sickenhofen nach Hergershausen zumuten?
Mit dieser Überprüfung kommt die freiwillige Fahrtkostenübernahme (etwa 30 € monatlich) des Landkreises „Hessenticket“ ebenfalls auf den Prüfstand. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Kostenübenahme basieren auf dem Hessischen Schul- gesetz. Dies sieht vor, dass eine Beförderung der Schulkinder mit dem Bus nur gegeben sein muss, wenn der Schulweg mehr als zwei Kilometer beträgt oder erhebliche Gefahren auf dem Schulweg bestehen würden. Für die Prüfung der möglichen Gefahren wurde das Verkehrsbüro „Verkehr mit Köpfchen“ aus Heidelberg beauftragt, die einen Prüfbericht über den Fahrradweg zwischen Sickenhofen und Hergershausen anfertigten.
Das Verkehrsbüro stufte den Fahrradweg als zumutbar ein. Der Fahrradweg ist durch einen Grünstreifen von der Straße abgetrennt und bietet durch seine Breite von etwa 2,60 Meter auch die Möglichkeit von „Zweirichtungsverkehr“ weiterhin ist er durchgängig beleuchtet.
Diese Einschätzung wurde von den anwesenden Eltern nicht geteilt. Unabhängig von der (für viele Eltern zu langen) Wegstrecke – allein der Fahrradweg hat ein Länge von etwa 1,2 Kilometer - wurde der Fahrradweg unter anderem als „extrem unsicher“ bezeichnet. Die Eltern empfanden es als Zumutung, einen ABC-Schützen diese Strecke alleine laufen zu lassen. Zahlreiche Aspekte wurden angesprochen wie fehlende Unterstellmöglichkeiten und die nicht ausreichende Beleuchtung. Die verschiedenen Ausfahrten am Fahrradweg kamen ebenso zur Sprache wie das teilweise rücksichtslose Verhalten von anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber den Schulkindern.  Aus den zahlreichen Wortbeiträgen wurde klar, dass es hier nicht um das Geld, sondern um die Sicherheit der Kinder geht. Auch der Schulweg innerhalb von Sickenhofen rückte immer wieder ins Blickfeld, dessen Prüfung nicht Bestandteil des Prüfberichtes war. Im Rahmen der sich anschließenden Ortsbegehung konnten die Eltern ihre Sorgen direkt vor Ort ansprechen. Bei dem Rundgang wurden unter anderem die schmalen Bürgersteige angesprochen, die an diesem Tag noch durch Mülltonnen „blockiert“ wurden.
Sickenhofen verfügt weder über einen Zebrastreifen noch über eine Ampel, das überqueren von teilweise stark frequentierten Straßen stellt also ebenfalls eine zusätzliche Gefahrenquelle dar. Mögliche „Ausweichstrecken“ verfügen augenblicklich nicht über eine angemessene Beleuchtung und von „sicherem Schulweg“ wollten die Eltern bei dem Rundgang nicht reden. Die Kommunikation während der Ortsbegehung von Eltern, Lehrer, Verantwortlichen des Landkreises sowie den Mitgliedern des beauftragten Verkehrsbüros war sachlich und ziel- orientiert. Lösungsmöglichkeiten und Alternativen wurden angemessen besprochen und be- wertet. Man spürte, dass tatsächlich alle Beteiligten ein gemeinsames Ziel hatten – einen sich- eren Schulweg für die Kinder.

„Lokale Besonderheit“

Stadtverordnetenvorsteher und Ortsvorsteher von Sickenhofen Friedel Sahm erinnerte bei der Aussprache in der Bachwiesenschule an eine Absprache mit dem Landkreis, als die Schule in Sickenhofen geschlossen wurde: Die Sickenhöfer Schulkinder werden kostenfrei mit dem Bus in die Bachwiesenschule Hergershausen gefahren. „Das klage ich ein“ fasste der Ortsvorsteher von Sickenhofen zusammen.
Auch Bürgermeister Achim Knoke bestätigte diese Vereinbarung. Der Verwaltungschef berichtete, dass er mit dem Kreisbeigeordneten Christel Fleischmann in dieser Angelegenheit bereits gesprochen habe. Fleischmann könne sich ebenfalls an die „lokale Besonderheit“ erinnern und auf Rücksprache von Eltern bestätige Bürgermeister Knoke „Ja, die Vereinbarung steht“.          hz

 

 

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04. April 2019 - 23:51

Es gibt wirklich größere Probleme

Oh Gott, wie peinlich. Früher hat man über so etwas überhaupt nicht diskutiert, geschweige denn nachgedacht, da sind wir mit schwerem Ranzen Kilometerweit bei Wind und Wetter zur Schule gelaufen und sind nicht daran gestorben. Denn es war NORMAL. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln, vor allem dass für so ein Luxusproblem-Thema wertvolle Zeilen einer Zeitung vergeudet werden und man das auch noch lesen muss. Hallo! Es gibt größere Probleme auf dieser Welt!



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